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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0006
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2096

Ins neue Jahr. ^

Ein froher Kitt ius neue Jahr,
Frischauf, Genossen, straff die Lüget!

Gb man auch inunlrle, die Gefahr,

Sie laure hinter jedem Hügel.

Sie mögen uns Verderben dröhn
Die Feinde, würhend, wie Berserker —
Wir lachen ihrem Borne Hohn,

Wir Können es, denn wir sind starker.

Ga seht den Stumm — er ist im Tand
Der würhendste gewisz von allen,

Gr streckt nach unfern Skalps die Hand,
Gern sah' er unsre Hüpfe fallen.

And doch, die Angst verläszt ihn nicht!
Mao er mit tobendem Gezanke
Vom „Schutz des Vaterlandes" spricht.
Das gilt nur seinem Hassenschranke.

Da hört den biedern Wronsart an.

Wenn seiner Ge de Salben krachen.

Wie der im Geichs tag schelten kann!

Ans reizt er, — aber nur zum Rachen.
Was gilt uns ein Ministerlein,

Nachdem wir in der Leitung lasen,

Dasz bei der Hofjagd Gasterei'»

And zöge man am Gnde gar

Den Bismarck auf aus der Versenkung,

And bür' er seine Hilfe dar.

Vergessend jede alte Hrankung —

Wir haben ihn auch, wie er weisz.

Gar oft besiegt in früher» Lagen,

Gr kann als alter Mummelgreis
Mit uns den neuen Hampf nicht wagen.

And wenn Justitia Vfeile schosz.

And wenn im Herker überwintert
So mancher brave Hampfgenosz,

Doch unfern Vormarsch dies nicht hindert.
Für Jeden, der im Lwangs- Nuartier,
Stets Neue in die Bresche rückten —
Denn viel Geserben haben wir,

Grosz ist die Lahl der Anterdrückten.

Drum wohlgemuth ins neue Jahr,

Der neuen Lukunft froh entgegen!

Gs hebt sich stolz der Freiheit Aar
Gmpor mit wncht'gen Flügelschlägen.

Die Morgenrüthe flammt empor.

Die ersten Sonnenpfeile fliegen

Schon durch der schwarzen Wolken Ghor,

Sie künden uns: das Ticht wird siegen!

In Walhalla.

In Walhall, der Burg der Lotter,

Laß der alte Vdin gähnend;

Aus der Hand stellt' er den Naßkrug
Und er fluchte: „hol's der Loki!

Schon drei Lage Regenwetter,

Unglück stets im Schafkopfspiele,

Und nichts Neues in der Zeitung —
Da schlag' Chor, der Tonn'rer drein!"

Aber sieh', es nabt Krau Krigga,

Vdins würdige Gemahlin,

Und sie bringt die neu'ste Nummer
von der Zeitung „§>dins Raben",
Tageblatt und Marktanzeiger,

Die dem Göttervater treulich
von der Menschen Thun berichtet.

„Schön! was giebt es in Germanien?
's ist mir an das Herz gewachsen.
Dieses Land der Bärenhäuter,

Wo der Bettler, wie der Reiche,
Unterthan und Ltaatsminister
Gleichermaßen dickes Kell hat."

Und er liest. „Sie brauchen Heuer-
Mieder viel des rothen Goldes
Kür den Militäretat.

Ja, da kann kein Gott euch helfen.
Denn der Schatz der Nibelungen
würde kaum sechs Wochen reichen
Kür die großen Löldnerheerden,

Die ihr Regimenter nennet,

Kür die vielen blanken Rnöpfe,

Kür die mächtigen Uanonen,

Kür das Pulver, das ihr eifrig
Beim Manöver schon verpufft."

weiter. „Immer noch das Raufen
Mit der rothen Nidgardschlange,

Die an jedem Strand sich zeiget.

Die bedroht die alte Welt.

Minister fallen wie die Hasen!

Der „Schneeschipper."

