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Winkler, Friedrich
Castruccio Castracani, Herzog von Lucca — Berlin: Ebering, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.48096#0022
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Marino Sanud-o beklagt in einem Briefe an Inghiramo,
den Erzbischof von Capua und Kanzler Roberts von Neapel,
die Hindernisse, die sich den Friedensbestrebungen des
Papstes und des Königs in Italien entgegenstellten, und
unterbricht das Thema durch folgende, hochinteressante
Episode über das Vorleben Castruccios1: „Aber ach, in
diesem heiligsten Werke (dem Kreuzzuge) sind viele schläfrig,
deren Augen von dem Staub irdischer Güter geblendet sind.
Unerhörte Wunder sind in diesen Zeiten bei uns geschehen.
Denn zwei Ameisen sind aus dem Staub hervorgekrochen,
Castruccio und Galeazzo, die Tuszien und die Lombardei
erregt haben. Wie sie sich so wunderbar aus dem Nichts
in unseren Tagen erhoben haben, das wisst Ihr besser, als
ich es mitteilen könnte. Castruccio nämlich war vor sech-
zehn Jahren Söldner in Verona mit zwei Pferden; von denen
das eine ihm geschenkt wurde, das andere aber erwarb er
aus eigenen Mitteln. Darauf nahmen der Doge und die
Stadt Venedig, da sie berittene Söldner brauchten, jenen
Castruccio von Verona an und ernannten ihn zum Reiter-
hauptmann, indem sie ilnn Handsold für ein halbes Jahr
voraus gaben, und ausserdem liehen sie ihm 300 fl., wofür
er die Besatzung von Justinopolis mit sechsundzwanzig
Reisigen als Lelmsdienst übernahm. Nach Ablauf des
halben Dienstjahres entliess die Stadt Venedig viele von
jenen Söldnern und behielt die übrigen zurück.“
Hierdurch erklärt sich die Erwähnung Capodistrias,
des alten Justinopolis, in dem Testament. Da der Brief
1325 geschrieben ist, so ist das Jahr 1309 der terminus a
quo für den Eintritt in venetianische Dienste. Als terminus
ad quem wird 1310 anzunehmen sein, da Castruccio in den
folgenden Jahren nachweislich in der Lombardei gewesen
sein muss. Nun war Venedig 1309 in sehr bedrängter
1. Bongars. Gesta Dei per Francos. Hannov. 1611. Marini
Sanuti Torselli Epistolae. p. 291 ff. Datum Venetiis 1325.
 
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