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Winternitz, Moriz
Die Vrātyas — München-Neubiberg: Schloss, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.72141#0007
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Von M. Winternitz 7

der größte Übeltäter (nrsamsatamah) als grhapati geweiht.1)
Der grhapati wird dadurch geehrt, daß die anderen erst essen,
nachdem er seine Mahlzeit eingenommen hat. Es gibt aber
vier Vrätyastomas, die für vier Arten von Vrätyas bestimmt
sind: einer für alle, die überhaupt einer Vrätyabande ange-
hören oder sich ihr anschließen2), ein zweiter für die als Übel-
täter berüchtigten3), ein dritter für die Jüngsten und ein vierter
für die Ältesten, die ihre Zeugungskraft verloren haben. Ein
Grhapati der letzteren Klasse von Vrätyas war Kusitaka Säma-
sravasa, der in Folge eines Fluches sein Gelübde brach. „Da-
rum tut sich von den Kausitakis keiner sehr hervor, denn sie
waren mit dem Opfer nachlässig."4) Die Angabe, daß der
Gründer einer vedischen Schule zu den Vrätyas gehörte, ist
so unverdächtig, daß sie als historische Tatsache gelten muß.
Sehr ausführlich wird die äußere Erscheinung und das
Auftreten der Vrätyas beschrieben. Der Grhapati trägt einen
nach der Seite gebundenen Turban (usnisa), einen Treibstock
(pratoda), einen unvollkommenen Bogen (jyähroda oder jyäh-
noda5), ein schwärzliches Kleid6), einen silbernen Brustschmuck
(niska), zwei Felle, eines schwarz und eines weiß, und er fährt auf

, Läty. VIII, 6, 1. Käty. XXII, 4, 7. Charpentier, WZKM 25, 364
will nrsamsa durch „Beschwörer" übersetzen. Ich kann keinen Grund
sehen, von der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes abzuweichen.

2) Käty. XXII, 4, 3: vrätyaganasya ye sampädayeyus te prathamena
yajeran. Nach dem Kommentar, dem Charpentier (a. a. 0. S. 363) und
Hillebrandt (Ritual-Literatur, S. 139) folgen, bedeutet dies: Vrätyas,
die einer Gruppe von Vrätyas in Tanz, Gesang, Lautenspiel und im Ge-
brauch der Waffen Unterricht erteilen. Aber der Kommentar zu Läty.
VIII, 6, 2 (ye ke ca vrätyäh sampädayeyus) erklärt: „Was immer für Vrätyas
zur Zahl der Vrätyas gehören." (nätra niyamah ye kecit sampädayeyuh
samkhyäm te) und Äpast. XXII, 5, 14 sagt nur: catuhsodasi sarvesäm. Ich
halte daher meine oben gegebene Übersetzung für richtiger.

, Käty. XXII, 4, 4: dvitlyena ninditä nrsamsäh.

, Tändya XVII, 4, 3. Als „ungeschickt und zurückgesetzt" (akusalän
vyähatän) bezeichnet auch Dhänamjayya (Nidänasütra VI, 12) die Kausi-
takis. Vgl. Weber, Ind. Stud. X, 145, A. 2; Keith, Harvard Oriental
Series, vol. 25, p. 42.

, „Mit einem kleinen Bogen ohne Pfeil gehen die Vrätyas einher, die
Leute vor sich hertreibend (um sie zu erschrecken)". Läty. VIII, 6, 8. Vgl.
oben den Bogen mit abgespannter Sehne bei den Vräfina-Priestern.

•) Krsnasa von Charpentier, WZKM 25, 366 richtig erklärt.
 
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