1543
Hobrlspähne.
Als Pharao einstens
Zu toll es getrieben,
Verhängte Jehovah
Der Landplagen sieben.
Heut eine genügt schon
Zur Pönitcnz:
Der deutschen Minister
Finanz-Konferenz.
* *
*
Das Sedanfest wäre gar nicht so dumm,
wenn es die Franzosen feierten; denn sie
brauchten für die Folgen von Sedan nur fünf
Milliarden zu zahlen, während wir noch jetzt
immer weiter zahlen müssen.
* *
*
Es schläft Europas Politik,
Kein Wölkchen steht am Himmel,
Da kehrt aus den Badeorten zurück
Der „Staatsmänner" buntes Gewimmel.
Sie lassen durch des Friedens Bild
Sich keinesfalls bcthörcn —
Mag noch so fest der Friede sein,
Sie werden ihn schon stören.
Wir leben in einer Zeit, welche das Realistische, also körperlich Greif-
bare, dem Idealen vorzieht. Deshalb glauben auch die herrschenden Kreise
in Deutschland nicht an Ideale, sondern an Korporale.
* *
*
„Wer Frieden will, muß zum Kriege rüsten", wird von den
Chauvinisten behauptet. Das trifft aber leider nur zu für denjenigen
Frieden, den die Soldaten in den Massengräbern der Schlacht-
felder finden. * ^ *
Du Staatsanwalt, voll Strenge
Laß' Deinem Eifer Lauf —
Das Elend konfiszire,
Es reizt die Menschen auf!
* -b
*
In Straßburg wurden Soldaten zum gewerbsmäßigen Teppich-
Ausklopfen kommandirt. Me schade, daß die Abgeordneten, welche
für die Soldatenvermchrung stimmten, keine Teppiche sind.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Geruchssinn.
Cohn: Isidor, laß mer auf die Probe stellen deine Nos; wonach
riecht's hier?
Isidor: Nach Frankfurter Worscht.
Cohn: Gott, was ä Diagnos.
schwere Joch der Abgaben tragen. Die Priester
aber in den Moscheen predigten den Dürftigen
Entsagung und verhießen ihnen Himmelssold; die
Houris würden den Gläubigen int Jenseits cnt-
gegenwallen und sie bewirthen und liebkosen. Doch
die Moscheen waren fast leer, alte Weiblein und
kleine Kinder hockten darin. Der Großwcssicr hatte
ihn: aber doch gesagt, der Moscheen Zahl genüge
nicht mehr, neue müßten in der Hauptstadt ge-
baut werden.
Statt der Fröhlichkeit fand Haniid in den
Quartieren, wo die Armuth haust, die trostlose
Pein des Hungers. Tag und Nacht die Arbeits-
qual, Tag und Nacht die Jagd nach dem Bissen
Brot und der handvoll Feigen, mit denen der
Arme seinen Hunger stillt. In den Vierteln je-
doch, wo die Machthaber saßen, Glanz und Wohl-
stand, prunkende Feste und eitles Nichtsthun.
Der neue König ward von tiefem Ekel ergriffen
und schlich sich fort aus dem Gedränge, fort aus der
lärmenden Enge der Gassen. Er schritt fürbaß und
kam in einen dichten Eichenwald, wo auf zerstampf-
ter Lichtung sich eine Schweineherde drängte, behütet
vom Hirtenbuben. Schnaubend und grunzend such-
ten die Borstcnthiere nach den nährenden Eicheln.
Hamid aber, dem der üble Geschmack seiner Er-
lebnisse wie Wermuth einging, griff in seine Tasche
und holte die Perle, die Glücksspcnderin heraus.
Ging hin und warf die Perle vor die Säue.
Hamid schlug sich in die Büsche, der Hütebub pfiff
auf einer Rohrpfeife sein Liedchen, und schnobernd
schlang eine Muttersau die Perle hinunter. ^
Heinrich Heine.
Die Stadt, die ihn geboren,
Hat schnöd sein Denkmal verschmäht:
Nicht sang für.- lange Ohren
Der feurige Frrihritspoet.
Du hast feine Iaubrrtöne
Entzückt, o Mainz, gehört.
Die Stadt, die fröhliche, schöne»
Hat ihn und stch selber geehrt. *
In der Kcligionsstunde.
Lehrer: Ich will Euch jetzt die Bedeutung
des Kirchenbesuchs klar machen. Wenn der
Mensch in tiefer Bedrängniß sich befindet und
nicht mehr weiß, wo aus noch ein — nach welchem
Hause lenkt er dann seine Schritte?
