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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 39
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Bekanntmachung
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Schumann, Paul: Die Verbindung für historische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0541

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l^eäaktem: Hemrick Stemback.

V. Jakrg. Heft 39. V 25. Juni 1906.

clissern rieile unserer LeitsckrUt erteilen v?ir jeclern klünstler clas freie Mort. Mir sorgen clsfür, ctas tunlickst keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Genossensckaften abgeclruckt werclen, okne -lass vorder cler Angegriffene clie MSglickkeit gekabt
KLtte, in cleniselben yefte zu erwiclern. Vie Aeclaktion kait sick voilstLnclig unparteiisck uncl gibt clurck clen Abäruck keineswegs
ein« Nebereinstirnrnung rnit clen auf «lies« Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen. ---

kekarmtmackung.
In den bevorstehenden drei Sommermonaten, Juli, August und September, gelangt die
„Werkstatt der Kunst" in Zwischenräumen von zekm Tagen zur Ausgabe. Das heute vorliegende
Heft 39 ist das letzte des wöchentlichen Erscheinens. Das nächstfolgende Heft HO gelangt am
3. Juli zur Versendung und wird spätestens am Donnerstag, den 5. Juli, in den Händen
aller unserer Leser sein.



Vie Verbindung kür
welche vor zwei Jahren ihr 30 jähriges Bestehen in
Dresden feierte, hielt ihre diesjährige Hauptversamm-
lung am s2. und s3. Juni in Nürnberg ab. Der
dortige Albrecht Dürer-Verein hatte die örtlichen Vor-
bereitungen für den Tag übernommen. Die Verhand-
lungen selbst fanden im alten Natssaale des Rathauses
statt. Zunächst stand ein längerer Antrag der „Luitpold-
Gruppe" und der „Sezession" in München auf der
Tagesordnung. Ts handelte sich um uichts Ge-
ringeres als um Veränderung des Namens der Ver-
bindung. Der Verein solle künftig „Verbindung für
vaterländische Kunst" heißen und demgemäß solle
Punkt 2 lauten: Zweck der Verbindung ist Förderung
der deutschen Kunst durch Ankauf bedeutender Werke
der bildenden Kunst, gleichviel welcher Gattung.
Die Begründung dieses Antrages wies darauf
hin, daß die Verbindung zu einer Zeit gegründet
wurde, als die deutsche Kunst ihren ganzen Stolz in
ihren Historienmalern sah. Diese mehr oder weniger
akademische Richtung der Kunst, welche, wie das ganze
deutsche Kulturleben, in erster Linie auf literarischen
Grundlagen ruhte, ging zunächst vom Stoffe aus und
suchte mit wenig Phantasie, aber mit viel literarischem
und kostümlichem Beiwerk dieses Stoffes schlecht und
recht Herr zu werden. Dabei gelangte sie bald zu
lediglich schematischen und theatralischen Darstellun-
gen, und da sie viel zu sehr mit ihrem fernliegenden
Stoff beschäftigt war, so vergaß sie vollständig Natur
und Leben um sich her und die tausendfachen An-
regungen, welche eben Natur und Leben dem offenen
Auge des Künstlers darbieten. Gleichwohl hat man
gerade diese Art der Kunstübung bei Künstlern und
Publikum besonders hoch gestellt, und da letzteres das
Bedürfnis empfand, hier helfend und fördernd ein-

kisloriscke Kunst,
zugreifen, so trat man zu einer Verbindung zusammeü,
um gerade diese Kunst besonders zu stützen. Aber die
Wege der Kunst sind unerforschlich. Reber Nacht wech-
seln die Ideale; die schaffende Künstlerwelt wurde auf
einmal der Atelierluft und der theatralischen Draperien
satt und begann frisch und frei in die Natur und ins
Leben hinauszutreten, um dort sofort einem unge-
heuren, malerischen Stoff gegenüberzustehen, der sie
und ihre ganze junge Kraft zur Bewältigung heraus-
forderte. Also verließ man jene Historienmalerei, ging
neue Wege, und die Verbindung für historische Kunst
sah plötzlich den Boden unter ihren Füßen wegge-
zogen. Sie mußte sehen, wie die besten Talente ihren
Bestrebungen den Rücken wandten; so stark waren
jene neuen Ideale, daß auch die reichen Mittel, welche
die Verbindung ihren Zwecken zur Verfügung stellte,
nicht mehr imstande waren, diese Talente auf ihre
Seite zu locken. So wurde nach und nach das Ma-
terial, welches der Verbindung zu ihren Ankäufen zur
Verfügung stand, dritten und vierten Ranges; man
sah diesen Werken sehr bald an, daß nicht mehr reine
Kunstbegeisterung sie geschaffen hatte, sondern die Ge-
wohnheit und die Hoffnung, bei der Verbindung sich
bezahlt zu machen. Ja, die Verbindung hatte das
traurige Schicksal, durch ihre Konkurrenzeinladung
schuld zu werden an dem Entstehen einer großen Zahl
schlechter Kunstwerke, welche lediglich dieser Konkur-
renzen wegen geschaffen wurden. Line Zeit lang ar-
beitete man mit diesem geringwertigen Material, aber
bald erkannte man den schiefen weg, auf den man
geraten war und da man nicht Lust hatte, noch weiter
schlechte Bilder zu kaufen, lediglich weil es Historien-
bilder wären, so suchte man gute Bilder zu erwerben,
auch wenn es keine Geschichtsbilder waren. Zu diesem
 
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