1395
mtttV^aU,>*mann n(I1^ Marchthalle ziehen, un denn missen se de Lebens-
^ ! . Zu Hause dragen, un Kartoffel schälen un kleene Kinder wiegen, denn
.. 'ne Sache, die jeder tapfere Soldat von 't Fundament aus
Na " mufe* Un denkste, bet bet leicht is? Hast Du 'ne Ahnung!
HauM .Est De mir doch woll ooch zujeben missen, bet et 'ne rieft je
bet fviH e i,c Herren Leitnants immer jeputzte Stiebeln haben, un
Wiä t' Bor 'onne £'m’en n’$ schickt, bet se mal alleene de jeehrte
wie - . ^te erjreifcn, un bet bet Jcld der Steierzahler vor fonne Sachen
finb ,e'^.affen is, un bet unsere Jroschens jar keene bessere Verwendung
u können, als det se vor sonne Zivecke ausjejeben werden,
voi ick komme wieder von't Hundertste in't Dausendste! Ick wollte
lick ilLinterverjniejungen, von't Schlittschuhloosen, un alle attderc mög-
s~v-e !In unmöglicheSchosen reden un nu bin ick.mit eenmal mitten mang de
Mztersburschen. Daraus kannste nu sehen, wie sehr die Militärjeschichten
janzes öffentliche Leben beherrschen. Aber wir sind nu so ziemlich
cktcn briit in den sojenannten Berliner Karneval. Ick sage Dir, Jacob, der
^och danach. Vor Allens hat der Berliner so int Alljemeinen Schick,
er blos nich so vor det alljemeine Amisement. Ick jloobe, det machen
^ Scfniljlette, die De ieberall rnmstehen siehst. Die markiren, wo De se
siehst, so'n Eisernett, det jar keen richtijet Verjniejeit uffkommen kattn.
un denn die Maskenbälle! Det verstehe ick nu bei'n besten Willen nich,
Eener daran Verjniejen finden kann. Zivar ick bin ja nu een Danzer,
?er sich jewaschen hat, blos den eenen Fehler habe ick, det ick det Rnm-
^ehen verjesse. Wenn also Eene jerne unter den Kronenleichter liegt,
°knn kann se mit mir mal soitne kleene Scherbelei probiren. Aber seh'
'"ul, Jacob, wat habe ick davott, wenn ick denn mir nu wirklich als Jroß-
iultan von Marokko anputze, nn dhu mir in meinem Turban ttoch so
.'cke — denkste, det ich von de Jnbildnng alleeit eenen Harem krieje, wenn
^ nich in meine sonstije Verhältnisse vielleicht Fabrikbesitzer bin, der ville
vrauensleite beschäftigt?! Also mit sonne Maske is et nischt. Vor mir wißte
'ck schon 'ne Maske, in die mir keen Mensch uff irjend eenen Maskenball
erkennen wirde. Ick bleibe so anjezogen, wie ick jeden Dag sehe, ick wasche
"ur nich mal besonders, aber ick nehme eenen richtijen, veritablen Dausend-
>Uarkschcin in de Hand, un da jehe ick de heechste Wette in, un märe et 'ne
Auze Flasche Jilka, det mir feen Mensch in den janzeit Saal erkennt. Wenn
lieber Jacob, vielleicht aitderer Meinung bist, dcmt kannste tnir det
ruhig schreiben, icbcl jenommen wird bei mir ieberhaupt nischt, aber ick
uußte Dir denn mit di Uffrichtigkeit, die mir von jeher ausjezeichitet hat,
iugeit, dxk jst Dir vor schief jeivickelt halte, woittit ick verbleibe erjebenst nn
Mit ville Jrieße Dein trrier rt m *
Jotthilf Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
- Hovelsxähne.
Das Ausbeuten lustig und mimtet
Dem strebsamen Bourgeois glückt;
Es werden noch imnter herunter
Die kläglichsten Löhne gedrückt,
lim jeden Preis es gelüstet
Nach Millionen ihn ja,
Daneben gar sittlich entrüstet
Ist er über Panama.
