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1414

Der Reichstag un- die Militärvorlage

oder

Die umgekehrte Wallade vom Lischerlinaben.

Redewasser rauscht'
und schwoll,

Der Mancher sah daran,
Rückt' aus die Redner
ruhevoll

Kühl bis ans cher^
hinan.

Und wie er stht und wie er lauscht, —
Är kennt die Weise schon —

Linpor mit viel Protesten rauscht
Die Dppohtion.

cör sprach 3« ihr, er sang?u ihr:
Wozu so viel Geschrei?

Zur dritten Lesung, glaubt cs mir,
Keid Ihr reichstreuer Rrei.

Äch wüßtet Ihr, wie nöthig ist
Verstärkung unsrem cheer,

Ihr stinrmtet )u gan) ohne Arist
And gäbt uns noch viel mehr.

Aühlt Ihr denn nicht, wie unser Ruhm
Nus schwachen Außen steht,

Und welches Demokratenthum
Um das Gebäude weht?

Das Redewasser rauscht in — moll
Und leckt ihm bald den Aus;,

Äs wuchs ihr L>er; so sehnsuchtsvoll
Wie bei des Liebsten Gruß.

Är sprach M ihr, weich ward ihr Sinn,
Und steh, er hat „ihr" schon,

Äalb 30g er ste, halb schmoh ste hin
Die Tppofition.

Oemo me impune laceKKit.*

Line Kabel von ©. <8.

Er musterte seine Unterthanen und beschloß, den Esel, den Wolf und
den Fuchs einzuladen, um mit ihnen über Staats- und andere
Geschäfte sich zu unterhalten.

Der Besuch stellte sich pünktlich ein. König Nobel führte die Ge-
ladenen durch seine Wohnräume und zeigte ihnen all seine Herrlich-
keiten. — Und schön war es wirklich in der Behausung des Königs aller
Thiere bis auf — den Geruch, damit haperte es. Die vielen Knochen
der verzehrten Schafe und dergleichen waren überall angehäuft und
verbreiteten einen widerlichen Geruch, ja, um es kurz zu sagen, in der
Wohnung des Löwen stank es ganz bedeutend.

Der König führte den Besuch wieder vor die Thüre und bat ihn,
er möchte doch Platz nehmen. Nachdem sie reichlich gegessen und ge-
trunken, wandte sich der Löwe an den Esel und sprach:

„Nun, altes Grauchen, wie hat es Dir bei mir gefallen? Aber
bitte, sage mir die volle Wahrheit, ich bin gewöhnt, sie zu hören."

* Niemand reizt mich ungestraft. (Lateinisches Sprichwort.)

„Majestät," antwortete das Langohr, „ich bin nicht werth Deiner
Gnade; aber wenn Du von einem alten Esel die Wahrheit hören
willst, so soll sie Dir werden. Es hat mir sehr gut bei Dir gefallen,
ich kann es nicht anders bezeichnen, aber der Geruch in Deinem
Palast war kein guter, es hat mörderlich darin gestunken."

„Elender Verleumder," brüllte der Löwe, „wie kannst Du be-
haupten, daß es bei mir stinkt! Da, nimm das dafür." Und der
König zerriß den Esel und warf ihn in die Ecke.

„Schau, Wolf," sagte der Löwe hierauf, „so bestrafe ich die Ver-
leumdung. Jetzt sage Du die Wahrheit, aber nur die reine, lautere
Wahrheit will ich hören."

„Majestät," sprach der Wolf, dem es nicht ganz wohl zu werden
begann, „es scheint, als wenn der Esel Gespenster gerochen hat; wie
sollte wohl Deine Behausung in einen schlechten Geruch kommen. Ich
fand Alles in bester Ordnung und der Geruch war lieblich und mild."

„Also lieblich und mild war der Geruch bei mir," meinte mit
einem sonderbaren Augenblinzeln der König; „warte. Du Schmeichler,
da hast Du Deinen Lohn!" Und damit zerriß der Löwe auch den
Wolf und warf ihn in die andere Ecke. Und zum Fuchs gewandt,
sprach er:

„Nun, mein Füchslein, was sagst Du zu meiner Gerechtigkeits-
liebe? So bestrafe
ich die Verleumdung
und die Schmeichelei.

Ja, ich bin ein ge-
rechter König. Aber
auch von Dir will
ich jetzt wissen, wie
es Dir hier gefallen
hat. Also rede."

Meister Reinecke
nieste ein paar Mal
und fegte mit seiner
Ruthe den feinen
Sand, der vor des
Königs Schloß ge-
streut war. Sodann
Hub er an:

„König der Thiere,

groß ist Deine Macht »<![enbet Verleumder I" brüllte der Löwe.
 
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