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Windelband, Wilhelm
Präludien: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte (Band 1) — Tübingen, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19222#0229
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Schillers transszendentaler Jdealismus.

(Zu Schillers hundertjährigem Todestage. 1905.)

Was die Philosophie für Schiller bedeutet hat, ist im
allgemeinen leicht erkennbar und fraglos festzustellen: was
aber Schiller für die Philosophie bedeutet hat, ist eine
uicht ganz so einfach und selbstverständlich zu beant-
wortende Frage. Auch darüber allerdings besteht kein
Zweifel, daß der Dichter mehr als irgendein anderer vou
Kants Schülern dafür gewirkt hat, den Geist und die
Gesinnung der kritischen Philosophie in die allgemeine
Vorstellungsweise überzuführen und im Bewußtsein der
deutschen Bildung heimisch zu machen, und daß diese seine
Wirkung mit ununterbrochener Mächtigkeit noch bis auf
den hcutigen Tag von seinen philosophischen Dichtungen
und ästhetischcn Abhandlungen ausgeht. Allein damit ist
noch nicht entschieden, welchen Anteil Schillers eigenes
Denken an der Fortentwickelung der kantischen Lehre,
an der Ausgestaltung und Umgestaltung des kritischen
Jdealismus gehabt hat. Jn dieser Hinsicht sind die An-
sichten wohl noch nicht völlig geklärt. Es ist nicht zu
leugncn, daß Schiller selbst sehr deutlich die Punkte gekeun-
zeichnet hat, an denen er, wenn nicht vom Geist, so
jedenfalls vom Buchstaben der kantischen Philosophie ab-
wich, und daß er dabei zwar nicht über die Prinzipien,
aber um so mehr über einige Ausführungen der kritischen
Lehre hinauszugehen sich bewußt war. Ob man von
diesem letzteren Bewußtsein sagen darf, der Dichter habe
damit sich selber mißverstanden, weil er mit seiner ver-

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