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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0043
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2129 • •

(5onflön

er 'JPnlt' in ncblichter Däm-
merung lräumt,

Ls flüstern die Blätter, die
feuchten,

Jedoch den Gipfel des Berges
säumt

Des Morgenroths steigendes
Leuchte».

Rh, spricht der pfaff, wie schön ist die Welt,
Doch ist sie nicht für die Bösen,

Die hat sich der Teufel zugesellt
Und zu Höllenqualen erlesen.

Ja, herrlich ist es, der Uri eg er meint,

Ich fühl' ein stolzes Behagen,

Als hält' ick) drunten den rothen Feind
Recht gründlich aufs Haupt geschlagen.

wie tausend Dukaten, der Börsenmann spricht,
Däucht mir dieses Strahlengefunkel,

Zur uns das Gold und das Sonnenlicht!

Der Pöbel gehört ins Dunkel! —

Und auf des Gebirges kahlem Grat
Da haben in frühen Stunden
Lin Pfaff, ein Börsenmann und ein Soldat
Vergnügt sich zusammen gefunden.

Das edle Kleeblatt bewundernd schweigt,
Sich hohen Genuß verheißend.

Denn roth erglühend die Sonne steigt
Lmpor jetzt, die Nebel zerreißend.

§ie wollen den Aufgang der Sonne schau'»
Hier auf des Berges Spitze,

Jetzt zucken herüber durchs Norgengrau'n
Lchon röthliche Strahlenblitze.

Jedoch der feurige Sonnenball
weiß nichts von Haffen und Neiden,
Lr spendet sein Licht den Menschen all
So heut' wie zu allen Zeiten!

Den Oochletdenden.

Laß dich zur Bescheidenheit,
ZnnKerlein, ermahnen!

Denke der vergangnen Zeit,

Denke deiner Ahnen;
tuntcrm Strauche stailden sie,

Beute zu erinnern,
was sie fanden, raubten sie
Bürger oder Bauern.

Theils tu ihrer Ahnengruft
Licacn sie begraben,

Theils auch, baumelnd in der L uft,
Nährten sie die Naben.

Aber sie vererbte,! dir
Ihre reiche Beute,

Darum siehst du glorreich hier
Als Agrarier heute.

Möchtest nun aus fremdem Gut
Stets deu Raub erneuern,

Forderst reichlichen Tribut
Noch alls Zoll und Steuern,

Und gerührt von deiner „Noth"

lBei Thainpagncrflafchcn)

Siebt man dir das Gnadenbrot
Aus des Volkes Tafcheu.

Schnitzel.

Der telltschs Bürger unterschätzt die Gehirn,
Produkte keineswegs, — wenigstens wenn sic in
seinem Leibkatalog, dem Kochbuch, ausgezeichnet
sind. *

„Si, Ei!" sagte Ahlwardt in Amerika, da
wischte er sich das Gelbe der faulen Eier, mit
denen er beworfen wurde, aus dem Gesicht.

Der Hammerstein e It t b r a n n t e für Religion,
Sitte und Ordnung, dann brannte er sich alle,,
Anschuldigungen gegenüber w e i ß und hierauf
durch! als mau ihn zu Athen verhaftete, war
er abgebrannt; jetzt soll ihm auch noch etwas
aufgebrannt werden.

Im Hochgebirge. -

Die Unzufriedenen.

Es gicbt zwei Hauptgruppen von unzufriedenen Rebellen im staats-
crhaltenden Lager, das sind die Agrarier und die Zünftler.

Wie man betbeii helfen könne, das ist die Frage, die schon ungeheure
Mengen von gedroschenem leeren Stroh und Dutzende von zerbrochenen
Mimsterköpfen gekostet hat.

Man behandelte aber die Forderungen der beiden unzufriedenen
Gruppen immer getrennt, und darin lag der Fehler. Man nehme
einmal beide gleichzeitig vor und man wird zu neuen, überraschenden
Rcsiiltateir kommen.

Die Zünftler ivollen von der Konkurrenz der inodernen Großindustrie
und des Handels befreit sein. Die Agrarier wünschen theures Brot,
theurcn Schnaps lind gelegentlich eine Liebesgabe.

Gut. Jetzt versetze man einfach die Zünftler nach Ostelbicn in die
großen ländlichen Distrikte, wohin der Einfluß der modernen Weltkultur
in nur geringem Maße zu dringen vermag. Die Agrarier aber setze
man in die großen Städte und übertrage ihnen handwerksmäßige Betriebe,
bei denen sie ihr Brot nur rnühsam erwerben können, dann wird es
ihnen bald theuer genug sein.

Die Zünftler werden sich in den osü und westpreußischen Ländern
sehr wohl befinden. Der Schuster zum Beispiel wird dort seine Leder-
liefevantcn, die Ochsen, in nächster Nähe haben, das Leder wird also
billig sein unb kein Ramschbazär wird ben Preis des fertigen Produktes
Herabdrücken. Da das Gros der Bevölkerung daselbst während eines
großen Theils des Jahres barfuß gebt, jo wird der zünftige Schuhmacher
"ur feine Kundschaft haben — den Herrn Landrath, die Frau Baronin

Schön ist die Jugend bc! frohen Zeiten,
Schon »I die Jugend, sie kommt nicht mehr.
 
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