1507
wurden ihm von derselben sogleich einige Druckerpressen zur Verfügung
gestellt.
Die Krisis war aufs höchste gestiegen, die Preußen rückten auf
Paris und die zahlreichen Aristokraten regten sich mächtig. Die fran-
zösische Demokratie sah sich in dringender Gefahr und die Kommune
griff zu dem Mittel eines Staatsstreichs, um sich zu retten. Marat
hatte stets für kritische Zeiten die Diktatur angerathen und Danton,
der damals die Kommune beherrschte, sah keinen anderen Ausweg.
Ein Ueberwachungsausschuß, in dem sich auch Marat befand, wurde
gebildet, der alle Reaktionäre und Aristokraten, die er erreichen konnte,
verhaften ließ. lieber diese wurde in den ersten Tage» des September
1792 ein Volksgericht abge-
halten und Diejenigen, die
man als Verbündete des
Hofes erkannte, wurden ge-
tödtet. Der Ueberwachungs-
ausschuß zeigte diese furcht-
bare Maßregel in einein
auch von Marat Unterzeich-
neten Schreiben den Pro-
vinzen an.
Die Demokratie wurde
zu diesem Staatsstreiche ge-
zwungen, da sie von den
Preußen von vorn und von
den französischen Aristo-
kraten im Rücken bedroht
war. Man kann darüber
streiten, welche Mittel dabei
anzuwenden ivaren. Aber
die Reaktionäre, welche tau-
send blutige Staatsstreiche
in der Geschichte zu ver-
antworten haben, sind nicht
berechtigt, ob der September-
Ereignisse ihr gewohntes
heuchlerisches Geschrei zu er-
heben.
Frankreich wurde durch
die Energie der Kommune
gerettet und Marat sagte mit
Recht: „Wenn die Aristo-
kraten gesiegt hätten, so
würden sie die Schuldigen
nicht so sorgfältig ausgesucht
haben."
Es wurde eine neue
Volksvertretung, der Kon-
vent, gewählt. Es wurde
zwar allgemeines, aber in-
direktes Wahlrecht gegeben,
wogegen Marat umsonst
heftig ankämpfte. Indessen
wurde er selbst in Paris zum Abgeordneten gewühlt.
Die Wuth der Bourgeoisie gegen Marat, als den Vorkämpfer
des Proletariats, brach schon wenige Tage nach dem Zusammentritt
des Konvents los. Besonders haßten ihn die Girondisten, die aus
Frankreich eine Art aristokratischer Republik machen wollten. Marat
hatte sich der Bergpartei angeschlossen, die Frankreich in eine demo-
kratische Republik mit Freiheit und Gleichheit für das gesaimnte Volk
verwandeln wollte.
Am 21. September war der Konvent zusanimengetreten und hatte
einmüthig die Republik erklärt. Schon am 24. September kam es
zu einem Zusammenstoß, der einen Kampf bis zur Vernichtung nach
sich zog. Robespierre ward von den Girondisten beschuldigt, er
strebe nach einer Diktatur. Der Mann der Tugend vertheidigte sich
schwach, worauf Marat auf der Rednertribüne erschien. Die Giron-
disten empfingen ihn mit einem fürchterlichen Lärm. Aber Marat
blieb fest. „Ich rufe Euch zur Scham!" sprach er und berief
sich auf seine Kämpfe mit den reaktionären Gewalten. Er er-
klärte, daß er allein für einen Diktator eingetreten sei, aber für
einen solchen mit einer Kugel am Bein, d. h. dem Volke ver-
antwortlich.
Die Girondisten beantragten, Marat den Prozeß zu machen,
allein der Antrag ging nicht durch. Marat zog eine Pistole hervor
und sagte, er hätte sich erschossen, wenn die Anklage beschlossen
worden wäre.
Von diesem Tage an tobte unablässig der Kampf zwischen den
Girondisten und dem Berge. Die Girondisten hingen sich wie ein
Bleigewicht an die Revolution, indem sie sich allen entschiedenen Maß-
regeln widersetzten. Und doch waren die kräftigsten Mittel noth-
wendig, da Frankreich von
dem ganzen monarchische»
Europa und von einem
schrecklichen Bürgerkrieg be-
droht war.