* ^ *
Dem hungrigen deutschen Staatsbürger ist eine
^ kräftige Fleischsnppe unendlich nützlicher, wie die
, ganze militärische Machtstellung Deutschlands in
^ Europa und Afrika.
Die Zustände in Deutschland sind gegenwärtig so reizend, daß fort-
während Prozesse wegen Aufreizung angestrengt werden müssen.
*
O, welche Lust, Soldat zu sein!
Dem Korporal, dem milden,
Fällt es zuweilen plötzlich ein,
Die dienstbereite Mattnschaft sein
Zum Spucknapf auszubilden.
Daß das Volk zur Militärvorlage ein saures Gesicht macht, darf
den Reichskanzler nicht wundern, denn es giebt jede Zitrone, wenn ntan
sie auspreßt, Säure von sich.
Der Nothstand ist der Uebel größtes nicht,
Wenn immer reichlich fließt die Dividende;
Der Aktionär zufriednen Sinnes spricht:
Noch lohnt ja reich die Arbeit fleiß'ger Hände!
* ... *
Die projektirten gesetzlichen Maßregeln zur Beschränkung der Aus-
wanderung sind höchst unzureichend. Ich schlage zur Erweiterung der-
selben vor: Man schaffe in Deutschland die Militär- und Polizeiwirth-
schaft ab, führe den achtstündigen Arbeitstag ein und garantire jedem
Arbeiter lohnende Arbeit, dann wird sich die Auswanderung ganz bedeutend
vermindern. S».
j?ff°8en. Der Hund war verdächtig, aber Wuserl
batte deß kein Arg. War Schnanzerl nicht gekauft
^ brden am Morgen nach der Walpurgisnacht, stan-
ZN ihn, starrborstig die Barthaare empor, und
0^*5 das Unthier nicht aus grünen, schmal-
^Ichlitzten Augen, hoben sich nicht zivei kleine Buckel,
e Hörner, auf der vorspringenden, kahlen Stirn?
^ tückisch lagerte sich Schnauzerl am ersten
aav den kleinen Kokosfaserteppich am Ein-
Ean? ?^bnüber Wuserl und regte sich nicht. Da
spra Gräfin herunter, und mit einem Satz
schnanzerl auf, stellte sich ans die Hintcr-
wem sudelte mit dem kurzen Schweife und schar-
Auae ^ uut die Alte. Die griff zum goldgefaßten
""d rief: „Ein reizendes Geschöpfehen,
holte //„'h^.Hündchen." Aus ihrem „Pompadour"
der
die
j-j^e ^Süßigkeiten und fütterte Schnauzerl,
^nzsi,
Gnädigen zu Füßen legte und ihr
der so' zittrige, knochige Hand leckte. Und
Äustizra^°'°", ^er Herr Gutsbesitzer, die Frau
von Sn? Un^ das Baroncßchen kamen, wurden
hätschelt?» ttmschmeichelt und lobten und
feiten b ' "erzogen und pfropften voll mit Süßig-
demütbinv» dossirlichen, den gehorsamen, den
topfige ' .n treuen Rattenfänger. Der kahl-
der wun?"^^' dressirte ihn und erklärte, es sei
So y.Ewollste Hund auf Gottes Erdboden!
dehnte sin, '^h^oche um Woche. Immer breiter
Zette häinisch^s "nzerl auf seine Decke und blin-
den ignorirte «.Snn* Seite Wuserl an. Denn
wuserl aber »m TOe? ev auch ein Bedienter war.
War er nicht die Geschichte zu Herzen.
Bewährte er sieb Jr,' aufmerksam, pünktlich?
Verbeugte er fick sorgsamer Thürschließer?
^ >cht bis zum Fußboden? Sprang
er nicht fortwährend auf, um den Herrschaften
das Leben leicht zu machen? liebte er nicht Ge-
duld und Ergebung, Gehorsam und Demuth?
