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294 Kulturphilosophie und transszendentaler Jdealismus.

durch die praktische Vernunft darin heimisch gemacht und
damit die Grenzpfähle wieder eingerissem

Aber eines muß vor allem immer und immer wieder
gegen unabsichtliche und absichtliche Mißverständnisse dieser
üehre hervorgehoben werden: daß niemals das Jndivi-
duum wähnen darf, selbst als solches die schöpferische
Kraft in der Erzeugnng der Gegenstände zu sein: wir
siud dabei, sofern es sich um echte Kulturwerte handelt,
niemals als Jndividuen, ja nicht einmal als Exemplare
unserer Gattung, sondern als Wohnstätte und Träger
übergreifender und deshalb sachlich im Wesen der Dinge
selbst begründeter Vernunftfunktionen tätig. Sie allein
bestimmen die „Gegenstände", die notwendig und all-
gemein gelten. Dies Teilhaben an einer überragenden
Welt Vvn Vernunftwerten, die doch den Sinn aller der
Ordnungen ausmachen, auf denen sich unsre kleinen Welten
des Wissens, Wollens und Gestaltens aufbauen, diese
Einfügung unsres bewußten Kulturlebens in Vernunft-
zusammenhänge, die über uns und unser ganzes empiri-
sches Dasein weit hinausreichen, — das ist das nnbegreis-
liche Geheimnis aller geistigen Tätigkeit. Aber der ganze
Prozeß der menschlichen Kultur, die Stärkung und Aus-
weitung, welche ihre werthaften Leistungen in der Ge-
schichte erfahren, bestätigt uns immer wieder dies Empor-
wachsen unseres Lebens in Vernnnftzusammenhänge, die
mehr bedeuten als wir selbst.
 
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