Dem Prozeß des Königs
und dessen Hinrichtung legte
Marat weniger Bedeutung
bei, als die übrigen Demo-
kraten. Um so mehr beschäf-
tigte er sich mit der Noth-
lage der Arbeiter. Die
Kommune sorgte für die
Arbeiter in dieser außer-
ordentlichen Zeit, so gut sie
konnte. Aber es herrschte
ein quälender Mangel an
Nahrungsmitteln und öfters
brachen Unruhen aus. Weil
Marat gegen die wucheri-
schen Händler und gegen die
elende Papiergeld - Wirth-
schaft loszog, schoben ihm
seine Feinde die Schuld an
den Unruhen zu. Er bewies
aber in seinen Artikeln, daß
er eine weit tiefere Einsicht
in die ökonomischen Dinge
hatte als seine Feinde.
Wie sehr Marat dem
armen Volke zugethan war,
beweist sein Wahlspruch: „Ui
redeat miseris, abeat for-
tuna superbis“,* der am
Kopfe seines Blattes stand.
Unablässig machte er auf die
Verrälher und Verschwörer
aufmerksam und sein Scharf-
blick sah Manches voraus,
was die Anderen noch gar
nicht ahnten. Den Verrath
des Generals Dumouriez
sagte er mit Sicherheit voraus. Darum nannte er sich mit gutem
Grunde „das Auge des Volkes".
Die Girondisten ließen nicht ab, Marat zu verfolgen. Sie
ließen ihn durch ihnen ergebene Soldaten bedrohen; eine Anzahl
solcher konnte nur durch die Nationalgarde abgehalten werden, das
Haus in Brand zu stecken, in dem Marat wohnte. Als Marat, der
Vorsitzender des Jakobiner-Klubs geworden war, eine heftige Adresse
an die Provinzen richtete, bewirkten die Girondisten, daß Marat
vor den Staatsgerichtshof, vor das Revolutionstribunal gestellt wurde.
Sie bereiteten ihm damit nur einen Triumph, denn Marat ward
sreigesprochen und eine unzählige Volksmenge trug ihn jubelnd in den
Konvent zurück.
Dieser Prozeß war das Vorspiel zum Sturze der Girondisten,
denn am 31. Mai und am 2. Juni erhob sich Paris in Waffen.
* Die Uebermüthigen sollen ihren Besitz verlieren, damit die Armen und Elenden
wieder etwas bekommen!
wurden ihm von derselben sogleich einige Druckerpressen zur Verfügung
gestellt.
Die Krisis war aufs höchste gestiegen, die Preußen rückten auf
Paris und die zahlreichen Aristokraten regten sich mächtig. Die fran-
zösische Demokratie sah sich in dringender Gefahr und die Kommune
griff zu dem Mittel eines Staatsstreichs, um sich zu retten. Marat
hatte stets für kritische Zeiten die Diktatur angerathen und Danton,
der damals die Kommune beherrschte, sah keinen anderen Ausweg.
Ein Ueberwachungsausschuß, in dem sich auch Marat befand, wurde
gebildet, der alle Reaktionäre und Aristokraten, die er erreichen konnte,
verhaften ließ. lieber diese wurde in den ersten Tage» des September
1792 ein Volksgericht abge-
halten und Diejenigen, die
man als Verbündete des
Hofes erkannte, wurden ge-
tödtet. Der Ueberwachungs-
ausschuß zeigte diese furcht-
bare Maßregel in einein
auch von Marat Unterzeich-
neten Schreiben den Pro-
vinzen an.
Die Demokratie wurde
zu diesem Staatsstreiche ge-
zwungen, da sie von den
Preußen von vorn und von
den französischen Aristo-
kraten im Rücken bedroht
war. Man kann darüber
streiten, welche Mittel dabei
anzuwenden ivaren. Aber
die Reaktionäre, welche tau-
send blutige Staatsstreiche
in der Geschichte zu ver-
antworten haben, sind nicht
berechtigt, ob der September-
Ereignisse ihr gewohntes
heuchlerisches Geschrei zu er-
heben.
Frankreich wurde durch
die Energie der Kommune
gerettet und Marat sagte mit
Recht: „Wenn die Aristo-
kraten gesiegt hätten, so
würden sie die Schuldigen
nicht so sorgfältig ausgesucht
haben."
Es wurde eine neue
Volksvertretung, der Kon-
vent, gewählt. Es wurde
zwar allgemeines, aber in-
direktes Wahlrecht gegeben,
wogegen Marat umsonst
heftig ankämpfte. Indessen
wurde er selbst in Paris zum Abgeordneten gewühlt.