Doch ihn beachteten die Insassen des feinen Gast-
hauses fortan noch weniger als sonst, er gehörte
zur Thür, wie die Klinke oder die Angel oder
das Fett, mit dem die Angel geschmiert wurde.
Ja, wenn er ein Hund gewesen märe! Weshalb
lief er nicht auf allen Vieren, warum schnitt er
keine Kapriolen und apportirte nicht?
Wuserl haßte den Schnauzerl, der Groll ver-
dichtete sich zu verzehrender Eifersucht. Von Monat
zu Monat verschlimmerte sich das Verhältniß.
Der Thürschließer verfiel mehr und mehr, magerte
vollends ab. Die Angen thränten ihm; heiße
Thränen vergoß er Nachts, wenn er sich ruhelos
auf seinem Strohsack wälzte. An einem Winter-
abend lief das Maß über. Wuserl saß fröstelnd
in dünnem Röckchen und Hosen auf dem Schemel,
ihm gegenüber schnaufend vor Fett und Wohl-
behagen sein Todfeind. Herein koimnt die Fratt
Justizrath, die verwitwete Kokette, mit dem Kupp-
lerinnenblick und den gepuderten, gemalten Wangen.
Aufspringt Schnauzerl, che der Thürschließer die
ftoststeifen Glieder zu rühren vermag. Empört
reißt die Dame selber die Doppelthür auf und
tätschelt Schnauzerl. „Wart Schnnckerl," ruft sie,
„da hast du dein Winterkleid." Und sie hängt
ihm ein dickgefüttertes, pelzbesetztes, warmes
Seidenmäntelchen um.
Das war zit viel. Bebend, von Wuth ge-
schüttelt springt Wuserl auf und packt den zap-
pelnden, belfernden Schnanzerl, reißt ihm das
schützende Deckchen ab und schüttelt den Köter.
Wuserl will reden, aber er vermag es nicht.
Endlich ringt sich über seine schneeweißen Lippen
Ein Wort, das er dem Hunde in die Zähne wirst:
„Du, du Mensch du-!" Dann ivirft er Schnan-
zerl in die Ecke wie ein Bündel und stürzt hinatts.
Eine klare Winternacht, wo die Luft rein ist
und der Erdboden hart: die Berge sind in graue
Nebelkappen gehüllt, der Mond spiegelt sich in
dem glatten, stillen See. Fern, ganz fern, wo die
Wasserfläche mit dem Horizont sich berührt, fährt
ein Dampfer. Das Ufer ist leer, die Kieselsteine
netzt die leise anschlagende Fluth. In Wnserl's
Kopf ist es wirr und wüst. Für ihn ist die
Welt verloren und dahin, sein Ende ist da. Was
soll er noch, da er so sehr verkannt wird. Er läuft
geradewegs mit offenen Augen und herabhängen-
den Armen in das Wasser. Das thut gut, die
rauschende, gurgelnde, kalte Fluth verspült ihn.
Nun spürt er keinen Grund mehr und sinkt, sinkt,
in den Ohren sanft cs ihm wie Gewehrfeuer.
Ruhig liegt der See, verschwiegen und er-
lösend. Zauberisch schimmert der Mond. Dentüthig
sei der Mensch! _
Die Schuldigen.
A. : Wer ist nun eigentlich Schuld an dem abscheu-
lichen Sittenskandal in der frominen Stadt Leipzig?
B. : Natürlich die Sozialdemokraten.
A. : Das läßt sich denken. Wie haben sie die
Sache angestellt?
