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Zum Gediichtniß Spino;a's.

(An seinem zweihundertjährigen Todestage geshrochen an der
Universität Zürich.)

An zahlreichen Orten, hier in engeren, dort in weiteren
Kreisen, sind heute nndächtige Gemeinden zusammengetreten, um
in weihevollem Ernst einen Heiligentag der Wissenschast zu be-
gehen und das Andenken eines Mannes zu ehren, der mit dem
wunderbaren Zauber seiner Jdeen so Vielen Geist und Herz
gesangen genommen hat; es ist Baruch Spinoza, der einsame
Denker, der Märtyrer der Wissenschast. Zwei Jahrhunderte sind
heute verflossen, seit in ftiller Kammer, fast sreundlos und unbe-
iveint, sein edler Geist zur Ruhe ging — kaum mehr als ein
Jahrhundert ist es her, daß aus dem Grabe verständnißloser
Verachtung seine Gedankenwelt auserstand zur vollen Glorie
staunender Bewunderung: und heute treten nahe der Stätte,
wo der Geächtete seine größten Schmerzen litt, Männer aller Na-
tionen und der verschiedenstcn Denkrichtungen zusammen, um den
Grundstein sür ein Denkmal zu legen, welches ihn den Vlicken
der gerechteren Nachwelt zeigen soll. Zwar mag eS Manchem
wider das Gefühl sein, daß man gerade diesen Mann, dessen
ganzes Wesen ausging in zarte, scheue Zurückgezogenheit, nun
aus den ofsenen Markt der volksbelebten Hauptstadt nnd mitten
in das vielbewegte Treiben der Tagesintcressen stellen will, das
er verachtete, weil er es dnrchschaute: aber willkommen muß
 
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