äs£ Vellage zum „Wahren Jacnk" Kr. 250. LL!
Winters Lust und Leid. H«-
(Siehe das Bild auf S. 21(25.)
Der König Minier, der grimme Tyrann,
Tr bricht hervor aus den: dunklen Tann,
Tr jagt durch die Lande querfeldein,
Der schreckliche Knochenmann hinter ihm drein.
Ts heult die Meute, der Aufschlag dröhnt,
Der irrende Wanderer ächch und stöhnt,
Die Schatten des Todes umhüllen ihn,
Die schimmernde Sense bliht über ihn hin.
Doch steh' — in des Winters finsterem Trost
Tin heitrer Geselle auf meistern Rost,
Tin fröhlicher Rursche in bunter Tracht,
Der läutet die Schellen und stngt und lacht.
Der reitet lärnrend vor's Schloßportal:
„Dum Teste ruft euch Vrnn Tarneval!"
Da jubeln die Schönen, da redet ihr Wlick
Von Heister Lust, von Liebesglück.
Da thrirr stch die festlichen fallen auf,
Da strömet das Völkchen der Narren ru Lauf,
Da rauscht die Musik, da wirbelt der Tan?,
Da rast durch die Säle der Mummenschanz
Ts bringt der begeisterten Zecher Schaar
Dem König Wirrter Huldigung dar,
And Niemand ahnet, wie draußen im Tann
Sinkt sterbend darnieder ein Wandersmann.
Die Neichen im blitzenden Nestgefchmeiö,
Was wissen sie wohl von der Armuth Leid?
Was wissen ste wohl von des Winters Gewalt,
Wenn brausender Jubel ihr Test durchhallt?
Die weiten Geftlde deckt ja die Nacht;
Die sorgende „Drönuug" hütet und wacht,
Daß nimmer )u deutlich des Hungers Schrei
Im Schlosse der Neichen vernehmlich fei.
Iuda§.
(Zehr frei nach Beranger.)
Judas, voll von heil'gem Trimme,
Lifert fiir Gesetz und Recht.
Judas hat sich, der verräther,
Aufgeknüpst dereinst; jedoch ü'~ uil
Judas, heißt's, ist nicht gestorben, Harte Strafen so , ,
Leben soll er heute noch.
Habet Acht!
Judas steckt voll Riedertracht.
Judas schwärmtfürGrdnung, Sitte,
Und zumat für Religion.
Lief verhaßt ist ihm deßwegen
Umsturz, Revolution.
Fromme wuth!
Leid vor ihr stets auf der Hut!
Alle, die gesinnt sind schlecht,
wird er mild.
Führt er sicher was im Schild.
Judas hat ein Herz, ein warmes.
Für den Bauer, Arbeitsmann.
. Lr betheuert, ihm zu helfen.
Wie und wo und wann er kann.
Doch im Rath
Sinnt er Trug und spinnt verrath.
Judas schätzt und liebt die Freiheit f . .. r„- -
Rennt sich manchmal IibM-At ' Hgt dir fuße ^
sich manchmal liberal.
Deshalb ist der Sozialismus
Seinem Herzen so fatal.
Schärft den Blick!
Judas ist ein Talgenstrick.
Judas ist sehr patriotisch,
Hurrah schreit er überlaut
Und auf seiner Busennadel
Landesvaters Bild man schaut.
^ Aufgepaßt!
Judas ist ein schlimmer Taft.
inge.
Rennt sich deinen besten Freunc,
Und versichert oft, wie ehrlich
! Und wie gut er's mit dir meint.
Drau ihm nicht!
\ Judas ist ein Schelm und Wicht-
' Judas zeigt sich in der Nutte,
Uniform, Rock, Frack, Talar.
Ist der Hans in allen Lcken,
Stützt den Dhron und den Altar,
j wacht und macht,
1 Daß er in die Faust nicht lacht!
Natlz ;um Guten.
Die ihr stets zetert und klagt: Welcher Schmutz in der heutigen Dichtung!
