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1438

Gin Kulkurbilö.

KosacksD oder rcxuölikanisU.


Vater: Kinder, was bedeutet denn der Heidenlärm, den Jbr vollführt?
Hans: Papa, mir spielen „das Ende des 19. Jahrhunderts."

ss>^^ern in des Südens ödem Neere.
Gefesselt an den Kelsenthron.

Gebeugt von der Gedanken Schwere,
Sprach grollend einst Napoleon:

„Ich trat Europa auf den Nacken.

Weil niemals es begriff fein Glück;

Ls wird verfallen den Kosacken.

Sonst wird es werden Republik!"

Der Gäsar ist zu Staub geworden.

Zur grande armee ging längst er ein.

Doch tränken der Kofacfett Horden
Roch nicht die Rosse in dem Rhein.

Ls ist an Geist und ist an Nuthe
Lo arm doch noch nicht unsre Welt.

Daß sie der rohen Zucht der «nute
Nur als ein Beutestück verfällt.

Die Republik, wird sie wohl kommen?

Wird sie der Kreiheitskämpfer Lohn?

Nch. sie kann nimmermehr uns frommen.
Wenn sie nicht frei von Korruption,
lind wenn sie wird am Strick gezogen.
Beraubt, geschunden und zerhackt
Bon einem Heer von Demagogen.

Bis des Diktators Kaust sie packt!

G nein, die Republik der Reichen
Ist nicht die wahre Republik.

Nur wenn die Klassenschranken weichen.
Erblüht des ganzen Volkes Glück.

Des Gäsars finstre Prophezeihung.

Sie schreckt uns nicht zu dieser Zeit;

Das ilkorgenroth der Weltbefreiung
Bringt strahlend uns Gerechtigkeit!

Sonntagsruhe.

Gensdarm (zum Kleiderhändler): Sie bemühen
sich augenscheinlich, die Vorschriften über die Sonn-
tagsruhe zu umgehen. Zn ihrem Kleiderladen ist
immer eine Hinterthüre offen.

Moses: Vertzaihn Se, Herr Schandarm, es
is nur for die Sicherheit; die Thür is ein Noth-
Eingang.

Die Moral.

Jeder Mensch hat seine eigne Moral; es giebt
aber Individuen, die eine doppelte Moral haben, -
eine für sich und eine für ihre Mitmenschen.

v=—Der Datriot. •+

bin rin großer Patriot,

!• 1 jj Ein Patriot voll Wärme.

Für Kaiser, König, Vaterland.
Für die Armee ich schwärme.

Aufs Wohl des lieben Vaterlands
Vfk leer' ich eine Flasche,

Verwillige Millionen auch
Gern aus — des Volkes Tasche.

Ich bin ein großer Patriot,

Bei nationalen Feiern
Gehör ich zu den kräftigsten
Hochbrüllern, Hurraßschreiern.

Mein Haus ist glänzend dekorirt
Mit Fahnen, Büsten, Mappen,
Damit zieht man auch Kunden an
Und kann nach Hofgunst schnappen.

Ich bin ein großer Patriot
Und schimpfe gern nach Noten
Auf Alle, die nicht national,
Besonders auf die Kothen.
Franzosen und Semitenvolk,
wie's Deutschen ziemt, ich haste.
Doch im Geschäfte frage ich
Nicht nach Nation und Kaste.

Ich liefere den Feinden gern
Maschinen, Geld, Gewehre,

Und streiche mein Prosttchen ein
In Mammons größ'rer Ehre.
Mammon ist international
Vom Fuße bis zum Scheitel.

Ich bin ein großer Patriot,
Jedoch nur bis zum Vrutcl.

Lucia.

oldig säumt die untergehcnde Sonne die
weißen Wollen. Eine silberhelle Stimme
ruft: „Bianchina! Bianchina!" und die
Amsel fliegt erschrocken aus dem nahen
Gebüsch auf den Felsen, auf dem Lucia
steht und nach der verlorenen Lieblings-
ziege ausschaut. Kein Laut antwortet
ihr. „Ach, wer giebt mir meine Bianchina
zurück, wer giebt mir meine Bianchina
zurück!"

Traurig setzt Lucia sich endlich
nieder, stützt das Kinn in beide Hände
und späht ängstlich rings umher. Nichts — gar nichts. Da senkt sie
das Haupt und starrt wie gedankenlos zu Boden.

Von

Renato Fucini.
 
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