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Beilage zum „Wahren Wcov" Lr. 172. -d»

»Sie sießt es aus im Zukunftsstaat T
Fragt I§r zu jeder Frist,

Und glaubt. daß keine Antwort Hat
Daraus der ZoMtist.

IHr irret LuD. IHr ließen Kerrn,

Zo Wlau IHr sonst auZ seid -
Der,Magre Jacob" gießt LuD gern
Den Promptesten 9eWeid.

Im Zukunftsstaat wird Jedermann
§W seinem WertH geWützt.

Und Liner, der nGts weiß noI kann.
Wird in kein Amt gesetzt.

Wer jetzt gar dreist stI üßcrßeßt
Und füHrt das große Wort.

Und nur von Andrer Arbeit lebt.

Ist niJt geduldet dort.

Der Aukunftsstacrt.

Antwort an wißbegierige Krager.

Ls wird dort bringen MaDt und LHr'
§M blankes Md allein.

Der große Ztumm wird nimmermeßr
Lin mäZt'ger König sein.

Und wer gewandt im Börsenspicl.
Wird kein KommerhenratZ,

Der Millionär selbst gilt niZt viel
Im bösen Zukunftsstaat.

Die Arbeit ist veraFtet Heut',

Der Müßiggang gceHrt.

Im Zukunftsstaate ungesDeut
Wird dieses umgekegrt.

Der Arbeit wird sW Jedermann.

Der segensreiDen, weiHn,

Nur Krupp und Lrnson werden dann
Die Arbeitslosen sein.

Ls wird in keine Uniform
Der Bürger eingezwangt,

Ls wird durZ keines ZDutzrolls Aorm
Lin «KrundHerr noF beWenkt.

Die WaHrHeit, freier MensIen Zier,
Kommt uWt vors ZtrasgcriDt.

Und Wicßt aufs 8olk ein «Krcnadier.
Wird er befreiter niDt.

Und keiner ZwietraDt Unnatur
Lnhweit die Völker metzr,

Zie dienen all' der Weltkultur,

Die örauIt kein Militär,°

Und Krieg eräugt kein Diplomat,
War' er auZ noD so Wlau -
Zo wird es sein im Zukunftsstaat.
Aun wißt Igr's ganz genau!

<^<s> Russisches. <sxs

des Russen erhab'ne Aliffwu,
Monarchen)» schuhen mit sanimtbc»! Thron
Gegen allerlei Umsturzgefahrcu —

§o übet er's bei den Vulgaren.

Der eine Nürss ward abgefeht,

Der andere von Verschwörern geheht,

Der Dinanzminister erschossen —

$o wirket der Nuss' unverdrossen.

Das iss des Nüssen Kulturmiffion,

And dafür gewährt ihm den Tugendtohn
Dn des Königthums Interesse
Die deutsche loyale Vresse.

Nutzen der
Militär-Budgets.

*

giebt noch immer
unverständige
Leute, welche nicht
cinsehen wollen, daß
uns ein gewaltiges
Militär-Budget
nützlicher ist, als das
liebe Brot.

___. Um diese Unver-
ständigen zu bekehren, ist schon mehrfach auf die
Lehren der Geschichte hingewicsen worden, und wir
U'Een hierzu ebenfalls durch einige zweckdienliche
Beiträge uns verdient machen.

Hätten die Aegypter, als ihnen das Volk Israel
mit den besten Arbeitskräften und silbernen Kaffee-
löffeln durchbrannte, ein ausreichendes Militär-
budget gchabt, so hätten sie das ganze rothc Meer

mit Infanterie und Kavallerie umstellen können,
anstatt mitten hinein zu fallen. Das Volk Israel
märe dann den Aegnptcrir erhalten geblieben und
Ahlwardt brauchte heute in Berlin keinen Löwen
zu verspeisen.