Ls war in der seligen Weihnachtszeit,

Ta seufzte ein armer Mann voll Leid:

„Lechs Rinder schreien ums tägliche Brot,
Und ich ohne Arbeit, o bittere Noth!"

Drauf starrte der Mann in die Nacht hinein;
hell strahlte im festlichen Lichterschein
Die Bel-Ltage dort vis ü vis.

„Dort drüben jubeln und scherzen sie.

Dort findet jetzt die Bescheerung flatt,
wohl dem — dacht' der Arme — der etwas hat!
An Hunger und Rälte denkt sicherlich
Tort Niemand o Himmel erbarme dich!"
Der Himmel hat seine Bitte erhört:

Am nächsten Morgen lag schneebeschwert
Die Lrde in winterlicher Pracht,

Ls hatte geschneit die ganze Nacht.

Himmel", rief jubelnd der arme Mann,
„So fleht' ich dich nicht vergeblich an!

Nun giebt es auch Arbeit sicherlich.

Zum Schneeschippen meid' ich noch heute mich!
Dann kommt auch wieder, dem Himmel sei Dank,
Das nöthige Brot in den Speiseschrank."

So schaffte der Himmel Hilfe und Rath —

Lr kannte noch nicht den Magistrat:

wie dicht auch die Straßen der Stadt verschneit.

Geschippt wurde doch nicht — aus Sparsamkeit!

U in st u v |.

A. : Das ist schon arg, wie dreist und offen
in Sachsen am Umsturz des Bestehenden
gearbeitet wird!

B. : Was wollen sie denn Umstürzen?

A.: Das Landtagsmahlrecht.

Sächsische Reaktionäre.

Lrschd machen mer das Wahlrechd hin.

Da kiehl'n mer unser Miedchen,
lln wenn mer denn alleene sinn.

Da duhn mer uns ä Giedchen.

Der Scharfmacher.

Ich schärfe das Messer, ich schärfe den Säbel
Zum Rampf gegen Umsturz, 'gen Liebknecht und
Mein Name ist sinnig: jBebel.

Der Scharfmacher bin ich!

Ich fordre zum Rampfe auf Tod und auf Leben
Die Keinde, die inn'ren, sie mögen erbeben,
hurrah! schrei' ich fleißig
Und Scharfmacher heiß' ich!

Stumm und Drescher.

Schiller spielte in seiner Jugend die Flöte.
Ein Nachbar sagte eines Tages zu ihm: „Herr
Schiller, Sie spielen wie David, nur nicht so
schön." Schiller antwortete: „Herr Nachbar, Sie
reden wie Salomo, nur nicht so weise." Auch
Herr- v. Stumm spricht gern in Sentenzen wie
Salomo, nur nicht so weise, dafür um so origi-
neller. Sein neuester Spruch: „Die Sozialdemo-
kratie ist die geborene Majcstätsbeleidigimg" wird
neben seinem anderen: „Es giebt keinen vierten
Stand" unter den Stilblüthen großprotzigen Aber-
witzes noch der Nachwelt zu lachen geben. Wären
wir boshaft, so würden wir ihni dafür ins Album
schreiben: „Herr Stumm ist der geborene Grobe
Unfug." Wir wollen aber lieber seinen Spruch
ernst nehmen und den Preis, den ein Organ
der Ordnungspressc kürzlich für das beste Gesetz
gegen den Umsturz ausgeschrieben hat, dem ersten
Berliner Staatsanwalt Drescher zuerkennen, denn
nach diesem Herrn ist schon die Zugehörigkeit zu
einer dem Kaiser mißliebigen Partei Majestüts-
beleidigung und kann als solche bestraft werden.

Befähigungs-Nachweis.

A. : Was beabsichtigt Ah l warbt mit seiner
amerikanischen Agitationsrcise?

B. : Er will bei der dortigen Redefreiheit den
Befähigungsnachweis im Schimpfen erbringen.
Dann hofft er, in Deutschland Kriegsminister
zu werden.
 
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