Schüler: Nach dem Leihhause.
Aus den Sprüchen des agrarischen
Mirza Schafvieh.
Was gefällt mir an Damen nicht?
Prüdigkeit.
Was gefällt mir an Herren nicht?
Jüdigkeit.
Was gefällt mir an Junkern gut?
Rüdigkeit..
Was gefällt mir am Kanzler gut?
Müdigkeit?
* Bekanntlich wurde mit Rücksicht auf die Müdigkeit des
Ministeriums der russische Handelsvertrag nicht fertig.
Der Gipsel der Knilfl.
In der sezesstonistischen Ausstellung zu Mün-
chen befindet sich das Porträt eines sozialdemo-
kratischen Agitators, welches so sprechend
ähnlich ist, daß Tag und Nacht ein überwachen-
der Gcilsdarin davor sitzen muß, um aufrühre-
rische Reden zu verhüten.
Der fidele Schmoller.
Herr Schmoller, der alte Professor,
Hat jüngst der Studentenschaft
Line Strafpredigt mächtig gehalten
Mit seiner Lungen Kraft.
Sie faulenzen, trinken und raufen,
Zerhacken sich Kopf und Gesicht,
Doch wie man bekämpft Sozialisten,
Das lernen und wissen sie nicht.
Sie sollen sich Wissen erwerben.
Sie sollen recht fleißig sein.
Dann würden sie Staatsretter werden —
So bildet der Schmoller sich ein.
V Schmoller, Du hast Dich verrathen.
Du altes fideles Haus,
Auch Du hast gefaulenzt, gebummelt.
Zu viel trankst der Schoppen Du aus!
Auch Du hast bei tollen Gelagen
vergessen des Lernens Pflicht,
Denn wie man bekämpft Sozialisten —
Du selber ja weißt es nicht!
So höre! Wer sieißig studirend
Den Quellen des Wissens sich naht.
Wird nimmer ein Staatsretter werden,
Lr wird ein Sozialdemokrat.
Der fröntmste Kongreh
unter allen diesjährigen Kongressen war der Inter-
nationale Arbeiter-Kongreß in Zürich, denn er ist
durch die Rede eines Engels geschlossen worden.
Preuhischer Euphemismus.
Knerhkrk man Arbeiter bestialisch,
So nennt man Ivlchra „patriarchalisch".
Steigert die Steuern man envLm,
So heihk man dieses „Skeuerrrsorni".
Schweres Verbrechen.
A. : Was hat denn der Lieutenant verbrochen,
den man wegen sozialistischer Gesinnung mili-
tärisch abgeurtheilt hat?
B. : Er soll einigeLeutezum Mißvergnügen
verleitet haben.
A.: O weh, wie wird es dann erst dem
Finanzmiuister Miquel ergehen, der sämmtliche
Steuerzahler zum Mißvergnügen verleitet!
Bliemchens Petition
an den „wahren Jacob".
Weeß Gnebbchen, mein guder Jacob, wenn ich
so sehe, wie änne arme Wäberfamilje an än cen-
zigen Häringsgobb gnabberd, wie de Handwerker
unter'n Hammer gomm'n un de Arbcider als
Vagebnnden uff der Landschdraße verarrethierd
wcr'n, da Hab' ich Sie weider gar geene Schmerzen,
als wie die, ob ooch werklich de deitsche Marine
iiff der Hehe ihrer Uffgabe schdehd un unsre Insel
Helgoland ordendlich vcrdeid'gen gann.
Mir Leibz'ger sein Seeschdädter und verschdehn
von der Marine so viel wie Genig Schdnnnn von
de Mcnschenrechde. Uns duhds schmeicheln, wenn's
ganze Meer nur so von Banserschiffen, Frechadden,
Tcrpendinbooten unKreizergondeln wimmeln duhd,
daß sich de Wallfische mid de Nasen dranschdoßen
un de Meerschweine än ordentlichen Rcschbekd
vor unserer Machd griegen duhn.
Desterwägcn mechd' ich Sie rechd scheene bidden,
duhn Se mer um Himmelswillen nischd dcrgegen
ins Bladd nein drucken, wenn ä baar hunderd
Milliönchen for de Marine verlangd wern! Wissen
Se, wenn unser Geld marinird werd, da häld
sich's besser un wenn mer änne schdarkc Marine
Ham, da grieg' mer verleichd de marinirden Häringe
billiger, die mer for unsere Reichskatzenjammer
midunder brauchen duhn. Dieses winschd Ihr
gans gehorschamster Diener Bliemchen.
