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Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0072
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auf massives Gemäuer setzte, gewann er Seiteulicht. Und nun konnte er den
Boden ob der Treppe seitlich ausdehnen und ihm die den ganzen Raum aus-
fülleude Ruuduug geben. Das Ganze deckte er mit einer herrlichen Kuppel. So
schuf er einen vollendet schönen Saal mit einer unwillkürlich erhebenden Wir-
kung. Dem in kürzester Frist gezeichneten Plan gab Neumann plastische Formen
in einem Modell, das er selber herstellte, um die Ausführung des Projektes zu
erleichtern und auch in seiner Abwesenheit zu ermöglichen. Daran schloß sich
seine Bearbeitung des Garteusaales im Erdgeschoß und der zwei Säle im Bel-
etage, deren Räume sich wie von selbst ergaben und nur der Deckeukonstruktion
bedurften. Die abschließende Arbeit Neumanns am Oorps cko logis galt den die
beiden Hauptsäle deckenden Fassaden, die für die Behandlung der gesamten
Außenflächen bestimmend wurden, soweit dies von dem im größten Maße zur
Anwendung kommenden äußeren Verputz abhing. Als Neumann Bruchsal ver-
ließ, waren Schönborn und seine mit der Bauleitung betrauten Organe ge-
nügend unterrichtet, nur das große Werk auch in Abwesenheit des Meisters
glücklich zu Ende zu führen.
Mit dem Fortgang der Bauarbeit war Schönborn zufrieden. Am 17. April
1731 schrieb er nach Würzburg, daß er im Bauwesen und Möblieren ziemlich
fortschreite und hoffe, „wenn ich Ew. Liebden sehe und bei mir bediene, etwas
von meiner Lebensarbeit zeigen zu können". Er erwartete also den Besuch seines
Bruders. Ende Mai trafen die Schieferdecker Matthäus Gimbel und Oswald
Herberich aus Caub mit ihren Schiefersteinen in Rheinhausen ein. Im folgenden
Monat deckten sie den fertigen Teil des Hauptbaues, während in der übrigen
Partie gewickelt wurde.
Au dem Stück gegen den Garten „Halbteils der Ecken" begann man an-
fangs Juni erst mit dem Fundament „mit dem Vorbehalt eines bequemen
Ortes für den gdgst. zu legen resolvierten ersten Grundstein". Da Schönboru
am 9. Juli zu einer großen Reise nach Maastricht und Altenbießen aufbrach
und erst im November wieder zurückkehrte, nahm diese Feier, die am 16. Juli
erfolgte, im Auftrag des Bischofs der Geistliche Rat Nikolaus Dalwigk vor.
Sie bedeutete nicht, wie gewöhnlich, den Anfang, sondern zum großen Teil
die Vollendung des Hauptbaues. Das Stiegenhaus und wohl auch der übrige
Teil des Mittelstücks kam 1731 unter Dach. Es folgte ein langer Winter. Am
25. März 1732 schrieb Schimborn au seinen Bruder in Wiesentheid, daß die
Kälte noch andauerte und die Bauarbeit deswegen noch nicht begonnen hatte,
aber „meine Stiege ist unter Dach", jedoch noch nicht fertig, und der Bauherr
wußte nicht, „wo ich die lOfüßige Treppen Herdringen soll". Im Sommer machte
das Bauwesen gute Fortschritte. Die letzten Teile des Schlosses fanden ihren
Ausbau. Am 17. August 1732 konnte Schönborn an Franz Erwin schreiben, daß
„die Stiege nun auch instand kommt", und er mußte sagen, daß sie „schön ist".
Im folgenden Monat ließ sich Neumann durch seinen Herrn anmelden, worauf
Damian Hugo erwiderte (20. September), derselbe „wird mir sehr lieb sein und
meine Stiege ganz belegt und fertig finden". Der Würzburger Baumeister kam
 
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