B. : Sie haben nach Ablauf des Sozialisten-
gesetzes der Polizei mit geheimen Verbindungen und
ähnlichen Dingen so wenig mehr zu thun gegeben,
daß die Polizei ausnahmsweise einmal Zeit übrig
behielt, sich um die geheimen Verbindungen
der „besseren" Gesellschaft zu kümmern.
mtttV^aU,>*mann n(I1^ Marchthalle ziehen, un denn missen se de Lebens-
^ ! . Zu Hause dragen, un Kartoffel schälen un kleene Kinder wiegen, denn
.. 'ne Sache, die jeder tapfere Soldat von 't Fundament aus
Na " mufe* Un denkste, bet bet leicht is? Hast Du 'ne Ahnung!
HauM .Est De mir doch woll ooch zujeben missen, bet et 'ne rieft je
bet fviH e i,c Herren Leitnants immer jeputzte Stiebeln haben, un
Wiä t' Bor 'onne £'m’en n’$ schickt, bet se mal alleene de jeehrte
wie - . ^te erjreifcn, un bet bet Jcld der Steierzahler vor fonne Sachen
finb ,e'^.affen is, un bet unsere Jroschens jar keene bessere Verwendung
u können, als det se vor sonne Zivecke ausjejeben werden,
voi ick komme wieder von't Hundertste in't Dausendste! Ick wollte
lick ilLinterverjniejungen, von't Schlittschuhloosen, un alle attderc mög-
s~v-e !In unmöglicheSchosen reden un nu bin ick.mit eenmal mitten mang de
Mztersburschen. Daraus kannste nu sehen, wie sehr die Militärjeschichten
janzes öffentliche Leben beherrschen. Aber wir sind nu so ziemlich
cktcn briit in den sojenannten Berliner Karneval. Ick sage Dir, Jacob, der
^och danach. Vor Allens hat der Berliner so int Alljemeinen Schick,
er blos nich so vor det alljemeine Amisement. Ick jloobe, det machen
^ Scfniljlette, die De ieberall rnmstehen siehst. Die markiren, wo De se
siehst, so'n Eisernett, det jar keen richtijet Verjniejeit uffkommen kattn.
un denn die Maskenbälle! Det verstehe ick nu bei'n besten Willen nich,
Eener daran Verjniejen finden kann. Zivar ick bin ja nu een Danzer,
?er sich jewaschen hat, blos den eenen Fehler habe ick, det ick det Rnm-
^ehen verjesse. Wenn also Eene jerne unter den Kronenleichter liegt,
°knn kann se mit mir mal soitne kleene Scherbelei probiren. Aber seh'
'"ul, Jacob, wat habe ick davott, wenn ick denn mir nu wirklich als Jroß-
iultan von Marokko anputze, nn dhu mir in meinem Turban ttoch so
.'cke — denkste, det ich von de Jnbildnng alleeit eenen Harem krieje, wenn
^ nich in meine sonstije Verhältnisse vielleicht Fabrikbesitzer bin, der ville
vrauensleite beschäftigt?! Also mit sonne Maske is et nischt. Vor mir wißte
'ck schon 'ne Maske, in die mir keen Mensch uff irjend eenen Maskenball
erkennen wirde. Ick bleibe so anjezogen, wie ick jeden Dag sehe, ick wasche
"ur nich mal besonders, aber ick nehme eenen richtijen, veritablen Dausend-
>Uarkschcin in de Hand, un da jehe ick de heechste Wette in, un märe et 'ne
Auze Flasche Jilka, det mir feen Mensch in den janzeit Saal erkennt. Wenn
lieber Jacob, vielleicht aitderer Meinung bist, dcmt kannste tnir det
ruhig schreiben, icbcl jenommen wird bei mir ieberhaupt nischt, aber ick
uußte Dir denn mit di Uffrichtigkeit, die mir von jeher ausjezeichitet hat,
iugeit, dxk jst Dir vor schief jeivickelt halte, woittit ick verbleibe erjebenst nn
Mit ville Jrieße Dein trrier rt m *
Jotthilf Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
- Hovelsxähne.
Das Ausbeuten lustig und mimtet
Dem strebsamen Bourgeois glückt;
Es werden noch imnter herunter
Die kläglichsten Löhne gedrückt,
lim jeden Preis es gelüstet
Nach Millionen ihn ja,
Daneben gar sittlich entrüstet
Ist er über Panama.