Hobrlspähne.
Als Pharao einstens
Zu toll es getrieben,
Verhängte Jehovah
Der Landplagen sieben.
Heut eine genügt schon
Zur Pönitcnz:
Der deutschen Minister
Finanz-Konferenz.
* *
*
Das Sedanfest wäre gar nicht so dumm,
wenn es die Franzosen feierten; denn sie
brauchten für die Folgen von Sedan nur fünf
Milliarden zu zahlen, während wir noch jetzt
immer weiter zahlen müssen.
* *
*
Es schläft Europas Politik,
Kein Wölkchen steht am Himmel,
Da kehrt aus den Badeorten zurück
Der „Staatsmänner" buntes Gewimmel.
Sie lassen durch des Friedens Bild
Sich keinesfalls bcthörcn —
Mag noch so fest der Friede sein,
Sie werden ihn schon stören.
Wir leben in einer Zeit, welche das Realistische, also körperlich Greif-
bare, dem Idealen vorzieht. Deshalb glauben auch die herrschenden Kreise
in Deutschland nicht an Ideale, sondern an Korporale.
* *
*
„Wer Frieden will, muß zum Kriege rüsten", wird von den
Chauvinisten behauptet. Das trifft aber leider nur zu für denjenigen
Frieden, den die Soldaten in den Massengräbern der Schlacht-
felder finden. * ^ *
Du Staatsanwalt, voll Strenge
Laß' Deinem Eifer Lauf —
Das Elend konfiszire,
Es reizt die Menschen auf!
* -b
*
In Straßburg wurden Soldaten zum gewerbsmäßigen Teppich-
Ausklopfen kommandirt. Me schade, daß die Abgeordneten, welche
für die Soldatenvermchrung stimmten, keine Teppiche sind.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Geruchssinn.
Cohn: Isidor, laß mer auf die Probe stellen deine Nos; wonach
riecht's hier?
Isidor: Nach Frankfurter Worscht.
Cohn: Gott, was ä Diagnos.
schwere Joch der Abgaben tragen. Die Priester
aber in den Moscheen predigten den Dürftigen
Entsagung und verhießen ihnen Himmelssold; die
Houris würden den Gläubigen int Jenseits cnt-
gegenwallen und sie bewirthen und liebkosen. Doch
die Moscheen waren fast leer, alte Weiblein und
kleine Kinder hockten darin. Der Großwcssicr hatte
ihn: aber doch gesagt, der Moscheen Zahl genüge
nicht mehr, neue müßten in der Hauptstadt ge-
baut werden.
Statt der Fröhlichkeit fand Haniid in den
Quartieren, wo die Armuth haust, die trostlose
Pein des Hungers. Tag und Nacht die Arbeits-
qual, Tag und Nacht die Jagd nach dem Bissen
Brot und der handvoll Feigen, mit denen der
Arme seinen Hunger stillt. In den Vierteln je-
doch, wo die Machthaber saßen, Glanz und Wohl-
stand, prunkende Feste und eitles Nichtsthun.
Der neue König ward von tiefem Ekel ergriffen
und schlich sich fort aus dem Gedränge, fort aus der
lärmenden Enge der Gassen. Er schritt fürbaß und
kam in einen dichten Eichenwald, wo auf zerstampf-
ter Lichtung sich eine Schweineherde drängte, behütet
vom Hirtenbuben. Schnaubend und grunzend such-
ten die Borstcnthiere nach den nährenden Eicheln.
Hamid aber, dem der üble Geschmack seiner Er-
lebnisse wie Wermuth einging, griff in seine Tasche
und holte die Perle, die Glücksspcnderin heraus.
Ging hin und warf die Perle vor die Säue.
Hamid schlug sich in die Büsche, der Hütebub pfiff
auf einer Rohrpfeife sein Liedchen, und schnobernd
schlang eine Muttersau die Perle hinunter. ^
Heinrich Heine.
Die Stadt, die ihn geboren,
Hat schnöd sein Denkmal verschmäht:
Nicht sang für.- lange Ohren
Der feurige Frrihritspoet.
Du hast feine Iaubrrtöne
Entzückt, o Mainz, gehört.
Die Stadt, die fröhliche, schöne»
Hat ihn und stch selber geehrt. *
In der Kcligionsstunde.
Lehrer: Ich will Euch jetzt die Bedeutung
des Kirchenbesuchs klar machen. Wenn der
Mensch in tiefer Bedrängniß sich befindet und
nicht mehr weiß, wo aus noch ein — nach welchem
Hause lenkt er dann seine Schritte?
