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Windelband, Wilhelm
Präludien: Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte (Band 1) — Tübingen, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19222#0276
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Fichtes Geschichtsphilosophie.

Ein Vortrag. 1908.

Bei dem Namen Johann Gottlieb Fichtes denkt das
politisch bewegte Geschlecht vvn heute znnächst seiner natio-
nalen Großtat, der „Reden an die deutsche Nation",
deren Jahrhundertfeier wir in diesem Winter begehen
durften. Diese gewaltigeu Reden sind geboren aus der
Nol und Schmach der Zeit, aber die Wucht ihrer Wirkung
war die der Gefinnung, die Gesinuung erzeugte. Darum
haben sie nicht nur shmptomatisch, svndern selbst schöp-
ferisch ihre fuudamentale Bedeutung in jener Regenera-
tion unseres Vvlkes, wie es neuerdings in Friedrich
Meineckes glänzendem, die intimen Zusammenhänge des
historischen Prozesses deutlich bloßlegenden Buche über
„Weltbnrgertum nnd Natioualstaat" aufgcwiesen wor-
deu ist. Der Denker hat daran ebensoviel Anteil wie der
Patriot, der Deuker, der das Sehnen der Zeit im Lichte
der Ewigkeit sieht nnd die Gegenwart mit ihrcn Zuständeu
und Aufgaben aus dem Sinne des Ganzen heraus be-
trachtet. Diese Reden konnte der Patriot nur halteu,
weil er zugleich der Begrnnder der Geschichtsphilosophie
sür die neuere Zeit war uud damit in der Entwickluug
des deutschen Jdealismus eiuen ihrer charakteristischen
Züge mit voller Deutlichkeit ausprägte.

Die begrifflicheu Grundlagen dafür liegen natürlich
in Kants kritischer Philosophie: aber wenn Fichtes Lehre
für die gesamte Weiterenlwicklung den Dnrchgangspunkt

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