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Witting, Felix
Die Anfänge christlicher Architektur: Gedanken über Wesen und Entstehung der christlichen Basilika — Zur Kunstgeschichte des Auslandes, Band 10: Straßburg: Heitz, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.45327#0103
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ALTCHRISTLICHE FORMENSPRACHE

er christlich-basilikale Stil bethätigt sich wesentlich als Raum-
kunst« ; «das Werk des Architekten ist allein der Mauerkörper»;
«das vorzüglichst wichtige Detail der Basiliken hatte für
ihren Organismus mehr oder-weniger das Verhältnis des Zufälligen».
So erklären schon Kugler1 und Dehio,2 und ihre Bemerkungen können
uns Fingerzeige für die ganze Auffassung der altchristlichen Formen-
sprache sein. Schon, wer durch die Katakomben geht und ohne Vorein-
genommenheit den Stil der Wandmalereien dort auf sich wirken lässt,
wird nicht umhin hönnen, ein Eigenes, wenn auch schwach, in ihnen
zu fühlen. Gegenüber antiken Malereien scheinen sie mit einer ge-
wissen Sorglosigkeit hingestrichen, die auf schulmässige Korrektheit
wenig Wert legt. Man schiebt das meist allein auf den Bildungsgrad
der Ausführenden, die rohe Handwerker gewesen sein sollen. Allein
wenn wir beobachten können, dass auch späterhin, wo der Kirche
gewiss die Geldmittel zur Verfügung standen, die christliche Malerei
in ähnlich «rohem» Stil sich weiterentwickelt, möchte man diese An-
fänge in den Katakomben anders deuten. Zählte übrigens die christ-
liche Gemeinde nicht auch schon vordem reiche Bürger zu den Ihren?
Wenn die plastische Illusion gerade nicht gesucht wird, so stimmt
das merkwürdig mit der Thatsache überein, dass die Freiplastik in
der altchristlichen Kunst nicht vertreten ist.3 Aber auch die Erklär-
ung, es handle sich um eine blosse Bilderschrift (Cicerone), reicht nicht


1 Gesch. d. Baukst. 1856, I, 367.
2 Dehio-Bezold, a. a. Ο., I, 100 101.
3 vgl. Schultze, a. a. O., S. 289 über die Statuen des guten Hirten, wo mit der
Möglichkeit heidnischen Ursprungs derselben gerechnet wird (vielleicht nur Kult-
bilder einer stark heidnisch gefärbten Sekte?).
 
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