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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 17
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Steinbach, H.: Sechs Briefe Adolf Menzels
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Die Kunst in den Reichslanden, I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0233

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Oie werEmc -er irunlt

^eäaktem: Hemrick Stsmback.

V. Jakrg. Heft 17. * 22. Jan. 1906.

^r> cUesern ^5eUs unserei-Leitscki-Nt erteilen wir jeclern Künstler clss freie Mort. Mir sorgen ctsfür, clas tunlickst keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Cienossensckaften abgectruckt wercien, okne class vorker cler Angegriffene clie Möglickkeit gekabt
KLtte, in cleniselben yefte zu erwiciern. Oie Redaktion kalt sick vollstänciig unpsrteiisck uncl gibt clurck clen Abclruck keineswegs
— .eine Nebereinstirnrnung rnit clen auf clisse Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen. . -

Secks krieke Tlclols Menzels,
welche sich iin Nachlasse Friedrich pechts vor-
fanden, werden vom Unterzeichneten im Zanuarheft
der „Meister der Farbe" (erscheinend bei E. A.
Seemann in Leipzig) mitgeteilt. Diese Briefe sind
in vieler Hinsicht außerordentlich interessant. Der
erste der mitgeteilten stammt aus dem Jahre (859
und führt uns in eine Zeit zurück, in welcher es
um die Anerkennung Menzels als Künstler noch
sehr schlecht bestellt war. So selbstverständlich einer-
seits wir heute die Huldigungen betrachten, welche
dein Genius des verstorbenen Meisters in seinen
letzten Lebensjahren dargebracht wurden, in derselben
Meise andererseits möchten wir es gegenwärtig am
liebsteil gar nicht begreifen, daß es in Deutschland
eine Zeit gegeben haben soll, in welcher man nicht
so dachte, eine Zeit, welche, wie alle Gegenwart
meistens, dem unsterblichen Sohne des Volkes mit
trüben Augen entgegentrat. Menzel war damals
kein junger Mann mehr, sondern er ging bereits
dein fünften Jahrzehnt seines Lebens entgegen. Er
war fast ^5 Zahre alt und eine Anzahl seiner großen
Friedrichsbilder bereits vollendet, als er von Männern
des Faches, welche in Berlin führende Kunstblätter
Herausgaben und in München als Kunstrichter auf-
traten, immer noch mit aller Entschiedenheit abge-
lehnt wurde. Da waren diese Bilder Gegenstand
peinlichster, spaltenlanger Untersuchungen, nämlich
ob sie „Historienbilder" seien oder nicht, da wird
Menzel als geschickter Maler, Kolorist und Techniker
gelten gelassen, da wird im Jahre (858 von Schas-
ler in den Berliner „Dioskuren", zusammen mit
einem Merke Schwinds, Menzels großes Gemälde
„Erste Begegnung Friedrichs des Großen mit Kaiser
Joseph II. auf der Treppe des Schlosses zu Neisse"
charakterisiert, „sozusagen als abschreckendes Bei-
spiel künstlerischer Verirrung". „Menzel," so
heißt es dort weiter, „malt nur das Besondere,
persönliche, Individuelle, Zufällige mit ungemeiner
Drastik, das ist wahr, aber ohne Spur von jener
höheren Tharakteristik, welche in der betreffenden
Person den Vertreter einer historischen Zdee ahnen
läßt." Da wird endlich selbstverständlich — vor
50 Zähren so wie heute — ein Ausländer dem
heimatlichen Genius als Muster gegenübergestellt, ein
Franzose natürlich — wahrlich, das Leben eines
Meisters im Lichte der Zeitgenossen zu betrachten:
ein höchst sonderbares Schauspiel!

Aber zu unserer nationalen Ehre dachten und
schrieben nicht alle damaligen Zeitgenossen des Mei-
sters so, sondern hoch aus dem Volke der Zwerge,
welche um seine Füße krochen und seine Stiefeln
besahen, ragt einer hervor, der schon damals in
dem HHjährigen Künstler mit weitausschaundem Blick
jene Sonne erkannte, welche den Himmel der neueren
deutschen Kunst noch mit solchem Glanze erfüllen
sollte: jener Mann, an welchen unsere Briefe ge-
richtet sind — Friedrich pecht. wie dieser da-
mals im Gegensatz zu dem, was wir eben hörten,
über Menzel urteilte, findet man am besten in pechts
Kritiken aus dem Zahre (858, woselbst er ihn, kurz
zusammengefaßt, neben Cornelius stellt, was aber
eine solche Nebeneinanderstellung für die damaligen
Zeitgenossen zu bedeuten hatte, sagen uns wieder-
um die Morte eines dritten Schriftstellers, Zulius
Grosses in München, bei einer Kritik Menzel'scher
Kunst nämlich: „Fand doch jüngst erst ein nam-
hafter Künstler den AÜut, Menzel in einem Atem
mit Cornelius zu nennen." An diese Verhältnisse
knüpft der erste der genannten Briefe an, die fol-
genden sind aus den Zähren (878, (8?9 und (88(,
insgesamt aber charakterisieren sie sich durch eine
bewundernswerte Originalität des Stiles und der
Sprache und ferner durch die Bekundung einer
Lebensweisheit, so daß man zuweilen vermeint,
einen Philosophen wie Schopenhauer sprechen zu hören.
H. 8teiubacb.
vis Kunst in clen Rsickslanclsn.
i.
Man schreibt uns aus Straßburg:
Sie veröffentlichten in Zhren letzten Heften ver-
schiedene Mitteilungen über das Straßburger Kunst-
leben, insbesondere über das neu eröffnete „Kunst-
haus" und den „Verband Straßburger Künstler".
Zch glaube, es wird Sie interessieren, noch etwas
Näheres über dieses Kunsthaus zu erfahren und eben-
sosehr auch über das Kunstleben in Metz. Dort hatte
in diesen Tagen die „Künstlergruppe Lothringen"
ihre diesjährige Ausstellung im Museumsgebäude
veranstaltet, welche etwa 50 Merke umfaßte. Sie
wurde am (5. Dezember eröffnet und dauerte bis
(5. Zanuar. Ausgestellt hatten: Otto Hildebrand,
A. pellon, Heinrich Beecke, Maniguet und Hablützel.
Diese Ausstellung war ursprünglich in größerem Um-
fange geplant. Die Künstlergruppe hatte im ver-
 
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