Schüler: Nach dem Leihhause.
Aus den Sprüchen des agrarischen
Mirza Schafvieh.
Was gefällt mir an Damen nicht?
Prüdigkeit.
Was gefällt mir an Herren nicht?
Jüdigkeit.
Was gefällt mir an Junkern gut?
Rüdigkeit..
Was gefällt mir am Kanzler gut?
Müdigkeit?
* Bekanntlich wurde mit Rücksicht auf die Müdigkeit des
Ministeriums der russische Handelsvertrag nicht fertig.
Der Gipsel der Knilfl.
In der sezesstonistischen Ausstellung zu Mün-
chen befindet sich das Porträt eines sozialdemo-
kratischen Agitators, welches so sprechend
ähnlich ist, daß Tag und Nacht ein überwachen-
der Gcilsdarin davor sitzen muß, um aufrühre-
rische Reden zu verhüten.
Der fidele Schmoller.
Herr Schmoller, der alte Professor,
Hat jüngst der Studentenschaft
Line Strafpredigt mächtig gehalten
Mit seiner Lungen Kraft.
Sie faulenzen, trinken und raufen,
Zerhacken sich Kopf und Gesicht,
Doch wie man bekämpft Sozialisten,
Das lernen und wissen sie nicht.
Sie sollen sich Wissen erwerben.
Sie sollen recht fleißig sein.
Dann würden sie Staatsretter werden —
So bildet der Schmoller sich ein.
V Schmoller, Du hast Dich verrathen.
Du altes fideles Haus,
Auch Du hast gefaulenzt, gebummelt.
Zu viel trankst der Schoppen Du aus!
Auch Du hast bei tollen Gelagen
vergessen des Lernens Pflicht,
Denn wie man bekämpft Sozialisten —
Du selber ja weißt es nicht!
So höre! Wer sieißig studirend
Den Quellen des Wissens sich naht.
Wird nimmer ein Staatsretter werden,
Lr wird ein Sozialdemokrat.
Der fröntmste Kongreh
unter allen diesjährigen Kongressen war der Inter-
nationale Arbeiter-Kongreß in Zürich, denn er ist
durch die Rede eines Engels geschlossen worden.
Preuhischer Euphemismus.
Knerhkrk man Arbeiter bestialisch,
So nennt man Ivlchra „patriarchalisch".
Steigert die Steuern man envLm,
So heihk man dieses „Skeuerrrsorni".
Schweres Verbrechen.
A. : Was hat denn der Lieutenant verbrochen,
den man wegen sozialistischer Gesinnung mili-
tärisch abgeurtheilt hat?
B. : Er soll einigeLeutezum Mißvergnügen
verleitet haben.
A.: O weh, wie wird es dann erst dem
Finanzmiuister Miquel ergehen, der sämmtliche
Steuerzahler zum Mißvergnügen verleitet!
Bliemchens Petition
an den „wahren Jacob".
Weeß Gnebbchen, mein guder Jacob, wenn ich
so sehe, wie änne arme Wäberfamilje an än cen-
zigen Häringsgobb gnabberd, wie de Handwerker
unter'n Hammer gomm'n un de Arbcider als
Vagebnnden uff der Landschdraße verarrethierd
wcr'n, da Hab' ich Sie weider gar geene Schmerzen,
als wie die, ob ooch werklich de deitsche Marine
iiff der Hehe ihrer Uffgabe schdehd un unsre Insel
Helgoland ordendlich vcrdeid'gen gann.
Mir Leibz'ger sein Seeschdädter und verschdehn
von der Marine so viel wie Genig Schdnnnn von
de Mcnschenrechde. Uns duhds schmeicheln, wenn's
ganze Meer nur so von Banserschiffen, Frechadden,
Tcrpendinbooten unKreizergondeln wimmeln duhd,
daß sich de Wallfische mid de Nasen dranschdoßen
un de Meerschweine än ordentlichen Rcschbekd
vor unserer Machd griegen duhn.
Desterwägcn mechd' ich Sie rechd scheene bidden,
duhn Se mer um Himmelswillen nischd dcrgegen
ins Bladd nein drucken, wenn ä baar hunderd
Milliönchen for de Marine verlangd wern! Wissen
Se, wenn unser Geld marinird werd, da häld
sich's besser un wenn mer änne schdarkc Marine
Ham, da grieg' mer verleichd de marinirden Häringe
billiger, die mer for unsere Reichskatzenjammer
midunder brauchen duhn. Dieses winschd Ihr
gans gehorschamster Diener Bliemchen.