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Winckelmann, Johann Joachim; Bäbler, Balbina; Hofstetter, Eva; Müller, Adelheid; Paula, Doreen; Kunze, Max [Hrsg.]; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Rügler, Axel [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Deutsches Archäologisches Institut [Mitarb.]; Winckelmann-Gesellschaft [Mitarb.]
Schriften und Nachlaß (Band 9,1): Dresdner Schriften: Text und Kommentar — [Mainz]: Verlag Philipp von Zabern, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.65990#0385

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Sendschreiben über die Gedanken -: Kommentar 331

paucis rebus ingentis pretii amotis“) und der Plünderung der Gemmensammlung von Rudolph II. („Gemmas miles gregarius
vili pretio distrahebat“), die heute weit verstreut ist.

86,1-2 Herzog Friderich von Mantua: Federico II. Gonzaga (1500-1540). 1519 übernahm er die Regierungsgeschäfte von
seinem Vater, dem Markgrafen Gianfranceso II. Gonzaga, zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter, Isabella d’Este. 1530
ernannte ihn Kaiser Karl V. zum Herzog. Im Umfeld des mantuanischen Hofes enstanden die ersten mythologischen Gemälde
Correggios. Als Auftragswerke Federico Gonzagas entstanden ‚Venus, Amor und Satyr‘, die ‚Erziehung Cupidos‘ sowie der
Zyklus die ‚Liebschaften Jupiters‘, bestehend aus einer ‚Io‘, der ‚Entführung des Ganymed‘ sowie den beiden bei Vasari über-

lieferten Gemälden ‚Leda mit dem Schwan‘ und ‚Danae‘.
Lit.: Lisa Zeitz, Tizian, Teurer Freund. Tizian und Federico Gonzaga. Kunstpatronage in Mantua im 16. Jahrhundert, Petersberg 2000 S. 11-15 bes.

S. 14-15; Giorgio Vasari. Das Leben des Giorgione, Correggio, Palma il Vecchio und Lorenzo Lotto, hrsg. von Alessandro Nova, bearbeitet von Sabine
Feser, Hana Gründler, Berlin 2008 S. 41-43.

86,2-3 mit Anm. 2 Leda ... Cupido: Leda mit dem Schwan von Correggio, 1531/1532, H. 152 cm, B. 191 cm, heute
Berlin, Gemäldegalerie Stiftung Preußischer Kulturbesitz; 1755 von Friedrich II. aus Frankreich erworben. Das Schicksal
der Bilder stimmt, wie schon Rehm bemerkte, mit W.s Angaben überein; das Gemälde erlitt allerdings erst in Frankreich,
nicht in Stockholm, Schaden. - Der Cupido, ein Bogen schnitzender Amor, 1533/1534, H. 135 cm, B. 65,3 cm, jetzt Wien,
Kunsthistorisches Museum, wird heute Parmigiano (s. Komm. zu 7,36) zugeschrieben. = W. kannte die Bilder von den
Abbildungen bei Joachimus de Sandrart (1606-1688), Academia nobilissimae artis pictoriae, Nürnberg 1683, Bd. 2 S. 118,

und Louis Francois Dubois de Saint-Gelais (1669-1737), Description des Tableaux du Palais Royal [...], Paris 1727 S. 52.
Exzerpte aus Sandrart im Nachlaß Paris vol. 67 p. 49v, 50; vol. 71 p. 55, 63; Tibal S. 122, 137; zu Dubois de Saint-Gelais s. Nachlafs Paris vol. 61
p- 11; Tibal S. 104.
Lit. zu Leda mit dem Schwan: Rehm in: KXSS. 362 zu 64,17 (mit älterer Lit.); Gemäldegalerie Berlin. Gesamtverzeichnis, Berlin 1996 S. 429 Nr. 1872.
— Zum Cupido s. Rehm in: XS S. 362 zu 64,17 (mit älterer Lit.); Paola Rossi, Copera completa di Parmegianino, Milano 1980 S. 101 Nr. 53; Sylvia
Ferino-Pagden, Wolfgang Prohaska, Karl Schütz, Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien. Verzeichnis der Gemälde, Wien 1991 S.
93 Taf. 113.

