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Wiegand, Theodor
Siebenter vorläufiger Bericht über die von den Königlichen Museen in Milet und Didyma unternommenen Ausgrabungen — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.1139#0013
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4)
r5

Fig. 5.

Siebentel' vorläufiger Bericht über Ausgrabungen in Milet und Didyma. 13

kleine Pforte geschlossen, der dem Rathaus und dem Löwenhafen zunächst
gelegene Nordeingang aber mit jenem glänzenden Prachttor ausgestattet,
das ich schon früher kurz beschrieben habe (Fünfter Bericht, Sitzungsber.
d. Berl. Akad. d. Wiss. 1906 S. 256, vgl. Jahrb. d. Inst., Anz. 1906, Bei-
lage zu S. 21).

Daß der Markt viele Einzelmonumente getragen hat, ist an sich wahr-
scheinlich und läßt sich auch aus den Funden erschließen, die schon früher
in den benachbarten Teilen der justini-
anischen Stadtmauer gemacht wurden.

Vor allem erwähne ich die Teile
eines von Knackfuß wieder zusammen-
gestellten, überaus zierlichen und feinen
Hallenbaues korinthischen Stils aus Mar-
mor, welchen der Demos der Milesier
dem König Antiochos IL und seiner Ge-
mahlin Laodike gewidmet hat — denn
den frühen guten Formen nach kann
der Bau nur der ältesten Fürstin dieses
Namens zugeteilt werden. Von der Weih-
inschrift des Architravs ist nur erhalten
. . . Mi]ahcicün und . . . kai baciaicch]i Aaoai-
khi, obwohl fünf Interkolumnien des Baues
gesichert sind. Die Auffindung eines
korinthischen Bauwerks aus der ersten
Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. ist
natürlich für die Architekturgeschichte

von großem Wert. Die Säulen hatten attische Basen, der Schaft war unten
49 cm dick, und die Kapitelle zeigen eine eigenartig zarte, von den späte-
ren Typen ganz abweichende Form: für die Entwicklung des korinthischen
Stils sind sie daher von größtem Interesse (Fig. 5). Über dem Architrav
(zwei Faszien und Eierstab) folgte sogleich der Zahnschnitt, darüber Hänge-
platte mit Rankensima und Löwenköpfen. Es ist wichtig, daß bei diesem
frühkorinthischen Bau das später kanonisch gewordene Konsolengesims
noch ganz fehlt; es ist also ein akzidentielles Element, Auch die Kassetten-
decke ist erhalten; sie ist in rautenförmige kleine Felder eingeteilt und
liegt auf Innenarchitraven, die mit lesbischem Kyma abschließen. In den

Kapitell des Laodikebaues
 
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