Die Wuth der Bourgeoisie gegen Marat, als den Vorkämpfer
des Proletariats, brach schon wenige Tage nach dem Zusammentritt
des Konvents los. Besonders haßten ihn die Girondisten, die aus
Frankreich eine Art aristokratischer Republik machen wollten. Marat
hatte sich der Bergpartei angeschlossen, die Frankreich in eine demo-
kratische Republik mit Freiheit und Gleichheit für das gesaimnte Volk
verwandeln wollte.
Am 21. September war der Konvent zusanimengetreten und hatte
einmüthig die Republik erklärt. Schon am 24. September kam es
zu einem Zusammenstoß, der einen Kampf bis zur Vernichtung nach
sich zog. Robespierre ward von den Girondisten beschuldigt, er
strebe nach einer Diktatur. Der Mann der Tugend vertheidigte sich
schwach, worauf Marat auf der Rednertribüne erschien. Die Giron-
disten empfingen ihn mit einem fürchterlichen Lärm. Aber Marat
blieb fest. „Ich rufe Euch zur Scham!" sprach er und berief
sich auf seine Kämpfe mit den reaktionären Gewalten. Er er-
klärte, daß er allein für einen Diktator eingetreten sei, aber für
einen solchen mit einer Kugel am Bein, d. h. dem Volke ver-
antwortlich.
Die Girondisten beantragten, Marat den Prozeß zu machen,
allein der Antrag ging nicht durch. Marat zog eine Pistole hervor
und sagte, er hätte sich erschossen, wenn die Anklage beschlossen
worden wäre.
Von diesem Tage an tobte unablässig der Kampf zwischen den
Girondisten und dem Berge. Die Girondisten hingen sich wie ein
Bleigewicht an die Revolution, indem sie sich allen entschiedenen Maß-
regeln widersetzten. Und doch waren die kräftigsten Mittel noth-
wendig, da Frankreich von
dem ganzen monarchische»
Europa und von einem
schrecklichen Bürgerkrieg be-
droht war.
Dem Prozeß des Königs
und dessen Hinrichtung legte
Marat weniger Bedeutung
bei, als die übrigen Demo-
kraten. Um so mehr beschäf-
tigte er sich mit der Noth-
lage der Arbeiter. Die
Kommune sorgte für die
Arbeiter in dieser außer-
ordentlichen Zeit, so gut sie
konnte. Aber es herrschte
ein quälender Mangel an
Nahrungsmitteln und öfters
brachen Unruhen aus. Weil
Marat gegen die wucheri-
schen Händler und gegen die
elende Papiergeld - Wirth-
schaft loszog, schoben ihm
seine Feinde die Schuld an
den Unruhen zu. Er bewies
aber in seinen Artikeln, daß
er eine weit tiefere Einsicht
in die ökonomischen Dinge
hatte als seine Feinde.
Wie sehr Marat dem
armen Volke zugethan war,
beweist sein Wahlspruch: „Ui
redeat miseris, abeat for-
tuna superbis“,* der am
Kopfe seines Blattes stand.
Unablässig machte er auf die
Verrälher und Verschwörer
aufmerksam und sein Scharf-
blick sah Manches voraus,
was die Anderen noch gar
nicht ahnten. Den Verrath
des Generals Dumouriez
sagte er mit Sicherheit voraus. Darum nannte er sich mit gutem
Grunde „das Auge des Volkes".
Die Girondisten ließen nicht ab, Marat zu verfolgen. Sie
ließen ihn durch ihnen ergebene Soldaten bedrohen; eine Anzahl
solcher konnte nur durch die Nationalgarde abgehalten werden, das
Haus in Brand zu stecken, in dem Marat wohnte. Als Marat, der
Vorsitzender des Jakobiner-Klubs geworden war, eine heftige Adresse
an die Provinzen richtete, bewirkten die Girondisten, daß Marat
vor den Staatsgerichtshof, vor das Revolutionstribunal gestellt wurde.
Sie bereiteten ihm damit nur einen Triumph, denn Marat ward
sreigesprochen und eine unzählige Volksmenge trug ihn jubelnd in den
Konvent zurück.
Dieser Prozeß war das Vorspiel zum Sturze der Girondisten,
denn am 31. Mai und am 2. Juni erhob sich Paris in Waffen.
* Die Uebermüthigen sollen ihren Besitz verlieren, damit die Armen und Elenden
wieder etwas bekommen!