* ^ *
Dem hungrigen deutschen Staatsbürger ist eine
^ kräftige Fleischsnppe unendlich nützlicher, wie die
, ganze militärische Machtstellung Deutschlands in
^ Europa und Afrika.
Die Zustände in Deutschland sind gegenwärtig so reizend, daß fort-
während Prozesse wegen Aufreizung angestrengt werden müssen.
*
O, welche Lust, Soldat zu sein!
Dem Korporal, dem milden,
Fällt es zuweilen plötzlich ein,
Die dienstbereite Mattnschaft sein
Zum Spucknapf auszubilden.
Daß das Volk zur Militärvorlage ein saures Gesicht macht, darf
den Reichskanzler nicht wundern, denn es giebt jede Zitrone, wenn ntan
sie auspreßt, Säure von sich.
Der Nothstand ist der Uebel größtes nicht,
Wenn immer reichlich fließt die Dividende;
Der Aktionär zufriednen Sinnes spricht:
Noch lohnt ja reich die Arbeit fleiß'ger Hände!
* ... *
Die projektirten gesetzlichen Maßregeln zur Beschränkung der Aus-
wanderung sind höchst unzureichend. Ich schlage zur Erweiterung der-
selben vor: Man schaffe in Deutschland die Militär- und Polizeiwirth-
schaft ab, führe den achtstündigen Arbeitstag ein und garantire jedem
Arbeiter lohnende Arbeit, dann wird sich die Auswanderung ganz bedeutend
vermindern. S».
j?ff°8en. Der Hund war verdächtig, aber Wuserl
batte deß kein Arg. War Schnanzerl nicht gekauft
^ brden am Morgen nach der Walpurgisnacht, stan-
ZN ihn, starrborstig die Barthaare empor, und
0^*5 das Unthier nicht aus grünen, schmal-
^Ichlitzten Augen, hoben sich nicht zivei kleine Buckel,
e Hörner, auf der vorspringenden, kahlen Stirn?
^ tückisch lagerte sich Schnauzerl am ersten
aav den kleinen Kokosfaserteppich am Ein-
Ean? ?^bnüber Wuserl und regte sich nicht. Da
spra Gräfin herunter, und mit einem Satz
schnanzerl auf, stellte sich ans die Hintcr-
wem sudelte mit dem kurzen Schweife und schar-
Auae ^ uut die Alte. Die griff zum goldgefaßten
""d rief: „Ein reizendes Geschöpfehen,
holte //„'h^.Hündchen." Aus ihrem „Pompadour"
der
die
j-j^e ^Süßigkeiten und fütterte Schnauzerl,
^nzsi,
Gnädigen zu Füßen legte und ihr
der so' zittrige, knochige Hand leckte. Und
Äustizra^°'°", ^er Herr Gutsbesitzer, die Frau
von Sn? Un^ das Baroncßchen kamen, wurden
hätschelt?» ttmschmeichelt und lobten und
feiten b ' "erzogen und pfropften voll mit Süßig-
demütbinv» dossirlichen, den gehorsamen, den
topfige ' .n treuen Rattenfänger. Der kahl-
der wun?"^^' dressirte ihn und erklärte, es sei
So y.Ewollste Hund auf Gottes Erdboden!
dehnte sin, '^h^oche um Woche. Immer breiter
Zette häinisch^s "nzerl auf seine Decke und blin-
den ignorirte «.Snn* Seite Wuserl an. Denn
wuserl aber »m TOe? ev auch ein Bedienter war.
War er nicht die Geschichte zu Herzen.
Bewährte er sieb Jr,' aufmerksam, pünktlich?
Verbeugte er fick sorgsamer Thürschließer?
^ >cht bis zum Fußboden? Sprang
er nicht fortwährend auf, um den Herrschaften
das Leben leicht zu machen? liebte er nicht Ge-
duld und Ergebung, Gehorsam und Demuth?
