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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 36
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Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen
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Die deutschen Kunstausstellungen in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0497

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LM Werkstatt -er Run st

sseäaktem: Hemrick Steinbach.

V. Jakrg. I)ekt 36. L 4. ^uni 1906.

In cUesern ^eile unserer Leits<ä,rift erteilen wir jeclern Künstler clas freie Mort. Mir sorgen ctafür, clss tunlicl,st keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Genossenscksften sbgeclruckt werclen, okne clsss vorder cler Angegriffene clie MögliÄiksit gekabt
Kälte, in ciernselben IZefte zu erwictern. Vie Keckaktion kält sicd vollständig unpsrteiisck uncl gibt clurck clen Abclruck keineswegs
_ _- — eine llebereinstirnrnung niit clen auf cliese Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen. --—.- —

Der Verein cler Künstlerinnen uncl
Runstkreunclinnen
zu Berlin hat, wie kürzlich der neugegründete
Aünstlerverband deutscher Bildhauer zu seinem
Berbandsblatt, die „Werkstatt der Kunst" zu sei-
nem Bereinsorgan bestimmt und wird seine Be-
kanntmachungen und Mitteilungen nunmehr durch
uns seinen Mitgliedern und der Meffentlichkeit
übergeben. Wir begrüßen herzlich diese Schritte
der Aünstlerschaft, welche uns von neuem anspor-
nen, auf den bisher beschrittenen Wegen rüstig
fortzuschreiten, und uns zu unserer Freude sagen,
wie sehr die Aünstlerschaft dessen inne wird, wessen
sie bedarf, um mehr und mehr im Aampfe mit
dem Dasein gewappnet zu sein.
Die cleutscken Kunstausstellungen
in Lonäon.
Die Zeitungen berichten jetzt über die Beur-
teilung der von der Galerie Heinemann veranstalteten
Münchener, sowie der von den britischen Künstlern
herbeigeführten deutschen Kunstausstellung in Lon-
don. Bo lesen wir z. B. in Londoner Korrespon-
denzen der „Münch. Neuest. Nachr." über das
Unternehmen der Galerie Heinemann, der Münchener
Kunst in London ein Absatzgebiet zu eröffnen, das
Folgende:
„Aller Anfang ist schwer. Das Fremde als
solches hat für den Engländer durchaus keine be-
sondere Anziehungskraft; es stößt ihn eher ab, wie
denn auch die großen Zahresausstellungen in Lon-
don, wenn wir von denen der jungeil „Interna-
tionalen Gesellschaft" absehen, von jeher auswär-
tige Bilder nur in spärlichster weise, wenn
überhaupt, zugelassen haben. Dazu kommt,
daß es in den letzten Jahrzehnten Mode ge-
worden ist, in der Malerei von den auswärtigen
Nationen nur Frankreich und Holland gelten zu
lassen und Deutschland ganz zu ignorieren.
Ls ist bezeichnend, daß bis in die allerletzte
Zeit überhaupt keiner der großen hiesigen
Bilderhändler München eines Besuches ge-
würdigt hat, obwohl sie in den 70er Zähren
regelmäßig zu kommen pflegten. Ls gilt also man-

ches Vorurteil zu überwinden, und die Bache wird
dadurch zum mindesten nicht erleichtert, daß alles
Deutsche dank der allgemeinen politischen Konstella-
tion heute in England durchaus nicht populär ist.
Gb die heurige Ausstellung ein Erfolg sein wird
oder nicht, läßt sich jetzt noch unmöglich sagen; das
kann man aber doch mit Bestimmtheit sagen, daß
sie einen Bamen sät, der früher oder später zum
Vorteil der Münchner Kunst aufgehen wird. Die
Zeit für die Ausstellung ist insofern günstig gewählt,
als jetzt alles in London ist, was Bilder kaust. Auf
der anderen Beite darf man nicht übersehen, daß
sie um keine Zahreszeit mehr unter der Konkurrenz
anderer Ausstellungen zu leiden gehabt hätte als
gerade jetzt."
Des weiteren werden dann Urteile der eng-
lischen fresse angeführt, zunächst das der „Tribüne",
von welchem der Korrespondent sagt, daß es für
den allgemeinen Eindruck, den die Ausstellung
aus die Engländer macht, typisch sei. Das Blatt
schreibt:
„Deutsche moderne Kunst ist nicht viel anders
als moderne englische Kunst. Die Bilder in der
Graston Galerie haben ein deutsches Aussehen, wie
die in der Akademie ein englisches haben. Die
Deutschen zeichnen besser, die Engländer haben einen
besseren Farbensinn. Die Engländer malen mehr
wie Weltmänner, die Deutschen mehr wie entschlossene
und strebsame Studierende. Zn englischen Bildern,
selbst in schlechten, ist mehr Takt als in den deut-
schen; in den deutschen dagegen mehr Gewissenhaf-
tigkeit. Andererseits sind die Deutschen nicht viel besser
und nicht viel schlechter als wir. Die vorliegende Aus-
stellung ist wohl ziemlich repräsentativ. Bie umfaßt
Maler wie F. A. v. Kaulbach, phantastische Maler
wie Btuck, ernste Maler wie Uhde, einen gewissen
Betrag blinden Experimentierens, ziemlich viel rein
Langweiliges, was man .Hausfrau-Kunst' nennen
könnte, wie sie in Deutschland ebenso endemisch ist
als hier. Man kann sie nicht eine Ausstellung der
Münchner Schule nennen, denn die Bilder haben
keine gemeinsamen Tharakterzüge. wie es denn in
der Tat in der modernen Malerei überhaupt keine
Schulen gibt, sondern nur viele beständig wechselnde
Moden und Zndividualitäten, die oft nicht sehr aus-
geprägt sind."
Des weiteren berichtet dann der Korrespondent:
Der Besuch der Münchner Ausstellung steigert sich täg-
lich. Gerade das beste Publikum kommt, wirkliche Kunst-
 
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