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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Editor]; Winter, Franz [Oth.]
Die antiken Terrakotten (Band III): Die Typen der figürlichen Terrakotten — Berlin u.a., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1002#0117
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des griechischen Taras und des römischen Tarentum
zurückgegeben.

Frühere vor diesen Stadterweiterungsarbeiten ge-
machte Funde sind nur in sehr geringer Zahl und
wenig genau bekannt. Von Terrakotten habt- ich in
den alteren Publikationen nicht mehr als drei Figuren
mit der Fundbezeichnung Tarent gefunden, es sind die
1 S. i [8, s f und II S. 308 .-viiii. 315,3 angeführten' i. Für
einige andere Stücke aus den älteren Beständen ver-
schiedener Sammlungen legi das Bekanntwerden von
Wiederholungen aus den neueren Funden —■ vgl. z. B.
I! S. 100.4. 168,5. -r"-t 289,0. 294,1.9a. 348,9.
die Annahme tarentinischen Ursprungs nahe, doch ist
sie nicht sicher, da von den Typen der jüngeren Terra-
kotten von Tarent (nur um jüngere handelt es sich in
diesen Fällen) nicht wenige genau übereinstimmend auch
an anderen unteritalischen Fundorten, wie Capua, Ruvo,
vertreten sind.

Völlig vereinzelt steht bisher das bei der kürzlich
bei Punta Tonno erfolgten Aufdeckung einer Pfahlbau-
ansiedlung gefundene mykenische Idol vom Typus ! S.

Nnchtr.);es ist nach Petersen, Archaeol. Anzeiger 1901
S. i", ,n einer höheren Schicht über dem Pfahlbau zu
Tage gekommen, die mykenische und protokorinthischc
Vasenscherben enthielt; vgl. Notizie 1900 S. 411 (T. Bull.
di paletnologia italiana 1900 S. 286.

Die Hauptfunde im Borgo nuovo sind 1879 und
[880 auf dem Fondo Giovinazzo bei S. Lucia im
nördlichen Teil der Stadt9), bei den römischen Thermen
nahe dem Castel Saraceno an der Südküstc und in den
über das ganze alte Stadigebiet verbreiteten 1 Gräbern
gemacht worden, zumeist bei den nach der anfangs
au 1 sichtslosen Ausbeutung (vgl. I enonnaut. l.a Grande
Grecc I S. 87) von der italienischen Regierung angestellten
Grabungen unter Leitung von Luigi Viola; vgl. Viola,
Notizie degli seavi 1881 S. 331. 376 ff! 40a ff, .|"s.
413 ff. r;.( :i. Heibig, Bull, deir inst. 1881 S. [96 (f.
Lenormant, Gazette archeol. \'ll 1881 S. 155 ff. 201 ff.
Evans, Journal of hell, studies iss<> S. ■• ff. In den
spateren Jahren sind weitere erfolgreiche Untersuchungen
an verschiedenen Stellen, namentlich in den Gräbern,
vorgenommen, über die Notizie degli seavi [883 S.
1893 S. 252 fT. [89= S. 236 ff. 1896 S. 107 ff. [897
S. -.iiö i). berichtet ist.

Die Ausbeute an Terrakotten ist grosser gewesen
als irgendwo. Was aus den Staatlichen Ausgrabungen
herrührt, ist zu grösserem Teile in das Musco nazionale
in Neapel, zu kleinerem in das Museum in barem ge-

') Im Bull, dell inst. 1841 S. 18a werden „nrgille di forma

■■• ^li orli molto piü rilevati che il fondo, la figura non

bene impressa", gefunden beim Kloster S. Antonio de' Frati

minori erwHhoi (vgl. die Thonscheiben aus Tarent Journal of

hell stud. 188ÖS.41 ff.). Einige Notizen über angeblich in Tarent

gefundene Thongefitsse giebl 0. Jolin, Einleitung »um Münchener

XXXV.

