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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/​1912

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Heft 24.
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Redaktioneller Teil
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Die Zukunft des Kunstaustellungsgebäudes in Berlin
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Wettbewerb um das Bismarck-Nationaldenkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0338

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328

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 2H.

den gedachten Zweck paßt: es ist das Gelände des
jetzigen Zollgüterbahnhofes, das von der Paulstraße,
der Stadtbahn, der Straße Alt-Moabit und der Spree um-
schlossen wird. In bezug auf den Verkehr läge hier die
Kunstausstellung denkbar günstig. Außerdem hat der Platz
den Vorzug, die Lage des Ausstelluugsparkes in Moabit
und am Lehrter Bahnhof, die zu einer Art Tradition ge-
worden ist, beizubehalten. Auch wird auf diese weise der
häßliche Anblick des Zollbahnhofes, der wirklich kein schöner
Nachbar des Tiergartens und des Schlosses Bellevue ist,
beseitigt. Statt rauchender Lokomotiven, rasselnder Krane
und rollender Lastwagen, statt der Kohlenplätze mit ihren
Buden und Firmenschildern sollen sich hier in Zukunft
Parkanlagen ausdehnen und fröhliche Menschen lustwandeln.
Der Ausstellungspark bildet dann eine Erweiterung des
Tiergartens nach Norden über die Spree hinweg, die als
reichlicher Ersatz für das nur Z bu große Stück angesehen
werden kann, das ihm durch den vorgefchlagenen Vpern-
bau fortgenommen wird. Der Zollgüterbahnhof wird, wie
in dem Abschnitt über Verkehrseinrichtungen näher aus-
geführt ist, auf das Gelände zwischen Humboldt- und Nord-
hafen oder an den Westhafen verlegt, wobei sich die Ver-
fasser nicht verhehlt haben, daß das Niederlegen der wert-
vollen, erst t88S vollendeten Packhofsbauten auf heftigen
Widerspruch stoßen wird. Aber um wirklich eine schöne
und großzügige Anlage zu gewinnen, die eine Sehens-
würdigkeit bilden soll, müssen eben auch ältere wertvolle
Gebäude fallen. Um die Kosten einigermaßen zu decken,
ist nicht das ganze Gelände zum Ausstellungspark verwandt,
sondern der östliche Teil für die Bebauung mit Wohn-
häusern vorbehalten worden. Ls ist zweifellos, daß hier,
an einer neu zu schaffenden Uferstraße in so günstiger
Verkehrslage, neben dem neuen Zentralbahnhof und dicht
beim Tiergarten sich bald vornehme Hotelbauten nieder-
lassen werden. Ebenso soll der nördlich der Stadtbahn ge-
legene Teil des alten Ausstellungsparkes parzelliert werden,
wobei das jetzige Ausstellungsrestaurant vielleicht ebenfalls
zu einem Hotel erweitert werden könnte, dem der benach-
barte Zentralbahnhof die Existenzbedingungen verschafft.
Für den neuen Ausstellungspark bleibt dann noch ein
Gelände von über fs Ku übrig, das, unmittelbar am Wasser
und dem Tiergarten gegenüber gelegen, alle Möglichkeiten
einer reizvollen Parkanlage bietet, was sich aus dem
Platze machen läßt, ist in den Lntwurfszeichnungen nur
angedeutet. Das langgestreckte Hauptgebäude für die Aus-
stellung ist an die Stadtbahnbögen herangeschoben, um
möglichst viel Parkfläche am Wasser freizubehalten, die
Architektur der Stadtbahn zu verdecken und einen Gleis-
anschluß zu ermöglichen, ohne den Garten damit zu durch-
schneiden. Lin Haupteingang ist diesem Gebäude gegen-
über vom Tiergarten aus mit einer breiten Fußgänger-
brücke angelegt, die von Billettschalterhäuschen flankiert
wird. Der andere Haupteingang ist für die vom Bahn-
hofskomplex am jetzigen Lehrter Bahnhof kommenden Be-
sucher an der Ostseite des Parkes vorgesehen; die erwähnte
neue Uferstraße sowie die vorhandene am Hauptzollamt
vorbeiführende Straße führen von Alt-Moabit herab an
den Hotelbauten (siehe oben) vorbei auf einen kleinen, dem
Eingang vorgelagerter: Platz, auf dem wagen umkehren
können und der durch eine Brücke mit der Beethovenstraße
verbunden ist. Nördlich des Eingangs erhebt sich das
Hauptrestaurant der Kunstausstellung, das als Gesell-
schaftshaus vornehmen Stiles mit verschiedenen
großen und kleinen Sälen gedacht ist; es wendet seine
breite Westfront mit Veranden und Terrassen dem parke
zu und ist durch einen gedeckten Gang mit dem Ausstel-
lungsgebäude verbunden. Man kann das Restaurant da-
her vom Parke, von der Ausstellung selbst und von der
Straße unmittelbar betreten. Ls kann bei seiner günstigen
Lage auch im Winter, von dem Betriebe des Ausstellungs-
parkes unabhängig, mit Erfolg weitergeführt werden.
Ein dritter Eingang liegt an der paulstraße; südlich von
ihm ist ein Lass hart an der Spree angelegt; am Ufer
ziehen sich große Glashallen hin, von denen der Blick hin-

