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https://doi.org/10.11588/diglit.9076#0030
Nr. 52.
1888
»D
MOMs iMMlW'MMM MllNklilllll
Blitzdrahtmeldunge».
Berlin Eugen Richter ist verflossene Nacht aus seinem Bette
gefallen und hat sich erheblich verletzt. Er hatte nämlich geträumt,
er sei Minister geworden und halte sein Portefeuille schon in der
Hand. Vor Freude wollte er einen Luftsprung mache»-, daher der
unglückliche fsall. An Stelle des Portefeuilles hatte er eine Samm-
lnng feiner Reden in der Hand, über deren Lektüre er selbst einge-
schlafen war.
Paris. General Boulanger ist vorgestern mit ganz besonder?
schön blank geputzten Stiefeln und Knöpfen erschiene». Seine Ver-
ehrer haben beschlossen, ihm für dieses besondere Verdienst um die
Hebung des französischen Militärwesens ein Denkmal von Vronze zu
errichten.
Kamerun. Nachdem man in Kamerun vergebens nach Gold und
Silber gesucht, glaubte em Schulmeister durch sorgsältige Forschungen
endlich ein Messinglager entdeckt zu haben. Als man nähe, nach-
forschte, fand man. daß an dieser Stelle eine Messingpfanne ge-
schmolzen war, in der sich ein Missionar einst hatte einen Äsfenbrate»
bereiten wollen.
Kerr Wiche
(Zur Illustration Seite 4l«.Z
err Michel ist ein guter Mann
Und kann auch was vertragen;
Gr schleppt manch schwere Last hindann
Mit sichtlichem Schagen.
Gar viet läd't man ihm obenauf
Auf seinen breiten Nacken.
Es war, als freute er sich drauf,
Gin rechtes Stück zu packen.
Und rief man ihm: ,,O Michel du,
Gs wird dich arg noch drücken!" —
Da lacht' er breit: ,,Unr immer zu!
Viel Platz hat noch mein Rücken!"
O Michel, das war sicherlich
Leichtsinniges Gestunker!
Nicht zweimal ließen sagen sich
Solch frohe Mär die Zunker.
Schnell war die Sache ihnen klar,
Sie thaten schier verwundert:
Der Michel trug sa leicht per Jahr
Milliönchen wohl sechshundert.
And weithin riefen sie durch's Land
Mit gierigen Gebärden:
,,Cs muß solch starker Glephaut
Auch recht beladen werden."
Da, Michel, fanden sich dir schnell
Geeignete Gerather;
Gs bildete sich das Kartell
Der neuen Reichs-Änflader.
Der Michel stellt' sich stramm uud breit,
Wollt' seine Graft erproben
Und dachte voll Behaglichkeit:
„Nun wird man mich auch loben!"
Doch mußt' der biedere Gesell
Cs baldigst wohl erfassen,
Daß mit den Herren vom Kartell
Ist gar nicht gut zu spaßen.
Um seine Reichsgemüthlichkeit
Entsprechend zu belohueu,
So lassen sie ihn tragen heut
Zwölfhundert Millionen.
Flott haben sie's ihm aufgepackt
Mit hurtigem Geschicke,
Daß ihm's in den Gelenken knackt
Und schmerzt in dem Genicke.
Gr wandelt hin mit seiner Last
Mit Genchen und mit Stöhnen,
Auf so was war er nicht gefaßt,
Kann sich nicht dran gewöhnen.
O Michel, ich verkenn' es nicht,
Wie sehr du dich magst grämen,
Doch kann ich setzo dein Gewicht
Uicht mehr herunter nehmen.
Lieb' nur dein deutsches Vaterland,
Doch sei dabei auch helle
Und sei nicht mehr der Glephant
Der Ärüder vom Kartelle.
1888
»D
MOMs iMMlW'MMM MllNklilllll
Blitzdrahtmeldunge».
Berlin Eugen Richter ist verflossene Nacht aus seinem Bette
gefallen und hat sich erheblich verletzt. Er hatte nämlich geträumt,
er sei Minister geworden und halte sein Portefeuille schon in der
Hand. Vor Freude wollte er einen Luftsprung mache»-, daher der
unglückliche fsall. An Stelle des Portefeuilles hatte er eine Samm-
lnng feiner Reden in der Hand, über deren Lektüre er selbst einge-
schlafen war.
Paris. General Boulanger ist vorgestern mit ganz besonder?
schön blank geputzten Stiefeln und Knöpfen erschiene». Seine Ver-
ehrer haben beschlossen, ihm für dieses besondere Verdienst um die
Hebung des französischen Militärwesens ein Denkmal von Vronze zu
errichten.
Kamerun. Nachdem man in Kamerun vergebens nach Gold und
Silber gesucht, glaubte em Schulmeister durch sorgsältige Forschungen
endlich ein Messinglager entdeckt zu haben. Als man nähe, nach-
forschte, fand man. daß an dieser Stelle eine Messingpfanne ge-
schmolzen war, in der sich ein Missionar einst hatte einen Äsfenbrate»
bereiten wollen.
Kerr Wiche
(Zur Illustration Seite 4l«.Z
err Michel ist ein guter Mann
Und kann auch was vertragen;
Gr schleppt manch schwere Last hindann
Mit sichtlichem Schagen.
Gar viet läd't man ihm obenauf
Auf seinen breiten Nacken.
Es war, als freute er sich drauf,
Gin rechtes Stück zu packen.
Und rief man ihm: ,,O Michel du,
Gs wird dich arg noch drücken!" —
Da lacht' er breit: ,,Unr immer zu!
Viel Platz hat noch mein Rücken!"
O Michel, das war sicherlich
Leichtsinniges Gestunker!
Nicht zweimal ließen sagen sich
Solch frohe Mär die Zunker.
Schnell war die Sache ihnen klar,
Sie thaten schier verwundert:
Der Michel trug sa leicht per Jahr
Milliönchen wohl sechshundert.
And weithin riefen sie durch's Land
Mit gierigen Gebärden:
,,Cs muß solch starker Glephaut
Auch recht beladen werden."
Da, Michel, fanden sich dir schnell
Geeignete Gerather;
Gs bildete sich das Kartell
Der neuen Reichs-Änflader.
Der Michel stellt' sich stramm uud breit,
Wollt' seine Graft erproben
Und dachte voll Behaglichkeit:
„Nun wird man mich auch loben!"
Doch mußt' der biedere Gesell
Cs baldigst wohl erfassen,
Daß mit den Herren vom Kartell
Ist gar nicht gut zu spaßen.
Um seine Reichsgemüthlichkeit
Entsprechend zu belohueu,
So lassen sie ihn tragen heut
Zwölfhundert Millionen.
Flott haben sie's ihm aufgepackt
Mit hurtigem Geschicke,
Daß ihm's in den Gelenken knackt
Und schmerzt in dem Genicke.
Gr wandelt hin mit seiner Last
Mit Genchen und mit Stöhnen,
Auf so was war er nicht gefaßt,
Kann sich nicht dran gewöhnen.
O Michel, ich verkenn' es nicht,
Wie sehr du dich magst grämen,
Doch kann ich setzo dein Gewicht
Uicht mehr herunter nehmen.
Lieb' nur dein deutsches Vaterland,
Doch sei dabei auch helle
Und sei nicht mehr der Glephant
Der Ärüder vom Kartelle.