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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 2.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.9079#0024
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Nr. 16.

Erscheint monatlich einmal. Preis Pro Nnmmcr 10 Pfennig.

1885.

WWlA hMüMch-sMrWs MoullMM.

Ktihdrahtmeldunge».

Berlin. Die ultramontane „Germania- und das antisemitische
„Deutsche Tageblatt" sind sich in die Haare gerathen und dichten sich
nun wie folgt an:

; Den besten Lachs fängt man bei Wesel,
Im Zentrum gibt es große — Männer.
Herr Martin Luther schob gern Kegel,
Antisemiten sind meistens —Patrioten.
Paris. Dank der chinesischen Prügel ist Ferry futsch und mit
ihm die Bonapartisten und Royalisten. Mlle. Republik hat eiligst

lermanra

die Kanonenstiefel ausgezogen, um sich, liebenswürdig wie sie von
Natur ist, mit dem „Sohne der Sonne", welcher z. Z. in Peking
wohnt, wieder zu versöhnen. Viel Glück!

London. John Bull ist in Verzweiflung. Im Sudan weiß er,
von wem er Keile kriegt. In Afghanistan weiß er's nicht. Ein ge-
wisser Staatsmann hat thm dort in die Suppe gespuckt; diese muß er
nun als ein russisches Gericht hinunterwürgen.

Kopenhagen. Die dänische Bevölkerung will dem König wegen
VerfaffungSbruchs die Steuern verweigern. Wie verlautet, soll
Christian IX. vor der Hand zu leben haben.

Frühlings lied. bw>-

Wenn die Vögleiu auf Daum und Strauch
Luftig singen und schmettern,

Lammen die Herrn Poeten auch
Mit den bekritzelten Müttern;

Wollen mie freie Vögelein
Singen und snbiliren,

Duft der Müthen und Sonnenschein
preisen auf ihren papieren.

Äch, du lieblicher Frühlingswind,

Möchtest die Herren wohl necken,

Ihnen die Mütter sagen geschwind
Seitab hinter die Hecken!

Wo der Landmann nach altem Lrauch
Sammelt sie auf mit Fleisie
And mit vielem Vergnügen auch
Nützet nach seiner Weise.

Wohl ist den Vöglein auf Zweig und Äst;
Mögen sie subiliren,

Weil sie in ihrem grünen Palast
Leine Sorgen verspüren.

Von der Leber weg frisch und frei
Mögen sie singen und pfeifen;

Stünde der eifrigste Wächter dabei,

Lönnt' er sie doch nicht greifen.

Lei den Vöglein hat's keine Noth,

Trotz dieser schweren Zeiten;

Doch ihr Poeten singt nach dem Mod
Nnd das mag ich nicht leiden.

ÄU euer Llingeln und Schellengetön
Ist nur ein eitles prahlen;

Duftet's im Frühling auch noch so schön,
Müssen wir doch wieder zahlen.

Drechselt die Verse noch so nett,

Uns bringt's nicht in Ertase,

Denn ein mächtiges Zteuerbouquet ^
Hält man uns unter die Nase.

Laßt nicht strömen ;u flott, ich bitt',
Eures Gesanges Welle,

Denn sie schwemmt uns leider nicht mit
Alle die neuen Zölle.

Äch, dieser sanfte, süße Hauch
Wirkt so nlild in der Regel
Und dem Herrn Crekntor auch
Schwellen dabei die Segel.

Ein Genutz doch bleibt mir allein
Und wird mir nicht entlaufen:

Heute will ich mal draußen im Frei'n
Tief aufathmen und schnaufen.

Da, ihr Poeten, habt ihr noch was
Für eure Frühlingsfeier,

Denn noch liegt kein Zoll auf der Naf'
Und auf der Luft keine Steuer.

Iarod.
 
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