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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 15
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Matthaei, Adelbert: Der Krieg von 1914 und die bildende Kunst in Deutschland, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0178

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s70

Die Werkstatt der Kunst.

XIV, Heft ^5.

Amtlicker ^ell.

Einladung zu einer
ordentlichen Hauptversammlung
am Dienstag, den ^9- Januar ^9(5, pünkt-
lich 8 Uhr abends im Parterresaal des
Künstlerhauses.
Tagesordnung:
s. Neuwahl der Vertrauensmänner (K 8 der Satzung).
Bisherige Mitglieder: Prof. H. Hosaeus,
F. Züttner, T. Kayser-Eichberg, Prof. Ernst
Koerner, T. Wendling ff.
2. Neuwahl des Aufnahmeausschusses (3 Maler,
2 Bildhauer, Illustrator) (ß s Absatz 2, bzw. Nach-
trag vom 9- Dez. f9O7 der Geschäftsordnung).
Bisherige Mitglieder: Prof. G. Günther-Naum-
burg, Maler, L. Lejeune, Maler, Prof. A. Le-

win-Funcke, Bildhauer, H. Z. Pagels, Bildhauer,
Fräulein H. Lehnert, Malerin, F. Züttner, Illu-
strator.
3. Wahl eines Delegierten zur ordentlichen Haupt-
versammlung der A. D. K. G. im Frühjahr s9l5.
Vorlegung des Geschäftsberichts und des Rech-
nungsabschlusses für das abgelaufene Geschäfts-
jahr.
5. Entlastung des Vorstandes, der Vertrauensmänner
und der Ausschüsse für das abgelaufene Geschäfts-
jahr.
6. Mitteilungen.
Der Vorstand:
G. Günther-Naumburg, I. Vorsitzender.

Reäaktionetter
Der Krieg von 1914 unci ciie bilclencte Kunst in veutckcklanck.*)
von Adelbert Matth aei.

Nach den f870er Jahren kam eine Bewegung
auf, welche dahin zielte, mehr Interesse für die
bildenden Künste im Volke zu schaffen und den
Künstlern einen größeren Resonanzboden zu bereiten.
Diese Bewegung war berechtigt, wenn schon sie da-
mit anfing, das vorhandene Interesse der gebildeten
Kreise für eine bestimmte Kunstrichtung zu ertöten
und für einen engeren Kreis von Neuerern Stim-
mung zu machen. Aber immerhin, die Bewegung
war berechtigt. Denn nachdem die großen Auftrag-
geber der früheren Jahrhunderte: die Kirche und
die Fürsten (seit der Aufklärungsepoche) zurückge-
treten waren, mußte der neue Kulturträger, das
Bürgertum, der Einzelne sowohl wie die Kommune,
erst darauf hingewiesen werden, daß sie jetzt das
nobile otüciuln hätten, an die Stelle jener alten
Kunstmäzene zu treten. . . .
Aber bald ging man weiter. Man wollte die
Kunst geradezu zur Grundlage unserer Kultur machen.
Das ganze Leben wollte man auf künstlerischer Er-
ziehung aufbauen. Kunsterziehungstage wurden ab-
gehalten. Man müsse mit dem Kinde anfangen,
hieß es, und Schriften über Schriften erschienen über
die Kunst in der Schule, „über die Kunst im Leben
des Kindes", mit Vorschlägen, von denen eine spätere
Zeit kaum glauben wird, daß sie ernst genommen
worden sind. Lesen Sie z. B. Hermann Bahrs Vor-
schläge für die Ausgestaltung der österreichischen
Schulen. Zch will sie nicht nennen, denen der
Reiz, geistreich und originell zu erscheinen, höher
s) Aus einem Vortrag, gehalten im Rahmen der
„vaterländischen Reden" zugunsten der „Rriegshilfe in
Danzig", den 26. November Der Reinertrag des im
Verlag von A. kV. Kafemann in Danzig erschienenen Heft-
chens ist für die Rriegshilfe in Danzig bestimmt.

stand, als der Ruhm, Nützliches und Vernünftiges
vorzuschlagen. Die Kunstausstellungen wurden immer
umfangreicher, und die Zahl der Künstler wuchs
ins Ungeheure. Man mutete dem Beschauer zu, sich
durch ein Meer von Tausenden von Nummern hin-
durchzuarbeiten, und die von der Jury Zurückge-
wiesenen ließen sich dadurch nicht abschrecken, das,
was sie für Kunst hielten, auch noch in Sonder-
ausstellungen zu zeigen. —
Gesund denkenden Menschen ist das längst zu
viel gewesen. Es lag in dieser Anpreisung der
Kunst schließlich fast etwas Aufdringliches und ein
Verkennen der Bedeutung der Kunst für das Volks-
leben. . . .
Jetzt ist die Zeit, der Kunst wieder ihre richtige
Stellung im Volksleben einzuräumen. Denn jetzt,
in der Zeit der Not, die die höchste Anspannung
unserer Kräfte und die härtesten Opfer nötig macht,
wird wohl jedem klar, daß die Kunst nicht die
Grundlage unseres Daseins sein kann, daß unser
Leben in Deutschland nicht auf eine ästhetische Kultur
allein zugeschnitten werden darf, daß es andere
Eigenschaften, als die durch eine künstlerische Er-
ziehung gewonnenen, sind, die den Wert unseres
Volkes ausmachen, und die sich in der Stunde der
Not bewähren:
Selbstlosigkeit und Aufopferungsfähigkeit, Stäh-
lung des Willens und des Körpers, jene Pflichter-
füllung, die sich in dem dem preußischen und deutschen
Heer und Beamtentum eigenen, merkwürdigen „Dienst-
gefühl" offenbart, das auch dem sittlich Schwachen
noch einen Halt gibt.
Glaube an die ewigen werte, die dem Menschen-
leben einen Sinn geben, heiße Liebe zum Vaterlands
und zur deutschen Eigenart, kurz, was Taeitus schon
 
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