4 Th. Wieg and:
durch den Hauptmann im Kgl. Preußischen Großen Generalstab Hrn.
K. Lyncker vermessen lassen.
Bevor ich die Ergebnisse meiner am i. Oktober 1910 begonnenen Frei-
legung des Heratempels schildere, ist es nötig, der Männer zu gedenken,
die zuvor schon versucht hatten, dies Problem zu lösen. Ihre Bemühun-
gen sind sämtlich daran gescheitert, daß der Aufwand von Zeit oder Mitteln
nicht im Verhältniß zur Größe der Aufgabe gestanden hat.
Im Jahre 1702 ließ Tournefort die Unterlage der einzigen noch auf-
recht stehenden Säule, die dem Heraion seinen heutigen Namen h koaönna
gegeben hat und die mit 2 Fuß Erde bedeckt war, freilegen (Voyage dans
le Levant, Paris 1717 I Kap. X S. 420). Er versuchte den Abstand zwi-
schen den Säulenstellungen der beiden Flanken zu messen, die er auf 24 Toisen
= 48,78 m angibt. Auch ließ er einen eierstabgezierten Kapitellhals zeich-
nen. An derselben Stelle setzte am 27. Februar 1853 Victor Guerin ein,
da die Basis der koaönna wieder halb verschüttet war. Er legte sie mit
7 Sträflingen und 4 Soldaten frei, stellte aber schon am folgenden Tage
die Grabung ein wegen unverschämter Forderungen des Grundbesitzers.
Sehr wichtig ist der Versuch, den Karl Humann im Auftrage J. K.
Stracks am Heraion, leider mit wenig Mitteln, 1862 vornahm.
Er stellte zuerst die Gesamtrichtung des Tempels fest und sah, daß
er acht Säulen in der Front hatte, die in ungleichen Abständen angeordnet
waren. Er fand ferner die ersten Spuren der Anten und der Innensäulen
des Pronaos, den er mit zwei Reihen zu vier Stützen (statt fünf) annahm;
er beobachtete auch zuerst einen Rest des älteren Kalksteintempels in den
Fundamenten. Diese erste archäologische Arbeit Karl Humanns ist nie
publiziert worden. Sie befindet sich unter den nachgelassenen Papieren
Stracks im Besitze der K. Technischen Hochschule zu Charlottenburg
(Mappe I Nr. XIII Samos)1. Die einzige gedruckte Erwähnung dürfte die
von E. Fabricius sein (Sitzungberichte der Archäologischen Gesellschaft
zu Berlin 1886/87, Dezember, Nr. 2 S. 28).
Im Sommer 1879 machte Paul Girard einen Grabungsversuch an der
Ostseite. Sein Plan (BCH 1880 PL XII) ist unvollständiger als derHumanns,
denn Girard hat die Anten nicht bemerkt, auch fehlen bei ihm eine An-
1 Für die freundliche Auskunft darüber sage ich dein Neffen J. K. Stracks, Hrn.
Prof. H. Strack, meinen verbindlichsten Dank.
durch den Hauptmann im Kgl. Preußischen Großen Generalstab Hrn.
K. Lyncker vermessen lassen.
Bevor ich die Ergebnisse meiner am i. Oktober 1910 begonnenen Frei-
legung des Heratempels schildere, ist es nötig, der Männer zu gedenken,
die zuvor schon versucht hatten, dies Problem zu lösen. Ihre Bemühun-
gen sind sämtlich daran gescheitert, daß der Aufwand von Zeit oder Mitteln
nicht im Verhältniß zur Größe der Aufgabe gestanden hat.
Im Jahre 1702 ließ Tournefort die Unterlage der einzigen noch auf-
recht stehenden Säule, die dem Heraion seinen heutigen Namen h koaönna
gegeben hat und die mit 2 Fuß Erde bedeckt war, freilegen (Voyage dans
le Levant, Paris 1717 I Kap. X S. 420). Er versuchte den Abstand zwi-
schen den Säulenstellungen der beiden Flanken zu messen, die er auf 24 Toisen
= 48,78 m angibt. Auch ließ er einen eierstabgezierten Kapitellhals zeich-
nen. An derselben Stelle setzte am 27. Februar 1853 Victor Guerin ein,
da die Basis der koaönna wieder halb verschüttet war. Er legte sie mit
7 Sträflingen und 4 Soldaten frei, stellte aber schon am folgenden Tage
die Grabung ein wegen unverschämter Forderungen des Grundbesitzers.
Sehr wichtig ist der Versuch, den Karl Humann im Auftrage J. K.
Stracks am Heraion, leider mit wenig Mitteln, 1862 vornahm.
Er stellte zuerst die Gesamtrichtung des Tempels fest und sah, daß
er acht Säulen in der Front hatte, die in ungleichen Abständen angeordnet
waren. Er fand ferner die ersten Spuren der Anten und der Innensäulen
des Pronaos, den er mit zwei Reihen zu vier Stützen (statt fünf) annahm;
er beobachtete auch zuerst einen Rest des älteren Kalksteintempels in den
Fundamenten. Diese erste archäologische Arbeit Karl Humanns ist nie
publiziert worden. Sie befindet sich unter den nachgelassenen Papieren
Stracks im Besitze der K. Technischen Hochschule zu Charlottenburg
(Mappe I Nr. XIII Samos)1. Die einzige gedruckte Erwähnung dürfte die
von E. Fabricius sein (Sitzungberichte der Archäologischen Gesellschaft
zu Berlin 1886/87, Dezember, Nr. 2 S. 28).
Im Sommer 1879 machte Paul Girard einen Grabungsversuch an der
Ostseite. Sein Plan (BCH 1880 PL XII) ist unvollständiger als derHumanns,
denn Girard hat die Anten nicht bemerkt, auch fehlen bei ihm eine An-
1 Für die freundliche Auskunft darüber sage ich dein Neffen J. K. Stracks, Hrn.
Prof. H. Strack, meinen verbindlichsten Dank.