ORGAN FvR DIE INTERESSEN
DER BILDENDEN &VNSTLER
XIX. 3«brg*n$.
Qeft 3.
20. Oktober 1919
CCUder die Hkademten. *)
IPährenb ich meine (gebanfen über bic Paseins*
bcrechtigung ber Bfabemicn nicberschrciben null,
fommt mir anläßlich bes 80. (geburtstages non fjans
Ojoma ein (Erlebnis aus meiner Stubicnseit in
Karlsruhe in «Erinnerung, bas in einiger Bestehung
steljt 3U bem, was ich in ^olgenbem sagen möchte.
3d? mar bamals Schüler bes Ciermalers P. IPciß*
haupt. Per babisdje Kunstocrein hatte anläßlich
ber Berusung fjans tOjomas 3um (galericbireftor
eine Busstellung seiner IPerfe 3usammengcbracht;
unter biesen befanb sich auch bas Bilb „(Einsamer
Bitt", cm Bitter 3U pserb reitet aus einer Straße
ins Bilb hinein, im Porbergrunb ein Bleilenstcin
mit einer (Eibcchse. IPeißhaupt fam aus bieser
Bussteliung lachenb 3U uns ins Atelier mit ben
XPorten: „2tus ber Kusstellung Don Phoma ist ein
Bilb mit einer (Eibechse; biese «Eibcchse müssen Sie
sirh ansehauen, wie bie gemalt ist, jum fjculen
fomisch". 3si bas «Erstehung jur Kunst?! Pabei
steefte in bieser gemalten «Eibechse mehr Kunst, ich
meine, Kunst, bie uns bem eigentlichen IPesen ber
Kunst näher brachte, als in bem gansen IPerf so
manchen Kfabemielehrers.
3e mehr ich über bas Schema „Pie Kfabcmie"
nachbenfe, um so selbstuerstänblicher fommt mir alles
oor, oiel su selbßocrstänblich, um große XPorte bar*
*) IDir sönnen ben 2tussät;rmtgen bes Dersasfers nidjt
öurcfytpeg beisttmmen uttb besonbers uns seiner Öletnung,
baß bie 2lsabetnien heute überhaupt seine Daseinsbe*
recfjtijjung mehr haben, seinessalls anschliefjen, slnb im
(Segenteil oon ber Hüßlichfeit nnb ZTotmenbigfett resor»
mierter Kmtsisdmlen übersengt. 2Ibcr cs scheint uns an*
gebracht, auch einmal einen rabisalen 2lsabemtegegner 3U
Xüorte sommen ju lasfen.
Die Schristleitung bet ID. b. K.
über 3U machen. IXnb hoch! 3ö*!r sür 3ahr shcö*
men hunberte funstbegeisterte junge £eute in ben
ossenen Bachen ber Kfabemien, um hernach mit
Derbrannten klügeln in ber großen Blafse bes Künst«
lerprolctariats untersutauchen. «Es ist hödhste Seit
gegen bie staatlichen Kunstlehrstätten in ihrer heutigen
(gestalt mit XPort unb Schrist 3U Fämpfen, 3um
XPohle bes Staates unb ber £eute, bie unersahren
ihr fjeil barin suchen. ^war hüben, als bie große
UmtDälsung im 3a^re 1918 fam, oerschiebene 2lfa*
bemien selbst erfannt, baß es so nicht weiter gehen
fann, hüben, wie in IPcimar, bas 2llte gestürst unb
Psähle su einem neuen Bau eingeschlagen. Pas
Besultat all bieser Bcstrebungcn wirb sein, baß wir
in furser ^eit 3war einen neuen Karren haben, hoch
in ben altert Spuren sahren. Pie Bfabenticn haben
DoIIstänbig 3a oerschwinben; benn ste haben in ber
langen £>eit ihres Bestehens nicht gescigt, baß sie
eine Paseinsberechtigung haben.
Kunst entsteht jenseits ber (grense oon Bfabemie
unb £ehrerschast. XPenn einer hcroorragt über seine
Kunstgenossen, bann hat er entweber seine Bfabemie
besucht, ober ihr nach fur3cm Besuch ben Bücfcn
gefehrt. Ausnahmen sinb faum 3U sählen. 2lfa*
bemien haben in ber fjauptsache nur Künstlerprole*
tariat h^rangebilbet; je stärfer ein Calent siel? aus
ber Kfabemie jeigte, um so stdjcrer siel es in bie
Krme bes Proletariats. 3^ teile bie Bnjtcht meines
£et)rers Crübner feineswegs, ber ba sagte: „XPir
brauchen in ber Kunst, genau wie beim BTilitär,
(gemeine, Hnterosst3ierc, ©seiere unb (generale unb
3war im selben Perhältnis wie beim BTilitär, oiel
mehr (gemeine als (generale." («Echt Crübner!)
Paß wir wenig (generale haben werben, liegt in