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Dr. Meycr (einem Freunde, der etwa? derangirt aussieht, auf der Straße begegnend): Na, endlich sicht
man Dich auch einmal wieder? Wo wohnst Du denn?

Müller: Gleich drüben — fünf Treppen!

Or. Meyer: So, also immer noch hoch hinaus.

und weise sind Deine Sprüche — dem Esel
und dem Wolf ist Recht geschehen. Du willst
nun meine Meinung kennen lernen, hier ist sie:
Gefallen hat es auch mir bei Dir sehr gut.
Dein Schloß ist prächtig eingerichtet und mit
allen guten Dingen versehen. Aber wie es bei
Dir riecht, kann ich leider nicht sagen, denn
ich habe — hpsi! — einen Schnupfen."

Ifcotlj Kennt Kein (ät&ot.

(Liehe unsere Beilage.)

in harter Winter dieses Jahr!

Nit Lis bedeckt die Fenster sind;
In kalter Hütte fröstelnd liegt
Des armen Mannes krankes Rind.

Der Vater ging zur Arbeit aus,

§ür Brot noch sorgt mit Nähe er,
i8ar kärglich wurde der Verdienst,

§ür Holz und Rohlen reicht's nicht mehr.

Die Mutter weint, doch tröstend spricht
Eroßmütterlein: „Roch weiß ich Rath;
viel dürres Holz im Walde liegt.

Das jüngst der Sturm gebrochen hat."

Sie gehn; mit Strafen — wissen sie —
„Forstfrevel" ist gar streng bedroht.
Jedoch es friert das kranke Rind,

Da heißt es: „Roth kennt kein Lebst!"

Wie grimmig auch die Rälte herrscht.

Sie sammeln froh mit regem Fleiß,

Mit starren Händen graben sie
Das Holz hervor aus Schnee und Lis.

Doch ach! urplötzlich bellt ein Hund!

Ls naht der strenge Förster schon —

„Ha, Diebsgesindel! Hab' ich euch!

Ihr stehlt das Holz dem Herrn Baron!"

Lr nimmt das Holz und wirst es weg.
Sogar der Rorb wird konfiszirt.

Die Frauen wegen Diebstahl dann
Sie werden vor Gericht zitirt. — —

Du deutscher Wald! wie Schwärmer auch
Lntzückt von deinem Reichthum sind —
Richt darfst du bieten Schutz und Trost
Dem kranken Proletarierkind.

E

Briefkasten.

(Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)

X. in Leipzig. „Die Polizei hat eine Bekanntmachung
erlassen, nach welcher ein höherer Polizeibeamter in voller
Uniform an den Sittlichkeitsverbrechen nicht theilgenom-
men hat." Das war doch auch gar nicht nöthig.

Sergeant Schmorkohl.

„Die Lehrer, die Lehrer!

Das sind die Volksbethörer! —

Sie streuen aus die grüne Saat
Die, wenn sie reif, heißt „Demokrat." —

Die Lehrer, die Lehrer!

Das sind die Volksbethörer!"

„Die Lehrer, die Lehrer!

Das sind die Volksverquerer!

Sie üben weder Schemelstrecken,

Noch Langsamschritt, noch Spucknapf lecken.

Die Lehrer, die Lehrer!

Das sind die Volksbethörer."

I?. O. in M. Die Sonntagsruhe in Papierfabriken
u. w. d. g. wird durch kaiserliche Verordnung eingeführt.
Eine solche Verordnung ist bislang noch nicht erlassen.

<£. B. in Mannheim. Ein Handwerksbursche. Schon
zu oft variirt.

Gegessen? — Ja, das liebe Esten! —

Vom Essen weiß ich gar nichts mehr, —

Weiß nicht, wann ich zuletzt gegessen.

Weiß nicht, wie lang' mein Magen leer.

Findigkeit. Gestern erhielten wir einen Brief mit der
Adresse: „An die Expedition des Wahren Jacob. Berlin. Am
Görlitzer Bahnhof gleich links." Die Post hat jedenfalls bei
Jotthilf Naucke angefragt und ist dadurch auf die richtige
Fährte gekommen.

G. J. in K. Das Gedicht ist an Herrn C. Gramm
in Hamburg gesandt, der Ihnen jedenfalls direkt Nachricht
zukommen lassen wird.

F. Schimmelbusch in Lübeck. Hier drei Sprüche von
der Wartburg:

Schöne Zeit bringt Rosen,

Böse Zeit viel Ehr'.

Kräht die Henne, schweigt der Hahn,

Ist das Haus gar übel dran.

Wer nit kann Spaß verstehen,

Soll nicht unter die Leute gehen.

I. B. in B. Die Form ist zu mangelhaft, daher ab-
gelehnt.
 
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