Die Juden, welche damals noch nicht deutsch-
freisinnig waren, sahen dies auch ein. Sie ge-
steuerten jede Heuschrecke, die sic in der Wüste
fanden, und legten Alles für das Heerwesen an.
Dadurch gelang es ihnen, die Amalekiter zu be-
siegen, Jericho umzuwerfen und Kanaan, das
damalige Elsaß-Lothringen, von dem sie behaup-
teten, daß cs ihnen als altangestammtcr Besitz
gehöre, „zurückzuerobern." Als sie einmal Elsaß-
Lothringen, beziehungsweise Kanaan hatten, war
ihnen für die Armee keine Bratwurst zu theuer.
Das war denn auch in der That die Glanzzeit
des Reiches der Israeliten. Sic besiegten die
Philister, die in den Weißbierstuben an der Reichs-
herrlichkeit herumnörgelten, schlugen den Riesen
Goliath und sonstige Erbfeinde, und als der weise
Salonio an die Regierung kam, erreichte das
Militärbudget seinen Höhepunkt. Der bisherige
Kanzler, General Joab, der damalige Caprivi,
kain um sein Leben, weil er den widerspenstigen
Reichstag nicht schnell genug auflöste, und sodann
wurde eine Militärvorlage mit 12 000 Reitern
und 1400 Streitwagen glänzend durchgedrückt.

Leider sah das Volk den Segen dieser Errungen-
schaft nicht ein. Es schimpfte über den ungeheuren
Steuerdruck, opponirte nach Salonro's Tode gegen
jede weitere Hecresvermehrung und dadurch ging
natürlich das Reich zu Grunde. Die Babylonier
hatten mehr Soldaten, als Israel trotz seines
Kindersegens Einwohner besaß; Rebukadnezar an-
nektirte wie Moltke, und die Israeliten saßen an
den Wässern Babylons und weinten, daß es bei-
nahe eine Ucberschwemmung gegeben hätte.

Als auch die Babylonier ihr Militärbudget
verbummelten, machten sich die Römer breit und
das war erst der völlige Ruin. Hätte man aus-

reichend Militär gchabt, um die Römer schlagen
zu können, so gäbe es heute kein rönüsches Recht,
die.Ultramoutanen könnten von Roni keine Direk-
tive empfangen, denn Rom wäre eine jüdische
Provinzialstadt, die Juden wären niemals aus
ihrer Heimath ausgcwandert, wir hätten also auch
keine Antisemiten, keinen Liebermann von Sonnen-
berg, keinen Böckel und keinen Stöcker. Die
deutschen Reaktionäre könnten dann auch nicht
alle kapitalistische Korruption den Juden zur Last
legen, sondern nrüßten gegen das Kapital selbst
kämpfen, also Sozialdemokraten werden.

Und wie aus der alten Geschichte, so ergiebt
sich der Nutzen der Militärbudgets bis in die
neueste Zeit. Hätten 1866 die bundestreuen Staaten
Deutschlands ausreichend Militär gehabt, um den
preußischen Ueberfall zurückzuweisen, so wären wir
von den Kornzöllen, dein Bismarck, den Matri-
kularbeiträgen, den: Reptilienfonds und sonstigen
Landplagen glücklich verschont geblieben. Wer
könnte angesichts dieser Thatsache der Militär-
vorlage noch widerstehen?

Sie ist nöthig, demr die deutsche Nation ist es
ihrer Ehre schuldig, zu zeigen, daß sie auf keinen
siegreichen Feind zu ivarteir braucht, sondern sich
selbst aus eigener Kraft ruiniren kann.

Stimmungsbild.

Norddeutscher: Fürchtest Du nicht, daß die
Franzosen ins Land kommen, wenn die Militär-
vorlage abgelehnt wird.

Süddeutscher: O nein; sie kämen ja doch
zu spät.

Norddeutscher: Wie so?

Süddeutscher: Für die Franzosen ist bei
uns nichts mehr zu holen, weil die Preußen
schon Alles geholt haben.
 
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