Wie sie doch immer Gemeinheit und Rohheit uns zeigt!
Helfet, Ihr Weisen den Schmutz aus der Welt zu verbannen,
Und Ihr habt dein Poeten gründlich sci.i Treiben gelegt.
Prüfstein.
Wenn irgend eine neue Idee von den Leutchen ni cht wird als „ver-
1 * erklärt — dann darfst du zweifeln a» ihrem uern.
von Hans wageinuth.
s war gegen Mitternacht, als ich den sagenreichen Berg
hinanstieg. Geisterhaft unb geheimnißvoll flüsterte
es in den Wipfeln der Bäume, die vonr gelben
Mondstrahl beleuchtet waren. Oben aus den Ruinen
am der schrille Schrei des Käuzchens. Auf einer Dorfkirche schlug
s zwölf Uhr. Da stieg ein blaues Flämmchen vor mir auf, und
ls ich demselben folgte, kam ich zu einer Höhle, an bereit Eingaiig der
ekannte Ziverg mit langem Barte stand.
„Wer bist Du?" fragte er mit seinem dünnen Sümmchen.
Ich wies meine Legitimation als Mitarbeiter des „WahrenJacob" vor.
„Du kannst passiren!" sagte er. „Aber sehe niemals nach rückwärts!"
„Ich schaue nur vorwärts", sagte ich und trat in die Höhle. Es
var ein langer Gang, an dessen Ende ein Licht strahlte. Ob es ein
lektrisches war, weiß ich nicht. Unter den« Licht befand sich eine Pforte,
ne von selbst aufsprang, als ich Herankain.
Ich trat ein und befand mich beim alten Heldengreis, der ruhig
m dein historischen Marmortisch saß, durch den der Bart hindurch
;ewachsen.
„Was willst Du?" fragte er schläfrig.
„Ich möchte Euch interviewen."
„Was ist das?"
„Man fragt Jemand darüber aus, >vas er denkt und was er
llmt. lind schreibt es hernach in die Zeitungen."
Winters Lust und Leid. H«-
(Siehe das Bild auf S. 21(25.)
Der König Minier, der grimme Tyrann,
Tr bricht hervor aus den: dunklen Tann,
Tr jagt durch die Lande querfeldein,
Der schreckliche Knochenmann hinter ihm drein.
Ts heult die Meute, der Aufschlag dröhnt,
Der irrende Wanderer ächch und stöhnt,
Die Schatten des Todes umhüllen ihn,
Die schimmernde Sense bliht über ihn hin.
Doch steh' — in des Winters finsterem Trost
Tin heitrer Geselle auf meistern Rost,
Tin fröhlicher Rursche in bunter Tracht,
Der läutet die Schellen und stngt und lacht.
Der reitet lärnrend vor's Schloßportal:
„Dum Teste ruft euch Vrnn Tarneval!"
Da jubeln die Schönen, da redet ihr Wlick
Von Heister Lust, von Liebesglück.
Da thrirr stch die festlichen fallen auf,
Da strömet das Völkchen der Narren ru Lauf,
Da rauscht die Musik, da wirbelt der Tan?,
Da rast durch die Säle der Mummenschanz
Ts bringt der begeisterten Zecher Schaar
Dem König Wirrter Huldigung dar,
And Niemand ahnet, wie draußen im Tann
Sinkt sterbend darnieder ein Wandersmann.
Die Neichen im blitzenden Nestgefchmeiö,
Was wissen sie wohl von der Armuth Leid?
Was wissen ste wohl von des Winters Gewalt,
Wenn brausender Jubel ihr Test durchhallt?
Die weiten Geftlde deckt ja die Nacht;
Die sorgende „Drönuug" hütet und wacht,
Daß nimmer )u deutlich des Hungers Schrei
Im Schlosse der Neichen vernehmlich fei.
Iuda§.
(Zehr frei nach Beranger.)
Judas, voll von heil'gem Trimme,
Lifert fiir Gesetz und Recht.
