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Wieland: Zeitschrift für Kunst und Dichtung — 1.1915-1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.19577#0048
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Die jungen Kriegsfreiwilligen bei Dixmuiden

Zeichnung von Harold Bengen

t schon, und gerade in neuester Zeit besonders eindring-
lich, ift darauf hingewieseN/ daß der Fremde und wir
Deutschen vor allen, Frankreich und die Franzosen mit paris
und den parisern verwechseln. Der ^rovinzler und selbst
der einfache Bourgeois in 'paris sei ein ganz anderer als
der aller Welt bekannte pariser, franzosische Sitte und
französische Art seien himmelweit verschieden von dem offi-
ziellen Frankreich, wie es die "pariser preffe und die fran-
zösische Regierung darstelle,- dies offizielle Bild von Frank-
reich sei eine Karikatur, die zum schweren Schaden für
Frankreich vomAusland als das echteBild angesehen werde.
Daß die Franzosen in der Tat ähnlich denken, dafür hatte
ich baldnach demKriegel8?0einenschlagendenBeweis. 2ch
suchte damals den nach dem Kriege von paris nach Florenz
übergesiedelten französischen Sammler Louis Carrand auf,

um deffen ganz einzigartige Sammlung von Antiquitäten
zu sehen, eine Sammlung, weit gewählter als die Spitzer-
sche, die er dem Museo Nazionale in Florenz vermacht
hat. Carrand redete mich auf den Krieg an,- Deutschland
habe das Glück, den größten Mann unserer Zeit zu be-
sitzen, und doch habe auch dieser Mann bewiesen, daß er
zu wirklich Großem nicht fähig sei. Als sich paris habe
übergeben müssen, da habe Bismarck nicht den Mut gehabt,
die Brandfackel hineinzuwerfen, um dieses Babel von der
Welt zu vertilgen. Ehe dieser Sündenpfuhl nicht vernichtet
sei, werde Frankreich nicht wieder aufblühen, werde die Welt
nicht zur Ruhe kommen. — So urteilte ein eingefleischter
französischer Patriot, so verurteilte er den „Barbaren"
Bismarck, weil er kein „Vandale" hatte sein wollen.

Or. Wilhelm von Bode

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