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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,3): Geschichte der Kunst des Alterthums: allgemeiner Kommentar : Erste Auflage Dresden 1764, zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.58925#0097
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I. Teil - Von dem Ursprünge der Kunst

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Lit.: David Whitehouse, Cameo Glass, in: Roman Glass. Two Centuries of Art and Invention, hrsg. von Martine Newby, Kenneth Painter,
London 1991 S. 19-32 bes. Taf. 8 b. - Zu Cameoglas mit weißen Figuren: Donald B. Harden, Glas der Caesaren, Ausst.-Kat. Köln,
London, New York, Mailand 1988 S. 53-84.
37,17-20 mit Anm. 1 Von diesen Gefäßen ist... ein einziges ... unter den Seltenheiten des Barberinischen
Pallastes: Die sog. Portland-Vase, s. GK Text S. 821-823 und GK Denkmäler Nr. 1179.
37.21- 22 mit Anm. 1 Irrthume... dieses Stück ... als Sardonix zu beschreiben: Der Sardonyx ist ein Achat, also
ein aus verschiedenfarbigen Schichten aufgebauter Halbedelstein. Für einen solchen wurde das Gefäß von den
in Anm. 1 Genannten gehalten: Pietro Sante Bartoli (1635-1700), Gli antichi sepolcri ovvero mausolei romani
ed etruschi, Roma 1697 (Nachdruck Bologna 1979) Taf. 85, und Michaelus Angeli Causeus (etwa 1660-1738),
Romanum Museum sive Thesaurus eruditae Antiquitatis, Romae 1746 S. 28. - Zu Bartoli s. Komm, zu XXV,4,
zu La Chausse: Herkulanische Schriften II Komm, zu 31,28.
37,23 von Kennern des wahren Geschmacks: In dieser positiven Wertung bei W. auch der gute oder edle und
liebliche Geschmack; dessen Negativ ist dagegen der kindische, elende, üble, der ironisch gemeinte „feine“ oder
der fehlende Geschmack). ,Geschmack von etw. haben‘ bedeutet aber auch, über ein treffendes Kunsturteil
oder das richtige Unterscheidungsvermögen zu verfügen. Mitunter ist ,Geschmack‘ bei W. synonym für
Stil. - Der Terminus ,Geschmack‘ avanciert im 18. Jh. in ganz Europa zum tragenden Begriff der Ästhetik.
Der Geschmack wird in der Aufklärung allg. als eine natürliche Anlage des Menschen verstanden, zu deren
Entwicklung und Ausprägung es der Erfahrung, Bildung und Übung bedarf. Es handelt sich um eine eigene
oder besondere Fähigkeit der Wahrnehmung, Unterscheidung und Wertung, die sich von der reinen Rationalität
durch Empfindung und Gefühl abgrenzt. Der Geschmack stellt also ein geistig-sinnliches Vermögen dar, das
sich durch die Unmittelbarkeit des Gegenstandsbezugs und die Vermittlung zwischen den Sinnen und den
Verstandeskräften auszeichnet und so auch die Verbindung des Individuellen mit dem Allgemeinen leistet.
Vgl. bei W.: „Die Schönheit wird durch den Sinn empfunden, aber durch den Verstand erkannt und begriffen,
wodurch jener mehrentheils weniger empfindlich auf alles, aber richtiger gemacht wird und werden soll. “ (GK2
S. 256 = GK Text S. 247-249).
Lit.: LdA S. 151-152 s. v. Geschmack (Birgit Recki), S. 29-31 s. v. Ästhetik (Birgit Recki), S. 90-92 s. v. Einbildungskraft (Birgit Recki);
Herkulanische Schriften I Komm, zu 79,25; 87,27; 101,27; 109,23.
37,26 Denkbild: Bild, das als Zeichen dient, beispielhaft wirkt, DWB II Sp. 927 mit diesem Beleg (Sinnbild,
symbolum, signum).
37,26 lächerliche Puppen: W. meint die zu seiner Zeit noch ganz neuartigen Porzellanfiguren, wie sie u. a. in
Meißen hergestellt wurden. Das abfällige Urteil über die zeitgenössische Porzellankunst ist aus Reiffenstein
(wie Komm, zu 33,19-20) S. 91-92 übernommen. Der von ihm kritisierten zeitgenössischen Kunst setzt
er immer wieder die Ausdrucksformen antiker Kunst entgegen. Vgl. auch Sendschreiben S. 62 (= SN 2,1 S.
109.21- 110,8): „Die vornehmste Betrachtung über alte Geräthe und sonderlich über die Gefäße, sollte auf die
Zierlichkeit derselben gerichtet seyn, in welcher alle unsere Künstler den Alten nachstehen müssen. [...] “ Daß W.
der „schönen Materie“ Porzellan dennoch durchaus zugetan sein konnte, beweist eine Bestellung von Meißner
Geschirr, die er seinem Dresdner Verleger Walther am 6. April 1765 übermittelte. Sie bestand in sechs „ Caffe-
Tassen ohne Henkel“, sechs „Cioccolata-Tassen mit Henkeln“, einem „kleinen Thee-Topf“ und sechs Tellern.
„Alles von dem gewöhnlichen Blauen Porcellan: die Tassen aber gereift [geriefelt]“, Br. III Nr. 700 S. 93-94.
37,31 bedeuten wir: andeuten, verständlich machen, hier: erklären. DWB I Sp. 1227 mit mehreren Belegen
aus W.; Paul S. 98.
37,33 mit Anm. 2 das Clima sagt Polybius, bildet die Sitten der Völker: Pol. 4,21,1-2. - Frühester Zeuge
dieser in der Antike weitverbreiteten Theorie ist die noch im 5. Jh. v. Chr. verfaßte hippokratische Schrift ,De
aere, aquis, locis’, in deren zweitem Teil die körperlichen und geistigen Eigenschaften der verschiedenen Völker
Asiens und Europas auf die Einwirkung klimatischer Einflüsse zurückgeführt werden; vgl. Klaus E. Müller,
Geschichte der antiken Ethnographie und ethnographischen Theoriebildung I—II, Wiesbaden 1972-1980 bes.
I S. 137-144, sowie Komm, zu 5,36.
39,1 überzeuget uns unser Auge: Hier und in vielen ähnlichen Wendungen spiegelt sich W.s Überzeugung
vom Primat des Auges und von der engen Verbindung zwischen Verstand und Gesichtssinn, insbesondere
im Zusammenhang mit Kunsterlebnis und Kunsterkenntnis. Auch das von W. für ,darstellen‘ gebrauchte
,vorstellen‘ entstammt als ein Vor-Augen-stellen verbal dem Gesichtssinn; s. Komm, zu ,Augenschein in
 
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