«e Fundatellen sind auf den Plänen Notizie degli seavi

'. VI und Journal .>!' bellenic studies 1880 S..] verzeichnet

ntlicb Dümmler, Annali dell'

inst. iss; s. 193 ff. (Kleine Schriften III S. 5 ff.).

RIEN ( .Y

bracht. Aber auch in den Kunsthandel sind so grosse
Massen von Thonfiguren gelangt, dass die meisten
Sammlungen eine Auswahl besitzen.

Eine genauere Übersicht über den Inhalt der ein-
zelnen Fundstellen zu gewinnen, isi bei der summarischen
Berichterstattung nur unvollkommen möglich.

Die weitaus grösste Menge der Terrakotten rührt
aus den Grabungen vom Fondo Giovinazzo her. Hie
Zahl der von hier ms Musen nazionale überführten
Fragmente wird von Viola .m\ 20000 geschätzt und
dazu kommt die Masse der in den ausseritalischen
Sammlungen enthaltenen Stücke, die der Mehrzahl nach
daher stammen. Her Charakter dieser Fundstelle ist
durch die I S. 198—205 und ;oS — 210 zusammengestellten
Darstellungen der gelagerten und berittenen Heroen oder
Götter gegeben, die hauptsächlich, wenn auch nicht
ausschliesslich hier vorkommen11. Über andere unter
den Funden vom Fondo Giovinazzo vertretene Typen
ist wenig bekannt Heibig, Bull, dell' inst. 1881 S, 196
führt archaische Einzelfiguren, Mann mit Leier, thronende
Frau an und dazu Jüngeres wie eine Gruppe von
Kampfern ill S. 294, S. 9. io?>, einen Jüngling auf einem
Schwan (vgl. 11 S. 315,5-), einen Knaben auf einem Hock
(vgl. II S. 306,7.), desgleichen Evans, Journal of hell. sind.
1886 S 22 und :- eine Figur im BestypUS (vgl, 1 S. 21 ;.
; ■. das 1 tberteil eines Silen und mehrere Athenaköpfe
(vgl, II S. 177,2,3,4.), Mehrfach, zuerst soviel ich sehe
bei Lenormant, Gazette archeol. 1881 S. 155 ff,, findet
sich die Bemerkung, dass die Stücke vom Fond
nazzo von der archaischen Zeil bis ins dritte Jahrhundert
herabreichen. Über die Bedeutung der Funde waren
die Ansichten früher geteilt, neuerdings wird die schon
von Lenormant aufgestellte Meinung, dass es sich um
ein Votivdepot eines Heiligtums handelt, wohl allgemein
als richtig angenommen.3) Evans bezieht das Heiligtum
auf Grund der Hai Stellungen der Terrakotten au! IVr-
sephone-Gaea und den chthonischen Dionysos.

I las /weiie Votivdepot, vom Castel Saraceno,
Notizie 1887 S.402IT., scheint den Darstellungen nach.
unter denen Bruchstücke von Figuren des Apollo mit
der Leier (siehe die Typen II S. 352, ; t>) vorwiegen, zu
einem Apolloheiligtume zu gehören, das. wie Viola
vermutet, den spater hier angelegten Thermen zum Opfer
gefallen sein mag.

Ausser den Apollodarstellungen sind auch weibliche
Figuren8) und eine grosse Menge von entsprechenden

;i S. weiterhin die Angaben über .li«.- beim Arsenal und
auf dem Gruadsl ichten Funde. Viola giebt

»I i88i S. 434 an, dass auch in den Gritbern

Stücke gefunden seien. Worauf FurtwHnglers
Behauptung (Münchener Sitzungsberichte 1897 S. 133 ff.) beruht,
ist mir nicht bekannt,

■1 Dümmler, Annali 1883 S. [93 ff. bemerkt, dass Heibig und

Viola wohl richtiger an einen Kerameikos gedacht hätten wegen

eichen rhonformen. Ich finde Über die Fundstellen der

Thonformen keine bestimmten Angaben. Vgl. auch Evans S, >>■

') Evans, Journal of hell. stud. 1880 S.7 nennt „Muses and
other female repres
mir unter den Funden nicht bekannt.
 
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