Ortsbestimmung „in" der Basilika in weiterem Sinne auch die Tor-
halle mit umfasse. „Die Vorhallen der alten Basiliken wie die spä-
teren Kreuzgänge bildeten ja doch die beliebtesten Orte der Grabes-
stätten. Einhards Worte, Karl sei in der von ihm erbauten Kirche
bestattet worden, bleiben dabei bestehen, da man die Vorhalle der
Kirche doch immerhin zum Kirchengebäude rechnen muß33.
Die Meinung, die aus’m Weerth hier ausspricht, ist durchaus
berechtigt, denn es läßt sich bei Einhard selbst belegen, daß man
die zur Rede stehende Ortsbezeichnung nicht unbedingt wörtlich zu
nehmen braucht. In den Annales Eginhardi heißt es nämlich dort,
wo Einhard über den Tod und die Bestattung Pippins, des Vaters
Karls des Großen, spricht: Inde cum ad Parisios venisset, 8. Kal.
Octob., diem obiit; cuius corpus in basilica beati dionisii martiris
humatum est34. Wie aber später noch darzulegen sein wird, befand
sich das Grab Pippins des Kleinen in St. Denis nicht i n der Kirche,
sondern lag außerhalb derselben vor dem Haupteingang, was Einhard
zweifellos bekannt war. Man wird deshalb auch die Ortsangabe in
der Vita Caroli in weiterem Sinne verstehen dürfen.
Und dazu kommt nun, daß der Westbau des Aachener Münsters
auch deshalb zur Kirche selbst gerechnet werden konnte, weil sein
Obergeschoß, das man früher als „Kaiserloge" bezeichnete, nichts
anderes war als das zu einer Kapelle ausgestattete Privatoratorium
des Kaisers35, ein Raum also, in dem sich der Kaiser ungestört von
den übrigen Besuchern der Pfalzkapelle aufhalten und der Andacht
pflegen konnte. Einhard erzählt ja, daß es der Kaiser liebte, sehr
häufig und zu den verschiedensten Zeiten, am Tage wie in der Nacht,
die Kapelle aufzusuchen und dort zu beten. Es lag daher nichts
näher, als daß er sich für seine private Andacht einen Raum in der
Kirche herrichten ließ, und welcher Raum hätte dafür eher in Frage
kommen können, als derjenige im Obergeschoß des Westbaues, den
der Kaiser über den Verbindungsgang hinweg vom Palast aus direkt
33 aus’m Weerth, Das Grab Pippins, S. 134.
34 Migne, Pat. Curs. Compl. 104, S. 565 M. G. SSI. S. 147.
35 Diese Meinung vertritt jetzt auch Faymonville. (Delrio, Handbuch
V. S. 4). — Daß im übrigen die Bestimmung des Raumes als Privatora-
torium diejenige als Hofloge nicht ausschloß, beweist das Obergeschoß
des Torbaues der von Einhard erbauten Kirche in Seligenstadt, die (vgl.
Anm. 36) offenbar beiden Zwecken diente. Da aber das Obergeschoß
des Aachener Westbaues ziemlich weit zurückliegt, und keine freie Sicht
auf das Untergeschoß zuläßt, glaube ich eher an die ausschließliche oder
zum mindesten hauptsächliche Verwendung des Raumes als Privatora-
torium. Wir werden darauf in anderem Zusammenhänge zurückzukommen
haben.
1.8
halle mit umfasse. „Die Vorhallen der alten Basiliken wie die spä-
teren Kreuzgänge bildeten ja doch die beliebtesten Orte der Grabes-
stätten. Einhards Worte, Karl sei in der von ihm erbauten Kirche
bestattet worden, bleiben dabei bestehen, da man die Vorhalle der
Kirche doch immerhin zum Kirchengebäude rechnen muß33.
Die Meinung, die aus’m Weerth hier ausspricht, ist durchaus
berechtigt, denn es läßt sich bei Einhard selbst belegen, daß man
die zur Rede stehende Ortsbezeichnung nicht unbedingt wörtlich zu
nehmen braucht. In den Annales Eginhardi heißt es nämlich dort,
wo Einhard über den Tod und die Bestattung Pippins, des Vaters
Karls des Großen, spricht: Inde cum ad Parisios venisset, 8. Kal.
Octob., diem obiit; cuius corpus in basilica beati dionisii martiris
humatum est34. Wie aber später noch darzulegen sein wird, befand
sich das Grab Pippins des Kleinen in St. Denis nicht i n der Kirche,
sondern lag außerhalb derselben vor dem Haupteingang, was Einhard
zweifellos bekannt war. Man wird deshalb auch die Ortsangabe in
der Vita Caroli in weiterem Sinne verstehen dürfen.
Und dazu kommt nun, daß der Westbau des Aachener Münsters
auch deshalb zur Kirche selbst gerechnet werden konnte, weil sein
Obergeschoß, das man früher als „Kaiserloge" bezeichnete, nichts
anderes war als das zu einer Kapelle ausgestattete Privatoratorium
des Kaisers35, ein Raum also, in dem sich der Kaiser ungestört von
den übrigen Besuchern der Pfalzkapelle aufhalten und der Andacht
pflegen konnte. Einhard erzählt ja, daß es der Kaiser liebte, sehr
häufig und zu den verschiedensten Zeiten, am Tage wie in der Nacht,
die Kapelle aufzusuchen und dort zu beten. Es lag daher nichts
näher, als daß er sich für seine private Andacht einen Raum in der
Kirche herrichten ließ, und welcher Raum hätte dafür eher in Frage
kommen können, als derjenige im Obergeschoß des Westbaues, den
der Kaiser über den Verbindungsgang hinweg vom Palast aus direkt
33 aus’m Weerth, Das Grab Pippins, S. 134.
34 Migne, Pat. Curs. Compl. 104, S. 565 M. G. SSI. S. 147.
35 Diese Meinung vertritt jetzt auch Faymonville. (Delrio, Handbuch
V. S. 4). — Daß im übrigen die Bestimmung des Raumes als Privatora-
torium diejenige als Hofloge nicht ausschloß, beweist das Obergeschoß
des Torbaues der von Einhard erbauten Kirche in Seligenstadt, die (vgl.
Anm. 36) offenbar beiden Zwecken diente. Da aber das Obergeschoß
des Aachener Westbaues ziemlich weit zurückliegt, und keine freie Sicht
auf das Untergeschoß zuläßt, glaube ich eher an die ausschließliche oder
zum mindesten hauptsächliche Verwendung des Raumes als Privatora-
torium. Wir werden darauf in anderem Zusammenhänge zurückzukommen
haben.
1.8