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https://doi.org/10.11588/diglit.9081#0189
Nr. 89.
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1889.
Bitzdrahtmcldungen.
Berlin. Der Ausfall der Stadtverordnetenwahlen hat den Magistrat
dermaßen in Trauer versetzt, daß er in geheimer Sitzung beschloß, das
rothe Haus schwarz anstreichen zu lassen.
Elberfeld. Der Antrag des „Gewährsmannes" Weber im So-
zialistenprozeß, man solle ihn erschießen, wurde abgelehnt, weil ein solcher
„Hintermann" keinen Schuß Pulver werth ist.
München. Der bayerische Landtag wird nächstens wegen Umsturz
der bestehenden Verhältnisse verboten, weil seine ultramontane Majorität
sich fortwährend bemüht, das Ministerium zu stürzen.
Petersburg. Nach den neuesten Nachrichten ist Bulgarien der
russischen Regierung Wurst. Bei dem bekannten Appetit Rußlands wird
dasselbe aber diese Wurst nicht lange neben sich liegen lassen, ohne Lust
zu bekommen, sie auszuessen.
Afrika. Eine große Negerversammlung am Victoria Nyanza be-
schloß, den deutschen Reichstag zu bitten, die für Afrika zu bewilligenden
Millionen abzulehnen und sie den westphälischen Bergleuten
zuzuweisen, welche sie nöthiger brauchen.
Amerika. Boulanger wird hier Gastrollen in der höheren Magie
(Fingerfertigkeit) geben.
Für diesmal reicht es scholl.
Ein Märchentraum aus fernen Tagen,
Die schönste aller Kindersagen
Erhellt die dunkle Winternacht.
Es tritt aus dichten Nebelschleiern,
Nus grauen Wolken, kalt und bleiern,
Des Weihnachtsfestes bunte Pracht.
Wir sollen, Sorgen und Beschwerden
Vergessend, wie die Kinder werden,
Das ist des Festes tiefer Sinn.
Es soll der lichte Glanz der Kerzen
Zur Freude heben unsre Herzen
Nun denn, so werft die Sorgen hin.
Laßt uns rnit frohem Kindertachen
Bewundern all' die schönen Sachen,
Die uns bescheert sind dieses Jahr.
Das Eine, wie wir langst schon wissen:
Soldaten dürfen wir nicht missen,
Man beut sre reichlich wieder dar.
Doch ist gesorgt auch für den Frieden,
Ein jeder Kriegslärm wird vermieden,
Es wird ein Pulver uns geschenkt,
Das ohne Rauch und ohne Knallen
Gemüthlich bringt den Feind zum Fallen,
Der uns mit Melinit bedrängt.
Rull; ward verbannt aus unfern Staaten
Das fremde Schwein — der Schweinebraten
Soll preußisch-deutsch nur vor uns steh'n,
Darum wir auch mit froher Miene
Die nationale Reichstrichine
Auf unsernr Weihnachtstische seh'n.
Von Feinden in der Mohren Lande
Blieb übrig nur Buschiri's Bande,
Die Witzmann stündlich schlägt als Held.
Zu Deutschen wird er stramm erziehen
Die Heiden in den Kolonien,
Das kostet uns ein Heidengeld.
Doch haltet euren Groll in: Zügel!
Schon tritt mit einem neuen Prügel
Knecht Rupprecht zu der Thür herein!
Voll: Reichstag hat er ihn erhalten
Als Bill der Potizeigewalten —
Jetzt, Kinder, müht ihr artig sein!
Bejubelt aw die schönen Gaben,
Bald werdet ihr noch schön're haben;
Freigebig ist die Reaktion!
Doch seht, — die Kerzen niederbrennen
And sollt ihr neue Wünsche nennen,
So sprecht: Für diesmal reicht es schon.
Zu beziehen durch Albin Langer, Buchhandlung in Chemnitz.
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1889.
Bitzdrahtmcldungen.
Berlin. Der Ausfall der Stadtverordnetenwahlen hat den Magistrat
dermaßen in Trauer versetzt, daß er in geheimer Sitzung beschloß, das
rothe Haus schwarz anstreichen zu lassen.
Elberfeld. Der Antrag des „Gewährsmannes" Weber im So-
zialistenprozeß, man solle ihn erschießen, wurde abgelehnt, weil ein solcher
„Hintermann" keinen Schuß Pulver werth ist.
München. Der bayerische Landtag wird nächstens wegen Umsturz
der bestehenden Verhältnisse verboten, weil seine ultramontane Majorität
sich fortwährend bemüht, das Ministerium zu stürzen.
Petersburg. Nach den neuesten Nachrichten ist Bulgarien der
russischen Regierung Wurst. Bei dem bekannten Appetit Rußlands wird
dasselbe aber diese Wurst nicht lange neben sich liegen lassen, ohne Lust
zu bekommen, sie auszuessen.
Afrika. Eine große Negerversammlung am Victoria Nyanza be-
schloß, den deutschen Reichstag zu bitten, die für Afrika zu bewilligenden
Millionen abzulehnen und sie den westphälischen Bergleuten
zuzuweisen, welche sie nöthiger brauchen.
Amerika. Boulanger wird hier Gastrollen in der höheren Magie
(Fingerfertigkeit) geben.
Für diesmal reicht es scholl.
Ein Märchentraum aus fernen Tagen,
Die schönste aller Kindersagen
Erhellt die dunkle Winternacht.
Es tritt aus dichten Nebelschleiern,
Nus grauen Wolken, kalt und bleiern,
Des Weihnachtsfestes bunte Pracht.
Wir sollen, Sorgen und Beschwerden
Vergessend, wie die Kinder werden,
Das ist des Festes tiefer Sinn.
Es soll der lichte Glanz der Kerzen
Zur Freude heben unsre Herzen
Nun denn, so werft die Sorgen hin.
Laßt uns rnit frohem Kindertachen
Bewundern all' die schönen Sachen,
Die uns bescheert sind dieses Jahr.
Das Eine, wie wir langst schon wissen:
Soldaten dürfen wir nicht missen,
Man beut sre reichlich wieder dar.
Doch ist gesorgt auch für den Frieden,
Ein jeder Kriegslärm wird vermieden,
Es wird ein Pulver uns geschenkt,
Das ohne Rauch und ohne Knallen
Gemüthlich bringt den Feind zum Fallen,
Der uns mit Melinit bedrängt.
Rull; ward verbannt aus unfern Staaten
Das fremde Schwein — der Schweinebraten
Soll preußisch-deutsch nur vor uns steh'n,
Darum wir auch mit froher Miene
Die nationale Reichstrichine
Auf unsernr Weihnachtstische seh'n.
Von Feinden in der Mohren Lande
Blieb übrig nur Buschiri's Bande,
Die Witzmann stündlich schlägt als Held.
Zu Deutschen wird er stramm erziehen
Die Heiden in den Kolonien,
Das kostet uns ein Heidengeld.
Doch haltet euren Groll in: Zügel!
Schon tritt mit einem neuen Prügel
Knecht Rupprecht zu der Thür herein!
Voll: Reichstag hat er ihn erhalten
Als Bill der Potizeigewalten —
Jetzt, Kinder, müht ihr artig sein!
Bejubelt aw die schönen Gaben,
Bald werdet ihr noch schön're haben;
Freigebig ist die Reaktion!
Doch seht, — die Kerzen niederbrennen
And sollt ihr neue Wünsche nennen,
So sprecht: Für diesmal reicht es schon.
Zu beziehen durch Albin Langer, Buchhandlung in Chemnitz.