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1487

Principiis obsta. H

an hat im parlamentsbetrieb
Allmälig Allerlei begraben.
Und schließlich blieb nur ein Prinzip,
Das nämlich, kein Prinzip zu haben.
Man hatte sich den „alten Zopf"

Mit scharfer Scheere abgeschnitten
Und nannte jeden einen Tropf,

Der noch darauf „herumgeritten".

Den Junkern ging es wider'n Strich,
Daß nur zwei Jahr' die Rerle dienen;
Sie maulten Anfangs fürchterlich
Und machten unwirsch-finstre Mienen.
Ls klopfte trotzig und ergrimmt
Das „Männerherz" an ihre Rippen,
Doch als man endlich abgestimmt.
Floß glatt das „Ja" von ihren Lippen.

Derselbe Sprung zum Ja vom Rein
tzat sich mit Bennigsen ereignet;

Lr brachte einen Antrag ein.

Den er als „Aeußerstes" bezeichnet.
Doch als der Topf im Lieden war,
Rroch in ein Mauseloch der Aühne
Und mit ihm stimmte seine Schaar
vergnüglich für den Antrag tzuene.

Im Zentrum schwankte hin und her
wie trunken die magnet'sche Radel;
Ergebung hier, dort Gegenwehr —

Dort pfaff und Volk, hier schles'scher Adel!
Lr schlug zurück so manchen Sturm
Der Ltaatskunst grimmem Alexander —
Run aber bricht der feste Thurm
Mit Rrächen mitten auseinander.

Der Fortschritt hat so manchen Riß
verpappt, verschmiert, verklebt, verkleistert.
Doch als er bellend um sich biß,
war er im Stillen längst bemeistert.
wie auch Lugen, der Rutscher, schalt
Und zähneknirschend riß am Zügel —
vom linken trennte mit Gewalt
Auf immer sich der rechte Flügel.

wie Wasser rieselt durch ein Sieb,

So findet sie die Schicksalsstunde.

Sie haben eben kein Prinzip
Und daran gehen sie zu Grunde.

Das Volk ist müde ihrer Runst,

Und wirft sie einfach zu den Codten,

Ls wählt, befreit vom alten Dunst,

Rur noch die Reuen, nur die Rothen.

Hobelspähne.

Das Vaterland ist in Gefahr!

Es wird bedroht von der Rückschrittler Schaar,
Sie häufen der Militärlast Gewicht,

Bis Deutschland kraftlos zusammenbricht.

Nicht „Fortschritt" noch Schwarze ihm Helfer sind,
Sie fallen zu Boden beim leisesten Wind;

Das Vaterland, so vo>n Verderben bedroht —
Euch ruft es, Ihr Wähler, in seiner Roth:
Wählt Rothe! denn di esc nur halten Stand!
So könnt Ihr erretten das Vaterland!

Die Eisen- und Stahl-Industriellen haben sich zusammengethan, um
für militärfromme Wahlen zu wirken. Das ist ein Beispiel für die
sozialdemokratischen Wähler, daß sie ebenfalls wie Stahl und Eisen
Zusammenhalten müssen.

* *

*

Wenn es dem Volk zum Heile mär',

Zu haben mehr Soldaten,

Dann würden es die Junker nicht
Uns gar so eifrig rathen,

Gäb' es dein Deutschen Selbstgefühl
Und Frcihcitsmuth und Stärke —

Die Herrn vom Gcldsack wären dann
So eifrig, nicht beim Werke.

* * *

„Zu Lautcrbach Hab' ich mein' Strumpf verlor'n", jammert

Eugen Richter, da hatte er durch die Opposition gegen die Rickert'schcn

seine Anwartschaft auf den Wadclstrumpf gefährdet.

* *

*

Der Militarismus ist die Leibwache der Millionäre.

* *

Wer durch die Wahl will sagen „Nein"!

Der trete für den Rothen ein,

Jedoch ivcr stimmen ivill mit „Ja",

Für den sind alle Andern da.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Aus einer Wählerverfammlnng.

Redner: Meine Herren, schließen Sie sich an an die freisinnige
Volkspartei, welche allein Widerstand zu leisten vermag gegen die reaktionäre
Stimmung von rechts und die Umsturzbcstrebungen von links; die frei-
sinnige Volkspartci, die allein im Stande ist, den richtigen Weg der
Mitte zu finden-

Arbeiter: Auf dem man so leicht Umfallen kann! <Er wird
hinausgeworfen.)

