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Nr. 78.

Preis pro Nummer 10 Pfennig.

1880.

Erscheint monatlich zweimal.

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Kolporteure.

Berlin. Aus verschiedenen Streikgebieten des deutschen Reichs
wird Belagerungszustand gemeldet, den die Jnnungsmeister und
sonstige Unternehmer über die Bahnhöfe verhängt haben, um an-
kommende Arbeiter sofort mit Beschlag zu belegen.

— In der Korkfabrik von Stopf und Compagnie herrscht
fieberhafte Thätigkeit. Man arbeitet an einem Riesen-Stöpsel, weicher
im Falle eines Kriegs mit der Schweiz dazu dienen soll, den Gott-
Hardt-Tunnel zu verkorken.

Westfalen. Den Bergarbeitern sind wieder einige Lohnerhöh-

ungen versprochen worden. Doch herrscht auf dem Gebiete des Lohn-
erhöhungs-Vollzugs noch völliger Streik.

Paris. Einige in- und ausländische Korrespondenten chauvinisti-
scher Blätter haben beschlossen, die hundertjährige Jubelfeier der großen
Revolution und die letztere selbst todtzuschweigen. Dieser journa-
listische Massenmord hat bereits seinen Anfang genommen.

Türkei. In der Provinz Sandschak sind Unruhen ausgebrochen,
nachdem die Russen dort den nöthigen Sand eingekauft hatten, den sie
dem übrigen Europa bei ihrer Orientpolitik in die Augen streuen wollen.

>- Wilhelm Hasenrlever.

Geboren am 19. April 1837, gestorben am 8. Juli 1889.

Als Du sielest, trauernd klagten all'
die Schaaren der Getreuen —

Der Erinn'rung grüne Kränze wollen
heute sie erneuen.

Denn der Tod, der düst're, grimme,
er erschien Dir als Befreier.

Frieden nach des Unglücks Schrecken
kündet ernst die Trauerseier.

„Schließt die Reihen!" dies Kommando,
ach, wie oft schon mußt' es schallen,
Weil ein thenrer Kampsgenosse, weil
ein Freund uns war gefallen!
Aber nie in größerm Schmerze trübten
Thränen uns're Blicke,

Wie am Tag, da Du verfallen Deinem
tragischen Geschicke.

Lange, lange Jahre kämpftest tapfer
Du an uns'rer Spitze,

Donner waren Deine Worte, Deine
Feder sandte Blitze.

Dennoch nährtest Du im Herzen nicht
des Hasses wilde Triebe;

Nur der Freiheit galt Dein Streben,
nur dein Sieg der Menschenliebe.

Lebend warst Du nns gestorben, doch
gestorben wirst Du leben!

Deine kühne Kämpferseele wird um
uns're Fahne schweben.

Und Dein Manneswort, das warme,
das gewohnt, in's Herz zu drängen,
Immer wird es liebreich, mahnend, nns
im Herzen wiederklingen.

In des Volkes Masse fandest Du
Dein Wirken, treu und bieder,

Viele tausend Proletarier drückten Dir die Hand als Brüder.
Denn der Hoffart schnöder Dünkel, ferne blieb er Deinen Pfaden —
Warst ein echter Freund dem Freunde, Kamerad den Kameraden.

Was Du sä'test, froh gedeih' es! was
Du lehrtest, nie verhall' es!
Schlafe wohl, Du müder Streiter, treuer Schildgenoß Lassalle's!
Wenn dereinst der Lorbeer grünet an der Freiheit rauhen Bahnen,
Werden wir die ersten Zweige treulich weihen Deinen Dianen.


Zu beziehen durch L. Langer, Buchhandlung in Chemnitz.
 
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