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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 5
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Cornils, Hermann: Vom Deutschen Künstlerbund, [5]
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Der Leipziger Künstlerverein und seine Stiftung
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Die Kunst in der Rheinpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0066

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62

Vie Werkstatt der Kunst»

Heft 5.

Kunst ist Leben, und so gut wie es rm Lieben
Richtungen und Wege einem Ziel entgegen gibt,
gibt es solche auch in der Kunst. Aber der Weg
dem Ziel entgegen :st voller Dornen und Entbeh-
rungen und nicht wenig Steine liegen am Wege.
Gar mancher fällt und stellt nicht wieder auf. Aber
das Ziel ist doch da, das sind dis Sterne und das,
was darüber sieht. Und diejenigen, die sie sehen
und nach ihnen wandern, das sind eben die Künstler,
die andern aber, das sind die Macher. Die letzteren
aber sind es meist, die mit dem Gott der Väter
auch den Glauben an sich selbst verloren haben:
sie versinken. Darin aber besteht dis Tragödie des
Menschen, nicht nur die der Künstler.
Wie aber kann man dem arglosen Philister-
herz, welches in unserer Kunstwelt mitredet, so hohe
Dinge begreiflich machen, was weist ein solches von
der Ideenwelt über den Sternen? Rann es sich doch
selten höher erheben, als bis zur Mattscheibe seines
Photographenkastsns und bis Zur biederen Natur-
anschauung und javanischen Tüchtigkeit? Willst Du
die Gottheit schauen nut der Lupe im Moneren-
schlamm? — Wer in der Runft mit lauwarmem
Wasser taust, kann kein Wunder tun. And mit Lrok-
kener Schulmeisteren und historischer Rezextmrscherei
ist auch nichts getan. Nur der Feusrgeist der Ideen-
inspiration überwindet mit eiserner Energie den erden-
schweren Materialismus.
Niemals erreicht der Verstand des Geistes
köstlichste Rrone, denn die findet nur der,
welcher ihn fühlend versteht. Varm-m
Leipziger MmMerverem lmck
Seme .KMtümg.
In dieser Angelegenheit werden wir nochmals
um das Wort ersucht und zwar diesmal vom Vor-
stande des Leipziger „Rünstlerbundes", gegen welchen
dis ausführliche Erklärung des „Künstlervereins" in
Heft 52 gerichtet war. Zur Orientierung veröffent-
lichten wir damals einen- längeren Nachsatz. Dis
Absichten des Verfassers dieses Nachsatzes, versöhnend
zu wirken, werden vom Vorstand des „Künstler-
bundes" gern anerkannt, eine Konstatierung, von
welcher wir ebenso gern Kenntnis nehmen. Die
uns übersandte Erklärung lgutst:
Diskussionen über Vereins- und künstlerische
Wertsragen führen meist ins Uferlose. Sie kann
man benutzen, wenn man in einem Streite hart be-
drängt ist und einen Frontwechsel etwas schief zum
Sachlichen wünscht. Ebenso töricht wie ungeschickt
versuchen das in Nr. 52 der „Werkstatt der Kunst"
die Herren von: Vorstand des Leipziger Künstler-
vereins, dre zusammen mit ihrem ersten Vorsitzenden
beschuldigt worden waren, eine Kuuststiftung als
Machtmittel gegen unsere Ausstellungsgrupps inner-
halb des Vereins mißbraucht zu haben, die wir dem
Vorstand im ganzen wegen künstlerischer Erfolgs,
wie auch im einzelnen persönlich nicht paßten.

Gegen diesen schweren Vorwurf fand der Ver--
einsvorstand, um sich und sein Oberhaupt zu sal-
vieren, zuletzt im „Kunstwort" folgende Worte:
„Wir erklären, daß alle mit der Stiftung m
Zusammenhang stehenden und den Leipziger Künstler-
bund berührenden Vorkommnisse durchaus nicht einem
persönlichen Mißfallen des ersten Vorsitzenden ent-
sprungen sind. Es ist dabei vielmehr nur die Nsbsr-
zeugung des gesamten Vorstandes sowie der ganzen
ordentlichen Mitgliedschaft zum Ausdruck gekommen."
Dazu entgegnete der Referent des „Kunstworts"
in dieser Sache: „Herr Professor Seffner (erster Vor-
sitzender) hat vor seinen Vorstandsmitgliedern und
vor Zeugen offen eingestanden, »daß der Vorstand
die Stiftung als Machtmittel gegen den Bund
benutze, und daß ihm das niemand verdenken
könne/ Ferner, .»daß er gewisse Leute ein für
allemal im Verein nicht haben wollell Hierzu
nannte er die Namen des Direktors der Kgl. Aka-
demie für graphische Künste und Buchgewerbe hier,
Professor Seliger, und des Bildhauers Felix Pfeifer.
Die Leugnung eines persönlichen Mißfallens als
eines treibenden Motivs für den ersten Vorsitzenden
müssen wir auf Grund dieses Materials als uu-
wabr bezeichnen."
Der Gesamtvsrstand suchte also zunächst sich
und den Vorsitzenden einfach durch Ableugnung von
Tatsachen zu. decken. Dafür wurde er durch eigens
ihm bekannte Worte des Vorsitzenden im Zitat öffent-
lich widerlegt, der Unwahrheit beschuldigt, und die
Vorwürfe des SListungsrnlßbrauchs bestanden härter
als je. Der gesamte Verein aber hat weder den
Vorsitzenden noch den ihn mit so seltsamen Mitteln
stützenden Vorstand Zur Rechenschaft gezogen.
Hierauf verzichten wir mit irgend sinsr der drei
Instanzen in irgendwelche Diskussionen einzutreten.
Der Vorstand des Leipziger Künstlerbundes,
äolls. NartmANQ.
Anmerkung der Redaktion: Die zwischen
den Professoren Seffner und Seliger bestehenden
Differenzen hatte der Leipziger Künstlerverein in seiner
Erklärung nicht abzuleugnen versucht, wir nahmen
jedoch den. betreffenden Satz heraus, um die Hereni-
ziehung aller dritten Personen möglichst hmtenanzu-
halten. Dieser am Schluffe der Erklärung befindliche
Satz lautete folgendermaßen: „Zwischen den Herren
Prof. Seffner und Prof. Seliger (der übrigens da-
mals gar nicht dem Künstlerbunde anaehorte) be-
standen allerdings persönliche Differenzen. Herr
Pros. Seffner unterbreitete diese den: Lhrenrate des
Künstlervereins, worauf Herr Prof. Seliger seinen
Austritt erklärte. Auch daraus läßt sich wohl kaum
ein Vorwurf gegen Herrn Prof. Seffner herleiten."
LZW m cker RdsmpsK^.
Man schreibt uns aus Sporer:
Neus Besen kehren gut. Dieses allbekannte Sprich-
wori mag wahr sein, aber es kann auch einmal nicht stimmen.
 
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