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Äber Mitleid und Mitsreude.

Jn den Zusammenhängen des sozialen Lebens spielen
die Mitgefühle oder sympathischen Gefühle, die nach den
beiden Grundrichtungen allen Fühlens als Mitfreude und
Mitleid sich darstellen, eine außerordentlich bedeutsame
Rolle. Wenn wir uns ihrer Betrachtung zuwenden, so
haben sie uns nicht bloß als psychologische Erscheinungen
zu beschäftigen, sondern sie ziehen unsere Aufmerksamkeit
besonders auch durch ihre ethische Bedeutung auf sich,
indem wir der Frage begegnen, wie weit sie den Jnhalt
des sittlichen Lebens ausmachen und es zu erklären ge-
eignet sind, das heißt ob überhaupt und in welchem Sinne
sie ein Priuzip der Moral ausmachen.

Daß sie in dieser Hinsicht die Philosophen mannigfach
beschäftigt haben, ist bekannt, und in welcher Weise das
meistens geschehen ist, läßt sich am einfachsten an einer
Fiktion deutlich machen, die häufig, dazu eingeführt wordeu
ist. Man denke sich eincn Fremdling aus einer andern
Welt, der die Menschen auf unserer Erde beobachtet und
ihr Treiben zu verstehen sucht: er sieht mit Staunen,
daß sie vieles tun, was sie als Jndividuen nichts angeht,
was sie gar nicht fördert, ja häufig sogar schädigt, und
es zeigt sich, daß dies wunderbare Verhalten nicht bloß
durch intellektuelle Jrrtümer über die Folgen der Hand-
lungen zu erklären ist. Wie ist das möglich? Und welche
Gefühlsweisen müssen in diesen Menschen angenommen

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