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Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Hrsg.]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 5): Grabmal, Grabdenkmal und Memoria im Mittelalter — Berlin: Wasmuth, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57031#0012
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liefert als stehendes Mal in Kreuz-, Stelen- oder Platten-
form den Bestattungsort eines Menschen. Als liegendes Mal
in der Form einer Steinplatte schützt es die Ruhestätte, es
deckt sie vor Eingriffen. Es kann sie altarähnlich wie bei
Tumba und Tischgrab hervorheben, es kann sie vor anderen
auszeichnen.
IV.
Erfüllt das Grabmal dadurch, daß es eine Grabstätte
deckt, sicher!, und bezeichnet, bestimmte Zwecke, so hat
es aber auch einen Sinn. Auf diesen stößt man unvermittelt,
wenn man den Begriff Grabmal durch den ihm oft fälschlicher-
weise glei chgese.tzten Begriff Grabdenkmal ersetzt. Gedenken,
-
Andenken, Gedächtnis bedeutet im Lateinischen MEMORIA ' •
Zwischen dem - erst seit Herder geläufigen - Wort Grabdenkmal
und dem Begriff Memoria muß es enge Verknüpfungen geben.
Ein Grabmal kann jedes nackte Steinkreuz sein, zum Grab-
denkmal gehört eine personenbezogene Aussage (zumindest der
Name und der Todestag), eine Identifizierungshilfe, die das
Denken an einen bestimmten Toten, die Nennung eines Namens
ermöglicht. Das mittelalterliche Grabdenkmal erinnert an
eine Person, an ihre Verdienste - besonders im Falle der
23)
Darstellung eines Stifters mit einem Kirchenmodell . Es
ist Anstoß zu historischer Memoria• Errichtet worden ist es
aber’ keineswegs vorrangig zu diesem Zweck!
Abb. 1 Ist nun das Kurabold-Monument, um bei diesem Beispiel zu
bleiben, ein Grabmal oder ein Grabdenkmal ? Zweifellos war
es ein Grabdenkmal, obwohl heute die wichtigsten Identifi-
zierungshilfen (Wappen, Inschrift mit Namen und Daten) feh-
len. Eine umlaufende Inschrift dürfte den glatten Rand der
Eigurenplatte geschmückt haben. Heute ist das Monument -
streng genommen - nicht einmal mehr ein Grabmal, es fehlt
ja die Verbindung zum Grab. Es ist nur noch ein steinernes
Möbel, das man beliebig herumrücken kann. Nichtsdestoweniger
kann man es immer noch als ein Zeugnis geschichtlicher Über-
lieferung ansehen und interpretieren.
 
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