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Bildungsschichten und Kultureinheit.

Platon hat einmal gesagt, den einzig sicheren
Lebensgrund eines Gemeinwesens bilde es, wenn alle seine
Teilnehmer zu demselben ja und zu demselben nein sagen.
Gr faßt dabei das bejahende oder verneinende Urteil
ebenso im praktischen wie im thcoretischen Sinne, er
meint die Einheit der Überzeugung, die sich ebenso im
Werten wie im Vorstellen, in der Absicht wie in der An-
sicht darstellen soll. Der große griechische Denker hat aber
auch aus dieser Lehre die richtige Konsequenz gezogen:
die Verwirklichung dieses Jdeals setzt eine geringe Aus-
dehnung des Gemeinwesens voraus; er hat dabei den
antiken Stadtstaat im Auge, anf den sich auch sonst sein
politisch-soziales Jdeal einschränkt. Er denkt an einen
verhältnismäßig kleinen Bestand des Bürgertnms, in wel-
chem der einzelne nnr zu den eigentlich technischen Arbei-
ten des Handwerkes oder des Landbaues besonderer Kennt-
nisse bedarf, im übrigen aber der geistige Lebensinhalt
mit demokratischer Gleichheit für alle derselbe sein kann.

Solche soziale Lebensformen hat die geschichtliche
Menschheit längst ausgewachsen, sie hat sich in großen
historischen und nationalen Komplexen entwickelt, die eine
Fülle von mannigfachen Gestaltungen in sich zusammen-
fassen. Damit ist eine gewaltige Differenzierung der Bil-
dungskreise für die einzelnen Berufe und Stände, eine weit
auseinandergehende Entwicklung der Kenntnisse, der Jn-
teressen nnd der Wertungsformen erwachsen, und die
Gesamtheit des geistigen Lebens hat intensiv eine Höhe

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