GÜNTHER.
Mit Günther tritt die ringende Persönlichkeit aus der
Enge des religiösen Bewußtseins, um die ganze Breite
des Lebens, die Allheit seiner Kräfte zum Fundament
ihrer Entwicklung zu machen. Wovon weder Spee noch
Silesius gewußt haben: die furchtbare Gewalt der Gegen-
sätze, der Lebensnot, der persönlichen Einsamkeit: Gün-
ther zeigt uns den ersten tragischen Kampf der Persön-
lichkeit um ihre Selbstbestimmung und Selbstvollendung,
zeigt uns die ersten Höhen, auf denen das Individuum
den Sieg erzwingt. Mit Günther tritt die individuelle
Lyrik zum erstenmal bewußt und allseitig der ständi-
schen Lyrik gegenüber.
Johann Christian Günther wurde 1695 zu Striegau,
einem kleinen schlesischen Städtchen geboren als Sohn
eines wenig bemittelten Arztes, eines Mannes von nüch-
terner Ehrbarkeit und kleinbürgerlicher Strenge. Nur
eine zufällige fremde Hilfe, ein durchreisender Arzt, den
schlechtes Wetter in Striegau festhält, ermöglicht es
daß Günther das Gymnasium in Schweidnitz besuchen
kann. Nach einer frühen Jugendliebe zu einem sehr
jungen Mädchen, das bald schon stirbt, trifft er hier ein
Jahr vor seinem Abgang vom Gymnasium Leonore Jach-
mann, für die er in Liebe und Leidenschaft entbrennt
und die einen entscheidenden Einfluß auf sein Leben
gewinnt. Während der letzten Gymnasialwochen wider-
fährt ihm die Ehre, daß ein von ihm verfaßtes Trauer-
spiel „Die von Theodosio bereute Eifersucht“ von seinen
Mit Günther tritt die ringende Persönlichkeit aus der
Enge des religiösen Bewußtseins, um die ganze Breite
des Lebens, die Allheit seiner Kräfte zum Fundament
ihrer Entwicklung zu machen. Wovon weder Spee noch
Silesius gewußt haben: die furchtbare Gewalt der Gegen-
sätze, der Lebensnot, der persönlichen Einsamkeit: Gün-
ther zeigt uns den ersten tragischen Kampf der Persön-
lichkeit um ihre Selbstbestimmung und Selbstvollendung,
zeigt uns die ersten Höhen, auf denen das Individuum
den Sieg erzwingt. Mit Günther tritt die individuelle
Lyrik zum erstenmal bewußt und allseitig der ständi-
schen Lyrik gegenüber.
Johann Christian Günther wurde 1695 zu Striegau,
einem kleinen schlesischen Städtchen geboren als Sohn
eines wenig bemittelten Arztes, eines Mannes von nüch-
terner Ehrbarkeit und kleinbürgerlicher Strenge. Nur
eine zufällige fremde Hilfe, ein durchreisender Arzt, den
schlechtes Wetter in Striegau festhält, ermöglicht es
daß Günther das Gymnasium in Schweidnitz besuchen
kann. Nach einer frühen Jugendliebe zu einem sehr
jungen Mädchen, das bald schon stirbt, trifft er hier ein
Jahr vor seinem Abgang vom Gymnasium Leonore Jach-
mann, für die er in Liebe und Leidenschaft entbrennt
und die einen entscheidenden Einfluß auf sein Leben
gewinnt. Während der letzten Gymnasialwochen wider-
fährt ihm die Ehre, daß ein von ihm verfaßtes Trauer-
spiel „Die von Theodosio bereute Eifersucht“ von seinen