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Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Palmyra - Ergebnisse der Expeditionen von 1902 und 1917 (Text) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.1808#0019
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DIE BEFESTIGTEN GUTSHÖFE VON HAZIME UND BAZURIJE

11

Abb. 15. Grundplan des befestigten Gutshofe:

Bäzunje (I)

Schlosses, sondern Gesindeleute bestattet waren. Die Ni-
schen der sechs Gräber sind so eingebaut, daß sie fast die
ganze Mauerdicke des Baues in Anspruch nehmen, ein Ver-
fahren, das bei den späten Grabbauten in Palmyra oft be-
obachtet werden kann. Die Gräber bestehen aus rötlichen,
zusammengesetzten Kalksteinplatten, deren Oberfläche mit
sehr feinem weißen und glatten Kalkputz überzogen war.
In der Umgebung dieser alten Grabstätte pflegen auch die
heutigen Beduinen ihre Gräber anzulegen, die sie mit an-
tikem Steinmaterial bedecken. Daher ist die einstige Hof-
mauer dieses Komplexes im Osten und Norden ver-
schwunden.

Der ganze Befund dieses Wüstenschlosses zeigt eine gewisse
Übereinstimmung mit römischen Gutshöfen in Germanien
insofern, als auch dort, wie die Ausgrabung Dr. F. Fre-
mersdorfs in der Nähe von Köln a. Rh. gezeigt haben,

eine feste Mauer das Ganze umschloß, anscheinend allerdings ohne wehrhafte Türme; wie hier, so sind auch dort die Wirtschafts-
anlagen vom Schloß oder Herrenhaus getrennt angelegt und wie hier, so hatte man auch dort seinen eigenen Privatfriedhof.
Ebenfalls befestigt fand ich am 27. April drei Gutshöfe in Bäznrlje, etwa 5 km nordöstlich von Hazime. Auf der Kiepert-
schen Karte zur Reise des Dr. Max Frh. v. Oppenheim wird die Gegend irrtümlich als „Stadtruine" bezeichnet.

1. Länge mit vorgebautem, zweizimmerigem Eckturm (Abb. Tafel 6, 1 und 2) etwa 68 m, Breite 29,40 m. Auf der einen Lang-
seite zwei kleine halbrunde Turmvorsprünge. Dicke der Umfassungsmauer etwa 1,20 m. Völlig klar ist hier der Wohnraum
mit gewölbter Pfeiler-Vorhalle und gewölbtem Nebenraum. Links davon ein doppelter Korridor, dessen eine Hälfte als Auf-
gang zum Obergeschoß, der andere als Zugang zum Turme diente. Inmitten des Hofes der Brunnen. Der Eingang (Abb. 16)
ist wie in Hesim mit zwei Antenvorsprüngen, zur Hälfte nach außen gerichtet, versehen, die nach Innen vorspringenden
Mauerteile sind stark verjüngt.

2. Länge mit nördlichem Turmvorsprung etwac)i,5om, Breite 37m. Dazu der isolierte Turm im Nordosten (Abb. 17, Tafel 7, 1
und 2). Eingang wie in Hazime und Bazürije I mit vorspringendem Torbau. Vom Wohngebäude sind noch 4 Bogenstellungen
vorhanden. Ob die an der Westwand errichteten Räume Wohnzimmer oder Ställe waren, ist nicht zu entscheiden. Die Stelle
des einstigen Brunnens im Hofe war nicht mehr zu erkennen. Dagegen hat uns der 15 m vom Gutshof liegende Turm ein
höchst willkommenes Dokument zur Datierung geliefert. Ich fand dort den in der Tür liegenden und z. T. in der Erde
steckenden Türsturz (Länge 2,15 m, Höhe 39 cm, Tiefe 73 cm) mit einer palmyrenischen Inschrift in sieben Zeilen, die
ich abschrieb und abklatschte. Die Schrift ist leider stark vom Wetter zerfressen, so daß der Abklatsch fast unlesbar wurde
und die Lesung zunächst fast ganz auf meiner Abschrift beruhte, die trotz der dankenswerten Bemühungen von Prof. Jehlin
in Jerusalem sowie B. Moritz und E. Littmann nicht vollständig werden konnte. Diese Inschrift von Bazürije ist inzwischen
veröffentlicht worden von M. J. Cantineau, Revue Biblique, Oktober 1930, S. 548, Nr. 14, nach einer im Januar 1930 ge-
nommenen Kopie:

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Die deutsche Übersetzung verdanke ich der Liebenswürdigkeit Enno Littmanns:
„1. Im Monat Ijär des Jahres 482 (Mai 171).

2. Salme, Tochter des Bölhä, Sohnes des Börephä, in Stellvertretung des 'Ogailü, Sohnes des Börephä, ihres Gatten,

3. während Jaddai, Sohn des Kailai, Zeuge ist, bekennt dem Mälikü, dem Sohne des Mogimü, des Sohnes des 'Oggä, daß sie
erhalten hat

4. von ihm Silberdenare hundertundzwanzig, und für diese ihm gegeben und abgetreten(?) hat die Hälfte eines Teiles,

5. der ihr gehört von drei Teilen der Höhle des Grabes, welcher besteht aus zwei . . .

6. wenn du hinausgehst aus der Vorhalle zu deiner Linken, geöffnet nach Westen, in Gemeinschaft mit Mälikü . . .

7. und in Gemeinschaft mit 'Ogailü, ihrem Gatten, und der ganzeTeil sind drei Ellen, die sie gegeben hat dem Mälikü und seine..."
Wenn auch nicht jede Silbe der sehr zerstörten Inschrift völlig gesichert erscheint, so ist doch ganz einwandfrei die Lesung des

Ardiöol. Inst. Hsidalbarf
 
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