14
Die Vrätyas
als ein König dargestellt. Die Götter geben ihm denn auch
ein königliches Gefolge: Diener, Herolde, einen Sänger (mä-
gadha), eine Hetäre (pumscali) und Leibwächter. Daß der
göttliche Vrätya ein Jahr lang aufrecht steht, ist für Hauer
ein Beweis, daß er ein Yogin ist, der die Stehübung vollzieht.
Auf Thronsessel pflegen sich allerdings die Yogins nicht nieder-
zulassen. Aber die Hölzer des Sessels sind verschiedene Sa-
mans. Das verbindet ihn mit der Yogapraxis des „Summens
des Om." Was soll aber der Mägadha und die Hetäre im Ge-
folge eines Yogin? Nun, im Purusamedha wird der Mägadha
„dem gewaltigen Lärm" (atikrustäya) geopfert, — also dürfen
wir in ihm wohl „einen der lauten Brüller" sehen, „denen wir
in der wild-ekstatischen Praxis so oft begegnen." Aber wer
der Mägadha ist, wissen wir doch wirklich aus der indischen
Literatur besser, als aus der Praxis der Wildekstatiker. Und
was soll die Hetäre im Gefolge des Vrätya? Da hilft L. v.
Schroeder, der gezeigt hat, daß bei Fruchtbarkeitszeremonien
die Hure eine gewisse Rolle spielt. Aber was hat der Yogin
mit dem Fruchtbarkeitszauber zu tun?
Im Brähmana heißt es, daß der Vrätya die Sprache des
Geweihten (diksita) redet, trotzdem ihm die brahmanische
Weihe fremd ist. „Die Sprache des Geweihten", sagt Hauer
„ist aber n™hts anderes als das stammelnde und triebhafte,
also ekstatisch erregte Reden". Das mag richtig sein. Aber
dieses Reden der Sprache des Geweihten bezieht sich doch
nicht auf alle Vrätyas, sondern nur auf den zum Grhapati
Geweihten (s. oben), der als Führer der Bande auch kultliche
Funktionen gehabt zu haben scheint.
Es heißt ferner an derselben Stelle, daß sie „Straflose mit
dem Stocke schlagen". Wie kommt das dem Yogin zu? Hier
hilft Heinrich Schurtz, der von den ekstatischen Tänzern
in Nordamerika berichtet, die sich in ihrer Ekstase gelegentlich
auf die Zuschauer stürzen, um sie zu quälen. Aus den Worten
„Gift schlucken ja diejenigen", die, wie wir oben (S.55) ge-
sehen haben, nichts anderes bedeuten als: „sie tun etwas Ge-
fährliches", schließt Hauer, daß die Vrätyas „gewohnheits-
mäßige Giftesser waren wie manche der heutigen Yogins,
und daß sie den heißen, vielleicht mit Branntwein zubereiteten
Die Vrätyas
als ein König dargestellt. Die Götter geben ihm denn auch
ein königliches Gefolge: Diener, Herolde, einen Sänger (mä-
gadha), eine Hetäre (pumscali) und Leibwächter. Daß der
göttliche Vrätya ein Jahr lang aufrecht steht, ist für Hauer
ein Beweis, daß er ein Yogin ist, der die Stehübung vollzieht.
Auf Thronsessel pflegen sich allerdings die Yogins nicht nieder-
zulassen. Aber die Hölzer des Sessels sind verschiedene Sa-
mans. Das verbindet ihn mit der Yogapraxis des „Summens
des Om." Was soll aber der Mägadha und die Hetäre im Ge-
folge eines Yogin? Nun, im Purusamedha wird der Mägadha
„dem gewaltigen Lärm" (atikrustäya) geopfert, — also dürfen
wir in ihm wohl „einen der lauten Brüller" sehen, „denen wir
in der wild-ekstatischen Praxis so oft begegnen." Aber wer
der Mägadha ist, wissen wir doch wirklich aus der indischen
Literatur besser, als aus der Praxis der Wildekstatiker. Und
was soll die Hetäre im Gefolge des Vrätya? Da hilft L. v.
Schroeder, der gezeigt hat, daß bei Fruchtbarkeitszeremonien
die Hure eine gewisse Rolle spielt. Aber was hat der Yogin
mit dem Fruchtbarkeitszauber zu tun?
Im Brähmana heißt es, daß der Vrätya die Sprache des
Geweihten (diksita) redet, trotzdem ihm die brahmanische
Weihe fremd ist. „Die Sprache des Geweihten", sagt Hauer
„ist aber n™hts anderes als das stammelnde und triebhafte,
also ekstatisch erregte Reden". Das mag richtig sein. Aber
dieses Reden der Sprache des Geweihten bezieht sich doch
nicht auf alle Vrätyas, sondern nur auf den zum Grhapati
Geweihten (s. oben), der als Führer der Bande auch kultliche
Funktionen gehabt zu haben scheint.
Es heißt ferner an derselben Stelle, daß sie „Straflose mit
dem Stocke schlagen". Wie kommt das dem Yogin zu? Hier
hilft Heinrich Schurtz, der von den ekstatischen Tänzern
in Nordamerika berichtet, die sich in ihrer Ekstase gelegentlich
auf die Zuschauer stürzen, um sie zu quälen. Aus den Worten
„Gift schlucken ja diejenigen", die, wie wir oben (S.55) ge-
sehen haben, nichts anderes bedeuten als: „sie tun etwas Ge-
fährliches", schließt Hauer, daß die Vrätyas „gewohnheits-
mäßige Giftesser waren wie manche der heutigen Yogins,
und daß sie den heißen, vielleicht mit Branntwein zubereiteten