Der antikollektivistWe VaucrnMdel.

Der Sozialismus ist nur Tvind,

Sprach Schaffst einst sophistisch.

Dieweil der Bauern Schädel sind
Antikollektivistisch.

Das große Wort gefiel gar sehr
Dem Schwarme der Philister;

Jedoch der Bauer schläft nicht mehr
Und ungeberdig ist er.

Wenn er erst seine Lasten spürt,

Hört er auf kein Geflunker,

Mit dem so lang ihn hat verführt
Der pfaff und auch der Junker.

Der Bauer will entlastet sein
Und kommt jetzt zum Verständnis!;

Herrn Lchäffle's Schädel bleibt allein
verschlossen der Lrkenntniß.

Die Umfallsparkei.

Die „Freisinnigen" können leicht um fallen,
da sie von ihren kapitalistisch gesinnten Wahl-
komites immer wieder aufgestellt werden.

Bedenklich.

Müller: Bei vielen Schneidermeistern soll
angefragt worden sein, wie viele Uniformen sic
im Falle der Mobilmachung liefern können.
Meyer: Hm! Sehr bedenklich!

Müller: Aber hätte man nicht lieber Umfrage
halten sollen, wie viele Geschäfte bei einer
WoKilmachnng gleich krachen werden?

Das Wahlrecht.

A. : Was wollen die Reaktionären, wenn sic
jetzt so häufig von Mißbrauch des allge-
meinen Wahlrechts faseln?

B. : Wahrscheinlich nichts Gutes, aber das
allgemeine Wahlrecht ist gegenwärtig allerdings
in Gefahr mißbraucht zu werden.

A. : Wieso?

B. : Durch die Wahl von Jasagern.

Nakionalliberalrs.

Arbeiter: Wir bitten um eine Lohnzulage
von sechzig Pfennigen pro Tag.

E h e s c»ationalliberaler ReichStagSkandidat); Unerhörte
Forderung! Ich bewillige keinen Pfennig!

Arbeiter: Aber Sie wollen ja im Reichs-
tage für eine einzige Vorlage sechzig Millionen
bewilligen?

Chef: Das ist etwas anderes, das gcht nicht
aus meiner Tasche.

<-xT Die letzte Kulj. <§x°>

Heif; brannte die Sonne herab aus das Feld,
Rein Lüftchen wollt' sich bewegen,

Da war es so schlecht unr die Saaten bestellt,
Ls kanr kein erfrischender Regen.

Der Bauer war in Roth wie noch nie,

Lr sah seine Quellen versiegen,

Lr hatte kein Futter für sein Vieh
Und wustt' nicht, woher solches kriegen.

Da gab es keine rettende That,

Die Roth des Bauern zu heben;

Für's Militär braucht sein Geld der Staat,
Der konnte nur wenig geben.

Und um seine letzte Ruh nunmehr
Ist mancher Bauer gekommen,

Auch ohne, daß ein französisches Heer
Den weg nach Deutschland genommen!

Zivilrechtliches.

Hinz: Was geschieht mit einem Verschwender,
welcher mehr Geld ausgiebt, als seine Vermögens-
Verhältnisse gestatten?

Kunz: Er wird entmündigt.

Hinz: Oho! daun müßte man ja auch jeden
Wähler entniündigen, der für einen Jasager
stimmt, denn er will jährlich sechzig Millionen
hinanswerfen und weiß noch gar nicht, wo sie
herzunehmen sind!

Den MarioiislMeraleii.

Es zittert und es bebet,

Was nationallibrral:

,,Wir kommen noch mehr herunter
Bei dieser neuen Wahl!"

Ich ivill juut Trost euch sagen
In eurem Herzeleid:

,,Ihr könnt nicht tiefer sinkerr»

Als ihr gefunken seid!"

Dringende Nvlhwendigkeit.

A. : Waruin muß eigentlich Helgoland so
stark befestigt werden?

B. : Weil es sonst schleunigst aus dem preußi-
schen Machtgebiete hinwegschwimmen würde«

NaMuf an Kckcrmann.

Mit reaktionärem Pflug
Hat geackert er genug,
llnkraut hat er nur gesät,

Wohl uns, daß er endlich gcht!
 
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