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Wiegand, Theodor
Siebenter vorläufiger Bericht über die von den Königlichen Museen in Milet und Didyma unternommenen Ausgrabungen — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.1139#0041
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tlY-

Siebenter vorläufiger Bericht über Ausgrabungen in Milet und Didyma. 41

seine Annahme jetzt gewiß gern zugunsten des neuen Befundes aufgeben.
Hr. Dr. Schede, welcher die Namen sämtlich kopiert hat, stellte etwa
250 verschiedene Aufschriften auf den südlichen Tempelstufen fest, wäh-
rend die Stufen der übrigen Tempelseiten solche Aufschriften nicht tragen.
Bald sind es Namen einzelner, wie Ä<(N)TirÖNOY TPArcoAo?, Gsoawpoy toy
J6niNiKOY oder ^aiapoy ä'xpi e*HB6YCH, bald mehrere, wie Gyaöioy kai JOAYNnoY
nsoköpwn tö tpikainon ättö Äptsmunoc npotHTOY. Der Ausdruck tpikainon für
Sitzplatz (mehrerer?) kommt siebenmal vor (vgl. dazu Inschr. von Magnesia
237). Zahlreiche Inschriften werden mit nepl gebildet, z. B. tun nepi J6ni-
kpäthn kai Aümoona, aber zugleich tön rrepl Oiaiagy, auch tön nepi Ggoaötoy
usw. Häufig ist die Verwendung der Formen mit amtlicher Datierung:
erri AioreNOYc äpxontoc Ioyaioy ö töttoc kai ttpo*htoy Äpictgoy. Das seltene
Vorkommen römischer Namen weist diese Inschriften in die späthelle-
nistische Zeit.

In jener Epoche werden also hier die Spiele der mgtäaa Aiaymgia ge-
feiert worden sein. Dazu kommt, daß der Umfang des ganzen Tempels
zwei Stadien (attisch) beträgt, der aiayaoc konnte also einfach um den
Tempel herum gemacht werden. Nun läßt sich wohl auch die im vorigen
Bericht (S. 45) noch unentschieden gelassene Frage des Weges der Fackel-
läufer Änö bcomoy eic bumön entscheiden: der Lauf ging um den Apollotempel.
Ein und derselbe Altar war Ausgangs- und Endpunkt.

IV. Der archaische Altar.

Während ich über die Lage des späteren Altars noch nichts angeben
kann, da das Innere des Adyton noch nicht freiliegt und außerhalb des
Tempels sich nichts aus hellenistischer und römischer Zeit in dieser Art
erhalten hat, ist über die archaische Epoche folgendes zu berichten:
Vor der Ostfront ist das große kreisförmige Kalksteinfundament einer
Opferstätte gefunden worden, das nach dem Material (harter Kalkstein)
und seiner sehr feinen Bearbeitung der archaischen Epoche angehört.
Den Plan gibt Fig. 15 wieder. Von Osten und Westen führten zwei
verschließbare Pforten in den Kreis, an dessen innerer Wand sich ein
60 cm breiter Plattenumgang hinzieht. Die geringe Stärke der jetzt
noch eine Schicht hohen Umfassungsmauer läßt mit Sicherheit darauf
schließen, daß wir es hier nicht mit einer hochgehenden Gebäudewand,
Phü.-Mst. Klasse. 1911. Anhang. Abh. I. 6
 
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