Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0058
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
56

5. Der Mittelbau (korp8 äs IvM) 1725—1732.
Der Plan zum Mittel- oder Hauptbau beschäftigte Schönborn lebhaft und
lauge, bevor mit den Arbeiten begonnen wurde. Als das Bauamt am 19. Fe-
bruar 1723 berichtete, das; nach der Abrechnung mit Zöller noch 285 Schuh
Gesimssteine übrig seien, die man zum Kirchenflügel nicht brauche, und anfragte,
ob sie sonst verwendet werden sollen, erklärte der Bischof: „Beim Hauptgebäude
können wir solche nicht brauchen, denn es gibt ganz eine andere Architektur."
Diese Gedanken des Bauherrn hatten damals wohl noch keine zeichnerische Form
gefunden. Der kränkelnde Seitz fand bei dem enormen Baubetrieb hier, wozu
noch Landbauten kamen, unmöglich Musze für diese subtile Konzeptionsarbeit,
und Rohrer, der erst im Sommer 1723 eintrat, hatte sich mit diesem Plane
wohl auch noch nicht beschäftigt. Es war ja Regel, daß die Spezialpläne erst
beim dringenden Bedarf wie „Champignon über Nacht wuchsen".
Als Schönborn zu Beginn des Jahres 1725 an die Wiederaufnahme der
Bautätigkeit dachte, war er sich bewußt, daß er dies „Jahr viel inwendig zu
machen" hatte. Dies galt namentlich bezüglich der Kirche und auch noch des
Kammerflügels. Er wollte sich deswegen damit begnügen, „daß zum 6orps äs
1ogi8 die Fuudamente lege". So schrieb er am 26. Februar 1725 an seinen
Bruder Frauz Erwin. Da war es Zeit, an die Fertigung des Spezialplanes
zu denken. Er besaß den Grundplan von Welsch, und auch Rohrer wird sich wohl
mit dem Projekt beschäftigt haben. Die Gedanken des Bischofs konnten aber
in dieser wichtigen Sache eine endgültige Form nicht erhalten, ohne daß er die
Meinung und den Rat in Mainz einholte. So bemerkte er in dem genannten
Brief nach Wiesentheid, er werde ehestens dem Kurfürsten von Mainz „alle
meine Riß in einem Buch schicken, um wegen dem Oorxs äs logis dero Gedanken
auch zu hören". Es scheint, daß diese Planfrage im Jahre 1725 nicht zum Ab-
schluß kam, obgleich die Fundamente zum Oorps äs logi8 von den an der Kirche
frei gewordenen Maurern wenigstens teilweise gelegt wurden, was mit Hilfe
des Grundplanes ähnlich wie bei dem Kirchenflügel geschehen konnte. „Zu dem
Anhanggebäude an das 0orp8 äs logi8", worunter die nördliche Verbindung
zu verstehen sein wird, stellte der Bischof am 13. Juli 1725 „erster Tage den
Riß" in Aussicht, damit der Steinhauer seine Arbeit dazu lieferte.
Rohrer besaß Schönborns volles Vertrauen nicht, wie sich aus dem schon
erwähnten Brief von: 25. Mai 1725 an die Markgräfin zur Genüge ergibt. Und
am 27. April 1726 schrieb er nach Mainz, daß er „mit den: Baumeister nicht
recht zufrieden" war, denn es seien „etliche sehr böse und gefährliche Dinge
passiert", so daß er selbst nun alle Tage auf dem Bauplatz nachsehe. Damit
hing es wohl zusammen, daß es mit seinem Bau nicht recht „rutschen wollte".
Die Schilderung dieser mißlichen Lage, die auch an den noch vorhandenen Mangel
des Bauplans denken läßt, sollte den stets teilnehmenden Oheim zur Hilfe ver-
anlassen. Er verfügte ja über Welsch. Nachdem jedoch Schönborn aus Gründen
der Sparsamkeit nach der Fertigung des Grundplanes auf seine weitere Mit-
 
Annotationen