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Mancher Leser wird bedenklich den Kopf schütteln, wenn er den wunderbaren
Vogel Rukh, ohne den ein echtes arabisches Märchen gar nicht zu erzählen wäre,
plötzlich in da» Reich der Mitte, nach Lhina, versetzt sieht, Trotz aller Philologen ist
e» aber doch so, auch Lhina hat seinen Vogel, der Rukh heißt, und der als Vene ex
machina ab und zu den Retter in der Roth macht, wenn auf seine Rathschläge nicht
gehört wird, so kann er nicht dafür. Manche», was in letzter Zeit in Lhina pafstrte,
deutet darauf hin, daß der gute Vogel vergebens feine warnend- Stimme hat ertönen
lasten. Wir veröffentlichen das nachstehende Gedicht, welches uns von einem auf-
geklärten Sohn des himmlischen Reiches zugegangen, zum Beweise dafür, daß in
Lhina vieles nicht gut bestellt ist,)
3n Cschanst's Hauptstadt
Tschenganhieng
Geschah voreinst ein seltsam
Ding:
Die Bonzen, eines Morgens
früh,
Erschienen blaß vor'm
Hoangti
(So lautet Thinas Kaiser-
titel);
Sie riefen: „Himmelssohn,
im Mittel
Der Erde herrschend, —
Weelieh-Wang
Hung-kuang!
Die Schaaken, so dem Tem-
pel hie
Aus Erz gestiftet Kaiser Thü,
Die Stück für Stück in Schrift
den Namen
von einer Neichsprovinz be-
kamen, —
Sie schaukeln ganz von selbst,
dabei
Wiegt jede doch der Zentner
drei.
Welch Vme», KaiserWeelieh-
Wang,
Hung - kuang!
Den seidnen, gelben Kaftan
weit
Thal an der Kaiser, im
Geleit
Befanden sich mit Schreckens-
mienen
Die allerhöchsten Manda-
rinen.
Schon auf dem Tempel-
vorplatz scholl
Der Schaukelhall in Dur
und Moll,
Daß wie ein Grabgeläut es
klang:
„Hung-kuang!"
Im Hause ruft der Kaiser an
Die Himmelsmacht, den Tia-
Tian,
Und draußen betet Alles, was
Nur Zöpfe hat, ohn' Unter-
laß.
Wie Cia-Tian, ermuntert, blickt
Hinab, hat er den Rukh geschickt
Zu künden den Zusammenhang.
Hung-kuang.
„Hör', Meelieh-Wang", sprach Vogel Rukh,
»Jetzt, statt zerknirscht, sei lieber klug.
Die Kötter warnen dich in Hulden.
Es ward das Volk durch dein Verschulden
Ganz unerhört und hart gequält.
Daß man's auf offnem Markt erzählt!
Wie thöricht bei so hohem Rang!
Hung-kuang.
„Doch ist des Himmels weiser Schluß:
Kein Hoangti, auch wenn er muß.
Wird bessern sich und seinen Wandel;
Drum schlägt er vor dir einen Handel.
Mancher Leser wird bedenklich den Kopf schütteln, wenn er den wunderbaren
Vogel Rukh, ohne den ein echtes arabisches Märchen gar nicht zu erzählen wäre,
plötzlich in da» Reich der Mitte, nach Lhina, versetzt sieht, Trotz aller Philologen ist
e» aber doch so, auch Lhina hat seinen Vogel, der Rukh heißt, und der als Vene ex
machina ab und zu den Retter in der Roth macht, wenn auf seine Rathschläge nicht
gehört wird, so kann er nicht dafür. Manche», was in letzter Zeit in Lhina pafstrte,
deutet darauf hin, daß der gute Vogel vergebens feine warnend- Stimme hat ertönen
lasten. Wir veröffentlichen das nachstehende Gedicht, welches uns von einem auf-
geklärten Sohn des himmlischen Reiches zugegangen, zum Beweise dafür, daß in
Lhina vieles nicht gut bestellt ist,)
3n Cschanst's Hauptstadt
Tschenganhieng
Geschah voreinst ein seltsam
Ding:
Die Bonzen, eines Morgens
früh,
Erschienen blaß vor'm
Hoangti
(So lautet Thinas Kaiser-
titel);
Sie riefen: „Himmelssohn,
im Mittel
Der Erde herrschend, —
Weelieh-Wang
Hung-kuang!
Die Schaaken, so dem Tem-
pel hie
Aus Erz gestiftet Kaiser Thü,
Die Stück für Stück in Schrift
den Namen
von einer Neichsprovinz be-
kamen, —
Sie schaukeln ganz von selbst,
dabei
Wiegt jede doch der Zentner
drei.
Welch Vme», KaiserWeelieh-
Wang,
Hung - kuang!
Den seidnen, gelben Kaftan
weit
Thal an der Kaiser, im
Geleit
Befanden sich mit Schreckens-
mienen
Die allerhöchsten Manda-
rinen.
Schon auf dem Tempel-
vorplatz scholl
Der Schaukelhall in Dur
und Moll,
Daß wie ein Grabgeläut es
klang:
„Hung-kuang!"
Im Hause ruft der Kaiser an
Die Himmelsmacht, den Tia-
Tian,
Und draußen betet Alles, was
Nur Zöpfe hat, ohn' Unter-
laß.
Wie Cia-Tian, ermuntert, blickt
Hinab, hat er den Rukh geschickt
Zu künden den Zusammenhang.
Hung-kuang.
„Hör', Meelieh-Wang", sprach Vogel Rukh,
»Jetzt, statt zerknirscht, sei lieber klug.
Die Kötter warnen dich in Hulden.
Es ward das Volk durch dein Verschulden
Ganz unerhört und hart gequält.
Daß man's auf offnem Markt erzählt!
Wie thöricht bei so hohem Rang!
Hung-kuang.
„Doch ist des Himmels weiser Schluß:
Kein Hoangti, auch wenn er muß.
Wird bessern sich und seinen Wandel;
Drum schlägt er vor dir einen Handel.