86,4 Die Königin Christina: Christina (1626-1689), Tochter Gustav Adolfs von Schweden, seit 1644 Königin von Schweden,
dankte 1654 ab und ging nach Rom, s. GKX Kommentar zu XXVIL,8. Große Teile ihrer umfangreichen Kunst-, Bücher- und

Manuskriptsammlung waren Beutegut des Dreißigjährigen Kriegs.
Lit.: Herkulanische Schrifien 1 Komm. zu 112,23; Susanna Äkerman, Queen Christina of Sweden and her Circle, Leiden 1991; Katrin Losleben, Musik —
Macht — Patronage: Kulturförderung als politisches Handeln im Rom der Frühen Neuzeit am Beispiel der Christina von Schweden (1626-1689), Köln
2012.

86,4 Schulwissenschaft: W. spielt mit diesem Begriff auf die seiner Meinung nach begrenzten, sich auf schulischem Niveau
befindlichen Kenntnisse der Königin an. Christina von Schweden wurde bis zu ihrem 18. Lebensjahr durch den schwedischen
Regentschaftsrat zur Thronfolge und Übernahme der Regierungsgeschäfte umfänglich ausgebildet. Unterrichtet wurde sie
in Mathematik, Geschichte, Religion und Staatskunde. Neben der Unterweisung im Schwedischen, Frz. und Dt. erhielt sie
altsprachlichen Unterricht. = Sein Wissen über Christina von Schweden entnahm W. den „M&moires pour servir a l’Histoire
de Christine, Reine de Suede“, Amst. & Leipzig, 1751, Vol. II (par Arckenholtz)“, s. die Exzerpte Nachlaß Paris vol. 72 p.
148-149v bes. p. 149v zum Lektürestoff der Königin. Als Quelle diente W. ferner „Ouvrage de loisir ou Maximes & Sentences
de Christine Reyne de Suede“, Nachlaß Paris vol. 72 p. 141v-142. „Schulweisheit“ kritisiert W. auch allg., s. GK2S. 247 (= GK

Text S. 239).
Lit.: DWB XV Sp. 1991 mit diesem Beleg; Tibal S. 143; Günther Barudio, „Erziehung zur Verfassung“. Christinas Weg ins Königsamt, in: Christina
Königin von Schweden, Ausst.-Kat., hrsg. von der Stadt Osnabrück, 2. Aufl. Osnabrück 1998 S. 127-136; Katrin Losleben, Musik — Macht — Patronage:
Kulturförderung als politisches Handeln im Rom der Frühen Neuzeit am Beispiel der Christina von Schweden (1626-1689), Köln 2012 S. 58, 63.

86,5 mit Anm. 1 Kaiser Claudius mit einem Alexander: Plinius, nat. 35,94: Gemälde des Appelles: Alexander d. Gr. mit
den Dioskuren und der von ihm besonders verehrten Siegesgöttin Nike sowie im Triumphwagen mit einer Darstellung des
gefesselten Krieges; von Augustus nach Rom gebracht und auf seinem Forum aufgestellt; „der göttliche Claudius glaubte besser
zu tun, auf beiden Bildern das Gesicht Alexanders tilgen und durch das des Augustus ersetzen zu lassen.“ (Übers.: Plinius,
Naturkunde XXXV S. 73). Zu Apelles s. auch unten Komm. zu 93,36.

86,7 schnitte man in Schweden ... Tapete: Im Sprachgebrauch stand der Begriff „ Z&zpete“ seit der Renaissance allg. für die
Verkleidung der ganzen Wand durch verschiedene Materialien. Die fest montierten Wandbespannungen konnten aus Teppichen
oder, wie hier wahrscheinlich, aus Seiden-, Wolle- oder Baumwollgeweben sowie aus bedrucktem bzw. bemaltem Papier,
Leder oder Wachstuch bestehen. — Die von W. berichtete Episode der „Zerstümmelung“ wurde später wiederholt kolportiert,
etwa durch Georg Friedrich Sandner (Janus, oder Erinnerungen einer Reise durch Deutschland, Frankreich und Italien Bd. 1,
Hamburg 1836 S. 121) oder durch Anton Ritter von Perger (Studien zur Geschichte der K. K. Gemäldegallerie im Belvedere
 
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