Von M. Winternitz
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stehende Leute, die nach brahmanischen Begriffen ein sünd-
haftes Leben führten, in Banden herumschwärmten, eine
fremdartige Tracht trugen, räuberische Herdenbesitzer waren,
ihre eigenen sozialen Einrichtungen und religiösen Gebräuche
hatten, aber doch ein gewisses Ansehen genossen, so daß die
Brahmanen ihnen gerne goldene Brücken bauten, um sie in
ihr religiös-soziales System einzu gliedern.1) Ob sie Arier oder
Nicht-Arier waren, läßt sich nicht entscheiden. Was über
ihre Tracht und ihre Lebensweise gesagt ist, deutet eher auf
nichtarische Stämme hin. Einige Umstände weisen darauf hin,
daß sie dem Osten angehörten.
In den bisher erwähnten Quellen deutet nichts darauf
hin, daß die Vrätyas eine religiöse Sekte, Verehrer des Rudra-
Siva oder gar eine Art Yogins waren. Die Hypothesen von
Charpentier und Hauer stützen sich fast ausschließlich auf
den Vrätya-Hymnus des Atharva-Veda (XV). Nun ist dieser
Hymnus unendlich dunkel, es ist daher leicht möglich, alles
aus ihm herauszulesen, was man will, und noch leichter ist es,
einem Kritiker der einen oder anderen Hypothese zu entgegnen,
daß er für vieles, was der Hymnus enthält, keine bessere oder
überhaupt keine Erklärung geben kann.
Das Thema des Hymnus ist einerseits die Verherrlichung
des Brahman2), des höchsten göttlichen und kosmischen Prin-
zips, andrerseits der himmlische Vrätya, den wir auch in den
Brähmanas kennen gelernt haben3), der aber hier als mit
, Noch heute wird der Vrätyastoma in Indien verwendet, wenn ein
Europäer in die Brahmanenkaste aufgenommen wird. Wenigstens ist mir
ein solcher Fall bekannt, wo eine Europäerin, die einen Brahmanen hei-
ratete, in die Brahmanenkaste aufgenommen wurde.
, In der Cülikä-Upanisad, Vers 11, wird mit den Worten: brahma-
cärlca vrätyas ca skambho'tha palitas tathä / anadvän rohitocchistah
pathyate Bhrguvistare / / auf die Hymnen des Atharvaveda hingewiesen,
in denen das Brahman als Brahmacärin (XI,5), alsVrätya (XV), als Skambha
(X, 7; 8), als Palita (IX, 9, 1; 10, 10), als Ochs (IV, 11), als das Ucchista
(XI, 7) und als der Rohita (XIII, 1—3) verherrlicht wird. Auch wenn in
der Prasna-Upanisad II, 11 der Prana als höchstes Wesen mit dem Vrätya
identifiziert wird, so ist das nur eine Bezugnahme auf Ath. XV. Diese
Stellen beweisen nichts für den menschlichen Vrätya.
, Auch im Tändya XXIV, 18, 2 ff. wird von einem Opfer der gött-
ichen Vrätyas (daivänäm vrätyänäm) unter Budha als Sthapati erzählt.
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stehende Leute, die nach brahmanischen Begriffen ein sünd-
haftes Leben führten, in Banden herumschwärmten, eine
fremdartige Tracht trugen, räuberische Herdenbesitzer waren,
ihre eigenen sozialen Einrichtungen und religiösen Gebräuche
hatten, aber doch ein gewisses Ansehen genossen, so daß die
Brahmanen ihnen gerne goldene Brücken bauten, um sie in
ihr religiös-soziales System einzu gliedern.1) Ob sie Arier oder
Nicht-Arier waren, läßt sich nicht entscheiden. Was über
ihre Tracht und ihre Lebensweise gesagt ist, deutet eher auf
nichtarische Stämme hin. Einige Umstände weisen darauf hin,
daß sie dem Osten angehörten.
In den bisher erwähnten Quellen deutet nichts darauf
hin, daß die Vrätyas eine religiöse Sekte, Verehrer des Rudra-
Siva oder gar eine Art Yogins waren. Die Hypothesen von
Charpentier und Hauer stützen sich fast ausschließlich auf
den Vrätya-Hymnus des Atharva-Veda (XV). Nun ist dieser
Hymnus unendlich dunkel, es ist daher leicht möglich, alles
aus ihm herauszulesen, was man will, und noch leichter ist es,
einem Kritiker der einen oder anderen Hypothese zu entgegnen,
daß er für vieles, was der Hymnus enthält, keine bessere oder
überhaupt keine Erklärung geben kann.
Das Thema des Hymnus ist einerseits die Verherrlichung
des Brahman2), des höchsten göttlichen und kosmischen Prin-
zips, andrerseits der himmlische Vrätya, den wir auch in den
Brähmanas kennen gelernt haben3), der aber hier als mit
, Noch heute wird der Vrätyastoma in Indien verwendet, wenn ein
Europäer in die Brahmanenkaste aufgenommen wird. Wenigstens ist mir
ein solcher Fall bekannt, wo eine Europäerin, die einen Brahmanen hei-
ratete, in die Brahmanenkaste aufgenommen wurde.
, In der Cülikä-Upanisad, Vers 11, wird mit den Worten: brahma-
cärlca vrätyas ca skambho'tha palitas tathä / anadvän rohitocchistah
pathyate Bhrguvistare / / auf die Hymnen des Atharvaveda hingewiesen,
in denen das Brahman als Brahmacärin (XI,5), alsVrätya (XV), als Skambha
(X, 7; 8), als Palita (IX, 9, 1; 10, 10), als Ochs (IV, 11), als das Ucchista
(XI, 7) und als der Rohita (XIII, 1—3) verherrlicht wird. Auch wenn in
der Prasna-Upanisad II, 11 der Prana als höchstes Wesen mit dem Vrätya
identifiziert wird, so ist das nur eine Bezugnahme auf Ath. XV. Diese
Stellen beweisen nichts für den menschlichen Vrätya.
, Auch im Tändya XXIV, 18, 2 ff. wird von einem Opfer der gött-
ichen Vrätyas (daivänäm vrätyänäm) unter Budha als Sthapati erzählt.