überschweift nach den Wipfeln des Tiergartens; weit-
räumige Terrassen, die in den Park überleiten, sind ihm
vorgelagert. Längs des Ufers ist eine Promenade vorge-
sehen, die Restaurant und Lase verbindet. Die freibleiben-
den Parkflächen können zum Aufstellen von Bildwerken und
zur Errichtung kleinerer vorübergehender Ausstellungsbauten
benutzt werden. In der Nordwestecke liegt die Maschinenhalle."
Mettbewerb um ctas Kismarck-Datio-
nalclenkmal
(vgl. die Artikel in den Heften 22 und 23.)
Die in Nr. 23 der „Werkstatt der Kunst" ver-
öffentlichte Entgegnung des geschäftsführenden
und Kunstausschusses auf den Protest der
deutschen Künstlerverbände zwingt den Haupt-
ausschuß der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft zu nachfolgender Erklärung:
Zum Beweise unserer Behauptung, daß die Art
und weise der Vergebung der Ausführung des
Denkmales in der gesamten Künstlerschaft Er-
bitterung hervorrief, mag dienen, daß 63 Künstler-
vereinigungen^), darunter die bedeutendsten und größten,
sich dem Proteste vorbehaltlos und teilweise unter
besonders lebhafter Zustimmung angeschloffen haben,
wenn in der Entgegnung des Kunstausschuffes be-
hauptet wird, daß ein sehr erheblicher Teil der
Künstlerschaft, darunter die „maßgebenden Architek-
ten- und Bildhauervereinigungen" (Ortsgruppe Berlin
d. B. D. A. und Berliner Bildhaueroereinigung?),
sich dem Proteste gegenüber ablehnend verhalten
haben, so möchten wir dazu nur bemerken, daß diese
beiden Korporationen in ihren schreiben an uns,
ebenso wie wir, das Verhalten des Kunst- und Lnt-
scheidungsausschusses gegenüber den Beschlüssen des
Preisgerichtes aufs entschiedenste mißbilligen, wenn
sie sich auch nicht in der Lage sahen, unfern Protest
in allen seinen Teilen mitzuunterzeichnen.
Line eingehende Antwort auf die übrigen Punkte
der Entgegnung des Kunstausschusses haben wir uns
durch das nachfolgende Schreiben vorbehalten:
An den Lntscheidungsausschuß für die Er-
richtung eines Bismarck-Nationaldenkmals.
„In Ihrer uns am 26. d. M. zugegangenen
Erwiderung betreten Sie einen weg, auf welchem
wir Ihnen nicht folgen wollen, wir haben es
peinlichst vermieden, die Entwürfe für das Bis-
marck-Nationaldenkmal gegeneinander auszuspielen,
und haben uns in dem Proteste darauf beschränkt,
die Anerkennung des von der Preisjury gefällten
Spruches zu fordern.
Nach dem uns vorliegenden Aktenmateriale
ist die. Stimme des Preisgerichtes unberücksichtigt
geblieben, indem ein Entwurf, der nicht in die
engste Wahl gekommen ist und nur von einer
Minderheit empfohlen wurde, dennoch vom Kunst-
*) Die Ortsgruppe München des B. D. A. und der
„Münchener Architekten- und Ingenieurverein" haben sich
nicht nachträglich, sondern während des Druckes des Pro-
testes diesem angeschlossen. Red.
 
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