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With, Karl
Japanische Baukunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 10: Leipzig: Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.61141#0007
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Die j apanische Tempelbaukunst umfaßt zwei ver-
schiedene Kultgebiete: den Shintoismus und
den Buddhismus. Der Shintoismus ist die ursprüng-
liche Volksreligion, ist ein naturhafter Geisterglaube
und Ahnenkult, dessen Ernst und Strenge die puri-
tanische Einfalt und sehr verhaltene Schlichtheit
seiner Tempelbauten entspricht (Abb. 14); im Gegen-
satz zu den buddhistischen Tempeln, die eine be-
wegte, volle, farbenkräftige und reiche Formgebung
zeigen (Abb. 1 und 3), die, ebenso wie der große,
bildhaft-sinnliche und zugleich jenseitig asketische
Glaube des Buddhismus, vom Festland herüber-
gekommen ist. Beide Stile vermischen sich dann
später stark, doch so, daß im sog. Garan- und
Gongenstil, bezw. vom 16. Jahrhundert ab, der
shintoistische fast ganz in der buddhistischen Form-
welt aufgegangen ist, wie die Bauten von Nikko
zeigen (Abb. 6). Kennzeichen für shintoistische
Bauten bleiben jedoch im allgemeinen: Das Dach
mit dem Vollgiebel, mit Stroh, Schilf oder Hinoki-
rinde abgedeckt (Abb. 14), im Gegensatz zum bud-
dhistischen Irimoyadach, das an den Giebeln gebro-
chen und mit gebrannten Dachziegeln abgedeckt
ist (Abb. 1); des weiteren statt des Wandputzes auf
Flechtwerk die reine Holzbauart mit Wandbrettern
und das Fehlen des reichen skulpturalen Beiwerks,
sowie des vielfach verzweigten Kraggebälkes.
Beiden Bauarten gemeinsam aber ist der Grund-
zug, die Gebäudewirkung nach der Breite hin zu
entfalten, nicht wie im Abendland auf sich zu kon-

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