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Laule, Ulrike; Laule, Bernhard; Wischermann, Heinfried
Saint-Denis (Band 1): Der Aufriß des Suger-Chores — Berlin: Wasmuth, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57203#0005
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1

Obwohl in den letzten Jahren das Schrifttum über die
Baugeschichte der Abteikirche Saint-Denis in früh- und
hochgotischer Zeit über ihre frühmittelalterlichen
Vorgänger ihre Ausstattung und über ihren Schatz (3)
fast unübersehbar geworden ist, herrscht über den Suger-
sohen "Gründungsbau der Gotik" in wichtigen Punkten er-
staunliche Unklarheit.
Es ist allgemein bekannt, daß Abt Suger seinen Neubau
um 1137 mit der Westfassade begonnen hat, daß - noch vor
der Vollendung der Doppelturmfassade - am 14. Juli 114o
der Grundstein zu einem Chorneubau gelegt wurde, daß am
11. Juni 1144 eine Gesamtweihe erfolgte Als der
Schöpfer der Kirche gilt - sicher zu Unrecht - Suger
(1081-1151) selbst . Sein LIBELLVS ALTER DE CONSECHA-
TIONE ECCLESIAE SANCTI DIONYSII gibt nicht nur wert-
volle Hinweise zu Baugeschichte und Ausstattung der Klo-
sterkirche, sondern auch Aufschlüsse über eine symboli-
(7)
sehe Bedeutung mittelalterlicher Sakralbauten .
Es ist ebenfalls bekannt, daß der Chorneubau Sugers
nur in Teilen erhalten blieb. Nur die Krypta und das
Untergeschoß des Hochchores mit Umgang und Kapellenkranz
blieben erhalten. Der Aufriß gilt häufig als"nicht ge-
sichert" - daß er ohne größere Schwierigkeiten zu sichern
ist, soll dieser Beitrag zeigen.
***
Zunächst sollen jedoch knapp die erhaltenen Teile be-
schrieben und die am Grundriß ablesbaren Kennzeichen der
Sugerschen Lösung aufgeführt werden.
Das Erdgeschoß des Suger-Chores - auf die Krypta als
Substruktion des Oberbaus und Umhüllung einer älteren
Krypta kann hier verzichtet werden - besteht aus einem
nicht vollständig erhaltenen rechteckigen Vorchor, des-
sen Tiefe aber eindeutig bestimmbar ist, einem Chorhaupt
mit 7/14-Schluß, d.h. auf Halbkreisbasis, einem inneren
Umgang und einem äußeren Umgang mit Kranzkapellen, bei
dem die Kapellen vollständig gegeneinander geöffnet sind.
Das heutige Vorchorjoch ist querrechteckig. Es wird von
vier Stützen begrenzt, die im Kern (Schaft, Kapitell)
nicht dem Suger-Bau angehören. Bei der Erneuerung der Chor-
 
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