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Die Mystiker.
Zerknirschten Herzens überdenkt der Dichter seine
Sünden und sein Verschulden: Wie konnte er Gottes
Güte und Milde so zuwider tun? Aber er will nicht
verzagen. Er ist ein Sohn Gottes und auch den ver-
lorenen Sohn wird der Vater nicht zurückstoßen:
Wer weiß, er möcht entgegengahn
Dem lang verloren Kinde,
Mich möcht mit Armen heften an
An seine Brust geschwinde.
Und schon ist dieses „Vielleicht“ kein Bild, kein Zweifel
mehr, schon ist’s lebendigste Gewißheit. Stammelnd vor
Erregung stürzt er den Armen des Vaters entgegen:
S. ,,O da, da Vater, Vater mein!
O weh, mir schönem Kinde!“
V. „0 Kind, o Kind, kehr wieder ein,
O wohl, daß dich noch finde!“
S. „Ach Vater, ich’s bekennen muß,
O weh mir Frech und Stolzen!“
V. „Ach Kind, mein Kind ob deiner Buß
Ist schon für Lieb zerschmolzen.“
S. „Ach Vater, nimm mich wieder an,
Bin sonsten gar verloren.“
V. „Ach Kind, was magst in Zweifel stahn
Mein Ingeweid erkoren?“
S. „Ach Vater, will zun Knechten gähn,
Mein Lieb ist gar erfroren,“
V. „Ach Kind sollt ich bein Knechten Ian
Mein Fleisch, von mir geboren?“
S. „Ach Vater, bins mit nichten wert,
Mich laß bei deinen Füßen.“
V. „Ach Kind, ich hab dein lang begehrt,
Nun muß dich herzlich grüßen.“
S. „Ach Vater, liebster Vater mein,
Wann ich der Sünd gedenke!“
V. „Ach liebes Kind, nit also wein,
Ich dirs von Herzen schenke.
Die Mystiker.
Zerknirschten Herzens überdenkt der Dichter seine
Sünden und sein Verschulden: Wie konnte er Gottes
Güte und Milde so zuwider tun? Aber er will nicht
verzagen. Er ist ein Sohn Gottes und auch den ver-
lorenen Sohn wird der Vater nicht zurückstoßen:
Wer weiß, er möcht entgegengahn
Dem lang verloren Kinde,
Mich möcht mit Armen heften an
An seine Brust geschwinde.
Und schon ist dieses „Vielleicht“ kein Bild, kein Zweifel
mehr, schon ist’s lebendigste Gewißheit. Stammelnd vor
Erregung stürzt er den Armen des Vaters entgegen:
S. ,,O da, da Vater, Vater mein!
O weh, mir schönem Kinde!“
V. „0 Kind, o Kind, kehr wieder ein,
O wohl, daß dich noch finde!“
S. „Ach Vater, ich’s bekennen muß,
O weh mir Frech und Stolzen!“
V. „Ach Kind, mein Kind ob deiner Buß
Ist schon für Lieb zerschmolzen.“
S. „Ach Vater, nimm mich wieder an,
Bin sonsten gar verloren.“
V. „Ach Kind, was magst in Zweifel stahn
Mein Ingeweid erkoren?“
S. „Ach Vater, will zun Knechten gähn,
Mein Lieb ist gar erfroren,“
V. „Ach Kind sollt ich bein Knechten Ian
Mein Fleisch, von mir geboren?“
S. „Ach Vater, bins mit nichten wert,
Mich laß bei deinen Füßen.“
V. „Ach Kind, ich hab dein lang begehrt,
Nun muß dich herzlich grüßen.“
S. „Ach Vater, liebster Vater mein,
Wann ich der Sünd gedenke!“
V. „Ach liebes Kind, nit also wein,
Ich dirs von Herzen schenke.