Doch ihn beachteten die Insassen des feinen Gast-
hauses fortan noch weniger als sonst, er gehörte
zur Thür, wie die Klinke oder die Angel oder
das Fett, mit dem die Angel geschmiert wurde.
Ja, wenn er ein Hund gewesen märe! Weshalb
lief er nicht auf allen Vieren, warum schnitt er
keine Kapriolen und apportirte nicht?
Wuserl haßte den Schnauzerl, der Groll ver-
dichtete sich zu verzehrender Eifersucht. Von Monat
zu Monat verschlimmerte sich das Verhältniß.
Der Thürschließer verfiel mehr und mehr, magerte
vollends ab. Die Angen thränten ihm; heiße
Thränen vergoß er Nachts, wenn er sich ruhelos
auf seinem Strohsack wälzte. An einem Winter-
abend lief das Maß über. Wuserl saß fröstelnd
in dünnem Röckchen und Hosen auf dem Schemel,
ihm gegenüber schnaufend vor Fett und Wohl-
behagen sein Todfeind. Herein koimnt die Fratt
Justizrath, die verwitwete Kokette, mit dem Kupp-
lerinnenblick und den gepuderten, gemalten Wangen.
Aufspringt Schnauzerl, che der Thürschließer die
ftoststeifen Glieder zu rühren vermag. Empört
reißt die Dame selber die Doppelthür auf und
tätschelt Schnauzerl. „Wart Schnnckerl," ruft sie,
„da hast du dein Winterkleid." Und sie hängt
ihm ein dickgefüttertes, pelzbesetztes, warmes
Seidenmäntelchen um.
Das war zit viel. Bebend, von Wuth ge-
schüttelt springt Wuserl auf und packt den zap-
pelnden, belfernden Schnanzerl, reißt ihm das
schützende Deckchen ab und schüttelt den Köter.
Wuserl will reden, aber er vermag es nicht.
Endlich ringt sich über seine schneeweißen Lippen
Ein Wort, das er dem Hunde in die Zähne wirst:
„Du, du Mensch du-!" Dann ivirft er Schnan-
zerl in die Ecke wie ein Bündel und stürzt hinatts.
Eine klare Winternacht, wo die Luft rein ist
und der Erdboden hart: die Berge sind in graue
Nebelkappen gehüllt, der Mond spiegelt sich in
dem glatten, stillen See. Fern, ganz fern, wo die
Wasserfläche mit dem Horizont sich berührt, fährt
ein Dampfer. Das Ufer ist leer, die Kieselsteine
netzt die leise anschlagende Fluth. In Wnserl's
Kopf ist es wirr und wüst. Für ihn ist die
Welt verloren und dahin, sein Ende ist da. Was
soll er noch, da er so sehr verkannt wird. Er läuft
geradewegs mit offenen Augen und herabhängen-
den Armen in das Wasser. Das thut gut, die
rauschende, gurgelnde, kalte Fluth verspült ihn.
Nun spürt er keinen Grund mehr und sinkt, sinkt,
in den Ohren sanft cs ihm wie Gewehrfeuer.
Ruhig liegt der See, verschwiegen und er-
lösend. Zauberisch schimmert der Mond. Dentüthig
sei der Mensch! _
Die Schuldigen.
A. : Wer ist nun eigentlich Schuld an dem abscheu-
lichen Sittenskandal in der frominen Stadt Leipzig?
B. : Natürlich die Sozialdemokraten.
A. : Das läßt sich denken. Wie haben sie die
Sache angestellt?
B. : Sie haben nach Ablauf des Sozialisten-
gesetzes der Polizei mit geheimen Verbindungen und
ähnlichen Dingen so wenig mehr zu thun gegeben,
daß die Polizei ausnahmsweise einmal Zeit übrig
behielt, sich um die geheimen Verbindungen
der „besseren" Gesellschaft zu kümmern.