Judas hat sich, der verräther,
Aufgeknüpst dereinst; jedoch ü'~ uil
Judas, heißt's, ist nicht gestorben, Harte Strafen so , ,
Leben soll er heute noch.
Habet Acht!
Judas steckt voll Riedertracht.
Judas schwärmtfürGrdnung, Sitte,
Und zumat für Religion.
Lief verhaßt ist ihm deßwegen
Umsturz, Revolution.
Fromme wuth!
Leid vor ihr stets auf der Hut!
Alle, die gesinnt sind schlecht,
wird er mild.
Führt er sicher was im Schild.
Judas hat ein Herz, ein warmes.
Für den Bauer, Arbeitsmann.
. Lr betheuert, ihm zu helfen.
Wie und wo und wann er kann.
Doch im Rath
Sinnt er Trug und spinnt verrath.
Judas schätzt und liebt die Freiheit f . .. r„- -
Rennt sich manchmal IibM-At ' Hgt dir fuße ^
sich manchmal liberal.
Deshalb ist der Sozialismus
Seinem Herzen so fatal.
Schärft den Blick!
Judas ist ein Talgenstrick.
Judas ist sehr patriotisch,
Hurrah schreit er überlaut
Und auf seiner Busennadel
Landesvaters Bild man schaut.
^ Aufgepaßt!
Judas ist ein schlimmer Taft.
inge.
Rennt sich deinen besten Freunc,
Und versichert oft, wie ehrlich
! Und wie gut er's mit dir meint.
Drau ihm nicht!
\ Judas ist ein Schelm und Wicht-
' Judas zeigt sich in der Nutte,
Uniform, Rock, Frack, Talar.
Ist der Hans in allen Lcken,
Stützt den Dhron und den Altar,
j wacht und macht,
1 Daß er in die Faust nicht lacht!
Natlz ;um Guten.
Die ihr stets zetert und klagt: Welcher Schmutz in der heutigen Dichtung!
Wie sie doch immer Gemeinheit und Rohheit uns zeigt!
Helfet, Ihr Weisen den Schmutz aus der Welt zu verbannen,
Und Ihr habt dein Poeten gründlich sci.i Treiben gelegt.
Prüfstein.
Wenn irgend eine neue Idee von den Leutchen ni cht wird als „ver-
1 * erklärt — dann darfst du zweifeln a» ihrem uern.
von Hans wageinuth.
s war gegen Mitternacht, als ich den sagenreichen Berg
hinanstieg. Geisterhaft unb geheimnißvoll flüsterte
es in den Wipfeln der Bäume, die vonr gelben
Mondstrahl beleuchtet waren. Oben aus den Ruinen
am der schrille Schrei des Käuzchens. Auf einer Dorfkirche schlug
s zwölf Uhr. Da stieg ein blaues Flämmchen vor mir auf, und
ls ich demselben folgte, kam ich zu einer Höhle, an bereit Eingaiig der
ekannte Ziverg mit langem Barte stand.
„Wer bist Du?" fragte er mit seinem dünnen Sümmchen.
Ich wies meine Legitimation als Mitarbeiter des „WahrenJacob" vor.
„Du kannst passiren!" sagte er. „Aber sehe niemals nach rückwärts!"
„Ich schaue nur vorwärts", sagte ich und trat in die Höhle. Es
var ein langer Gang, an dessen Ende ein Licht strahlte. Ob es ein
lektrisches war, weiß ich nicht. Unter den« Licht befand sich eine Pforte,
ne von selbst aufsprang, als ich Herankain.
Ich trat ein und befand mich beim alten Heldengreis, der ruhig
m dein historischen Marmortisch saß, durch den der Bart hindurch
;ewachsen.
„Was willst Du?" fragte er schläfrig.
„Ich möchte Euch interviewen."
„Was ist das?"
„Man fragt Jemand darüber aus, >vas er denkt und was er
llmt. lind schreibt es hernach in die Zeitungen."